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Silikon-Skandal: Das ist Busen-Pfuscher Jean-Claude Mas

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In Polizeigewahrsam: Jean-Claude Mas am Donnerstagmorgen in einem Polizeiwagen in Marseille (Frankreich), © dpa

Paris - Der Mann im Epizentrum des Skandals um minderwertige Brustimplantate gilt manchen als zynisch und größenwahnsinnig. Andere halten Jan-Claude Mas für einen genialen Strategen - beim Verschleiern seiner Vermögensverhältnisse.

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Grauer Vollbart, schimmernde Halbglatze und ein spöttisch wirkendes, eiskaltes Lächeln unter der großen Brille: Jean-Claude Mas heißt der Mann, der weltweit Hunderttausende Frauen in Angst und Schrecken versetzte und eine Klagewelle auslöste. Dem 72-jährigen Franzosen wird vorgeworfen, Brustimplantate aus Profitgründen mit billigem Industriesilikon statt des zugelassenen medizinischen Materials gefüllt zu haben. Er betont aber, das sei nicht gesundheitsgefährlich gewesen.

Bislang hat Mas nur wenig Einblick in seinen privaten und beruflichen Werdegang gegeben. Ein umfassenderes Bild des Mannes mussten sich die französischen Medien daher mühsam selbst zusammensetzen. Auf Fotos ist er mal im Urlaub vor einem Tauchgang zu sehen, mal im weißen Kittel bei der Präsentation seiner Produkte.

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Als „zynisch und größenwahnsinnig“ beschrieb das Magazin „Paris Match“ den begeisterten Pokerspieler. Das Blatt, das sich nach eigener Aussage Vernehmungsprotokolle der Polizei besorgt hatte, bescheinigte dem Unternehmer ein gefährliches Spiel mit dem Schönheitswahn. Der wenige Monate vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in der Pyrenäen-Stadt Tarbes geborene Unternehmer behauptete nach diesen Angaben, nie „schwere Fälle“ gehabt zu haben. Auf die Frage, was darunter zu verstehen sei, kam laut „Paris Match“ die Antwort: „Es gab nie Todesfälle.“

Nach anderen Medienberichten hat er nach Abitur und Militärdienst seine ersten beruflichen Schritte in der Pharma-Industrie als Verkäufer beim US-Konzern Bristol-Myers gemacht. Nach einer Begegnung mit einem Schönheits-Chirurgen und vor allem mit seiner späteren Lebensgefährtin habe Mas das lukrative Feld der Implantat-Herstellung entdeckt. Ohne große chemische Vorbildung entwickelte er demnach seine eigene Gel-Füllung für die Silikonkissen und gründete 1991 die Firma Poly Implant Prothèse (PIP) im französischen La Seyne-sur-Mer.

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Der zweifache Vater hält sich nach Ansicht früherer Mitarbeiter für einen genialen Erfinder. Viele seiner Opfer sehen ihn zudem als kaltblütigen Strategen, der schon früh die Insolvenz seines Unternehmens plante und über verschachtelte Firmenkonstruktionen in Luxemburg, auf den Jungfern-Inseln oder den USA sein Vermögen in Sicherheit brachte. Den Ermittlern erklärte er nach Medienberichten, er sei ein völlig mittelloser alter Mann. Selbst die Luxusvilla seiner Familie soll nicht ihm gehören, sondern seiner Lebensgefährtin.

Nach Erkenntnissen der Zeitung „Libération“ hatte Mas im September 2010 alle Firmenanteile auf seine Lebensgefährtin und ihren Sohn übertragen. In einem Telefon-Interview mit der Zeitung wütete Mas den Angaben zufolge gegen den französischen Gesundheitsminister Xavier Bertrand mit den Worten: „Der ist verrückt, dieser Gentleman, den muss man einsperren.“ Sein Silikon sei nicht schädlich, Bertrand ängstige 500 000 Frauen zu Tode, tobte Mas demnach. Als die Journalisten ins Detail gehende Fragen stellten, habe er angeboten, sie ihm per Mail zu schicken. Seine Mail-Adresse erklärte er angeblich so: „jcmas - jc, wie Jesus Christus“.

Von Ralf E. Krüger

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