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Urteil: Kunsträuber schulden Paris 104 Millionen Euro

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Auch Modiglianis „Frau mit Fächer“ war bei dem spektakulären Kunstraub gestohlen worden. © AFP

Paris - Mehr als sechs Jahre nach der Tat kommt der spektakuläre Kunstdiebstahl aus einem Pariser Museum drei Männer teuer zu stehen. Sie verlieren weit mehr als nur ihre Freiheit.

Der Dieb sowie seine beiden Komplizen wurden zu mehrjährigem Freiheitsentzug verurteilt. Die höchste Haftstrafe von acht Jahren bekam der 49-jährige Dieb. Zwei Hehler erhielten sieben beziehungsweise sechs Jahre, wie die französische Nachrichtenagentur AFP am Montag berichtete.

Die drei Männer sollen zusammen zudem eine Entschädigung in Höhe von 104 Millionen Euro an die Stadt Paris zahlen, der die Sammlung gehört. Das entspricht in etwa dem Wert der bis heute verschollenen Meisterwerke, die wegen ihrer Bekanntheit als unverkäuflich gelten. Dabei handelt es sich um Pablo Picassos "Le pigeon aux petits pois" (Taube mit grünen Erbsen von 1911), Henri Matisses "La Pastorale" (Pastoral, 1905), Amedeo Modiglianis "La femme à l'éventail" (Frau mit Fächer, 1919), Georges Braques "L'olivier près de l'Estaque" (Der Olivenbaum bei L'Estaque, 1907) sowie Fernand Légers "Nature morte aux chandeliers" (Stillleben mit Kerzen, 1922).

Von den fünf Bildern fehlt bislang jede Spur. Einer der Hehler gab im Prozess an, er habe die Gemälde zerstört. Das glauben ihm die Ermittler allerdings nicht. 

Der Kunstdieb Vjéran Tomic ist der Justiz hinlänglich bekannt. Wegen seiner 14 Vorstrafen wurde er nicht nur zu acht Jahren Haft verurteilt, sondern muss auch eine Strafe von 200.000 Euro zahlen.

In der Verhandlung erklärte die Staatsanwaltschaft, Tomics "Professionalität grenze an Exzellenz". Er habe allerdings "nichts von einem Gentleman", sondern sei ein Krimineller ohne jedes Unrechtsbewusstsein. Tomic selbst verglich sich gegenüber Journalisten mit dem Meisterdieb Arsène Lupin, dem Helden eines in Frankreich berühmten Romans des Autors Maurice Leblanc.

So stahl „Spiderman“ die Kunstwerke

Der Einbruch im Mai 2010 hatte für Schlagzeilen gesorgt. Tomic, der wegen seiner Kletterfähigkeiten auch "Spiderman" genannt wird, brach nachts durch ein Fenster in das Pariser Museum für Moderne Kunst ein. Nach eigenen Angaben wollte er nur ein kubistisches Stillleben von Fernand Léger stehlen. Weil aber die Alarmanlage nicht funktionierte, nahm er gleich vier weitere Meisterwerke mit.

Die Tat offenbarte eklatante Sicherheitsmängel in dem Museum im wohlhabenden 16. Arrondissement im Pariser Westen. Wie sich herausstellte, bekamen auch drei Wärter von dem Einbruch nichts mit. Die Bewegungsmelder waren bereits seit Monaten außer Betrieb.

Die Polizei kam Tomic durch einen Insider-Tipp auf die Spur. Nach seiner Festnahme 2011 gestand er die Tat, weigerte sich aber, die Auftraggeber preiszugeben. Im Prozess sagte er nun aus, offenbar habe ein reicher Saudi-Araber den Diebstahl in Auftrag gegeben.

dpa/afp

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