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Intimrasur im Schaufenster: Sie nimmt Amts-Anordnung wörtlich

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München - Zu einer haarigen Angelegenheit für die Behörden ist eine Protestaktion der Besitzerin eines Wiener Schönheits-Salons geworden. Dabei hatte sie nur buchstabengetreu eine Auflage erfüllt.

Wer in diesen Tagen in Wien beim Spaziergang an der „Beauty Bar“ vorbeikommt, dem könnten bei dem, was er da zu sehen bekommt, die Haare zu Berge stehen. Die Besitzerin des Schönheits-Salons hat nämlich angekündigt, sie werde ab sofort Kundinnen, die ein „Brazilian Waxing“, also eine Komplett-Entfernung der Haare im Intimbereich, wünschen, in der Auslage des Beauty-Tempels behandeln. Weil das die Behörden so gefordert hätten, wie sie sagt.

Das geht aus einem Facebook-Posting hervor, das in nur zwei Tagen viral gegangen ist. In dem auf dem sozialen Netzwerk veröffentlichten Brief an die Behörde für Arbeitsschutz, in Österreich Arbeitsinspektorat genannt, schreibt Katia Wagner: „Wir erfüllen hiermit Ihre Anordnung, wonach Intim-Enthaarungen nur in Räumen mit Fenstern ins Freie durchgeführt werden dürfen. Ich meinte zwar bisher, dass bei der Intim-Enthaarung ein diskreter Behandlungsraum ohne Zuschauer im Interesse unserer Kunden sei, aber Sie wissen es offenbar besser. Ihrem Wunsch komme ich hiermit nach und biete ab heute Brazilian Waxing in der Auslage mit "Sichtkontakt ins Freie" an, ganz wie Sie es wollten.“ 

Auf dem angehängten Bild sieht man sie von hinten breitbeinig im Schneidersitz auf der Behandlungs-Liege hocken, der Rock ist weit nach oben geschoben, der Blick auf die Fensterfront des Ladens gerichtet, vor der direkt der Bürgersteig liegt.

Einladung zum „behördenkonformen Pofalten-Waxing“

Doch das Anschreiben geht noch weiter, mit einem haarsträubenden Angebot: „Für Sie haben wir uns auch eine ganz besondere Aktion ausgedacht“, schreibt die 28-Jährige. „Die ersten zehn ArbeitsinspektorInnen, die mir beweisen, dass ich offenbar zu prüde bin, um diese Anordnung zu verstehen, und die zu einem Intim-Waxing in der Auslage bei uns heute vorbeikommen, erhalten ein Pofalten-Waxing gratis dazu! Zeigen Sie jetzt genau den Mut, den Sie beim Verfassen dieser Weisung an mich hatten, und kommen Sie uns auf ein behördenkonformes Intimwaxing mit Sicht ins Freie besuchen! Ich freue mich auf Ihr Kommen!“

Der offene Brief wurde in weniger als 48 Stunden bereits mehr als 27.000 Mal mit Likes, Herzen und lachenden Emojis bedacht und mehr als 7000 Mal geteilt. Mehr als 700 überwiegend positive Kommentare verzeichnet die ungewöhnliche Offerte derzeit. Auch die Presse - und nicht nur die österreichische - hat bereits Wind von dem Fall bekommen, sogar die britische Daily Mail berichtet bereits darüber.  

Das sagt das Amt

Hintergrund des so freundlich-bösen Postings mit der haargenau befolgten Anweisung ist laut der österreichischen Zeitung „Presse“ eine Beurteilung des Arbeitsinspektorates. Nach einem Kontrollbesuch ließen die Beamten kürzlich nämlich kein gutes Haar an dem Salon. Sie fanden demnach „gravierende Mängel“ und ein „chaotisches Gesamtbild“ vor - so fehlten etwa Arbeitsaufzeichnungen der 30 Mitarbeiter sowie in den Arbeitsräumen eine Be- und Entlüftungsanlage - und eben auch der besagte vorgeschriebene Blick ins Freie. 

Dieser gilt allerdings natürlich nur für die Räumlichkeiten im ersten Stock des Salons, wie der zuständige Pressesprecher des österreichischen Sozialministeriums dem Blatt erklärt. "Kein Mensch will, dass in der Auslage gearbeitet wird", betont Christoph Ertl. Er unterstellt Wagner, sie habe es mit ihrer Protestaktion auf einen medienwirksamen Marketing-Gag abgesehen.

Aktion gegen Amts-Schikane

Davon will die ehemalige Miss Austria aber nichts wissen. Sie habe nur eine Diskussion über die „teilweise überkommenen Vorschriften“ in Gang setzen wollen. „Ich persönlich wünsche mir, dass den Menschen, die etwas schaffen möchten, keine Steine in den Weg gelegt werden. Ich wünsche mir, dass aufstrebende Jungunternehmer gefördert statt schikaniert werden. Und ich wünsche mir, dass das Arbeitsinspektorat tatsächlich auf Augenhöhe berät und nicht bestraft“, schreibt sie einen Tag später in einem Statement. 

Das enorme Feedback habe ihr gezeigt, dass sie kein Einzelfall sei, fährt sie fort, „sondern dass viele von Euch auch schon ähnliches durchmachen mussten. Ich kann nur jeden darin bestärken, sich nicht alles gefallen zu lassen, egal, von wem.“

Zu den Vorwürfen der Behörde an ihrem Salon nimmt sie in einem Facebook-Video Stellung.

Eine gute Werbung für ihren Salon dürfte die Aktion sicher gewesen sein. Bleibt zu hoffen, dass Wagner der Behörde in Zukunft keinen Grund für weitere Haarspaltereien lässt.

hn

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