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"Costa Concordia": Ein deutsches Opfer identifiziert

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Insgesamt wurden bislang zwölf Leichten geborgen. Eine kommt aus Deutschland. © dpa

Giglio - Ein Kreuzfahrt-Opfer der "Costa Concordia" ist ein Deutscher. Taucher haben eine weitere Frauenleiche geborgen. Das Auswärtige Amt bestätigt die Angaben nicht.

Bei der Kreuzfahrt-Tragödie vor der italienischen Küste ist

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mindestens ein Deutscher ums Leben gekommen. Wie ein Kommandant der Carabinieri am Sonntag auf der Insel Giglio mitteilte, ist eines der acht identifizierten Opfer ein Mann aus Deutschland. Weitere Details dürfe er nicht nennen. Der Krisenstab-Chef Franco Gabrielli sagte, dass vier Leichen nach der Havarie der „Costa Concordia“ am Freitag vor einer Woche nicht identifiziert wurden. Man suche insgesamt weiterhin nach 24 Vermissten.

Das Auswärtige Amt in Berlin hat einen deutschen Toten unter den Opfern der Schiffskatastrophe in Italien nicht bestätigt. Wie eine Sprecherin am Sonntag mitteilte, lägen dem Ministerium „keine belastbaren Informationen über deutsche Staatsangehörige unter den Toten vor“. Die italienischen Carabinieri hatten zuvor bekanntgegeben, einer der bislang identifizierten acht Toten der Havarie der „Costa Concordia“ sei ein Mann aus Deutschland.

Taucher haben am Sonntag eine weitere Frauenleiche aus dem Wrack des vor Italien havarierten Kreuzfahrtschiffes „Costa Concordia“ geborgen. Das Opfer habe eine Rettungsweste getragen und sei im unter Wasser liegenden Heck des Schiffes gefunden worden, sagte Zivilschutzsprecherin Francesca Maffini. Damit stieg die Zahl der Todesopfer auf mindestens 13, von denen bislang acht identifiziert wurden. Etwa 20 Menschen wurden noch vermisst.

Am Wrack des Luxusliners wurde am neunten Tag nach dem Unfall die Suche nach den Vermissten fortgesetzt, nachdem sich das Schiff in der Nacht wieder bewegt hatte. Am Sonntag wurden diese Bewegungen nicht mehr registriert - das 290 Meter lange Schiff liege so ruhig vor dem Hafen von Giglio wie bereits seit Tagen nicht.

Carabinieri-Kommandant Rocco Carpenteri sagte, neben dem Deutschen seien unter den Toten vier Franzosen - darunter ein Ehepaar - und je ein Mann aus Italien, Spanien und Ungarn. „Sieben der Opfer sind Männer, eines eine Frau“, berichtete Carpenteri.

Da den Einsatzkräften zum Teil widersprüchliche Angaben über die Anzahl der Passagiere und Besatzungsmitglieder vorliegen, geht deren Chef Gabrielli weiter von 24 Vermissten aus. Es sei möglich, dass die vier noch unidentifizierten Opfer nicht auf den offiziellen Listen standen. Sie wären demnach zusätzlich an Bord gewesen.

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Eine Frau aus Ungarn hat sich nach Angaben ihrer Familie auf der „Concordia“ aufgehalten, steht aber nicht auf der Liste der Reederei. „Sie könnte eine 25. Vermisste sein“, sagte Gabrielli. Außerdem meinte der Chef des Zivilschutzes, der von der Regierung wegen des Notstands auf Giglio als Verantwortlicher eingesetzt worden war, auf dem Schiff könnten sich auch blinde Passagiere befunden haben.

Die Rettungstrupps konzentrierten sich am Sonntag auf Deck vier. Dort werden im Bereich eines Restaurants weitere Opfer vermutet, wie ein Feuerwehr-Hauptmann erklärte. Taucher konnten dagegen wegen der nächtlichen Instabilität des Wracks nicht an den Arbeiten teilnehmen.

Geologe Nicola Casagli von der Universität Florenz erklärte, das Schiff sei in der Nacht teilweise einen Zentimeter pro Stunde abgerutscht. Am Tag wurde diese Bewegung fast komplett gestoppt. „Wir wissen nicht, warum sich das Schiff bewegt hat“, sagte Casagli.

Unterdessen hat der Kapitän des gekenterten Kreuzfahrtschiffes die Reederei Costa Crociere für sein riskantes und letztlich misslungenes Manöver verantwortlich gemacht. Laut Tageszeitung „La Repubblica“ erzählte Francesco Schettino bei einer Anhörung vor Gericht diese Woche, die sogenannte Verbeugung vor Giglio vom 13. Januar „wurde noch vor dem Start in Civitavecchia von Costa geplant und verlangt“.

Mit Routen, die nahe an der Küste entlang führen, „machen wir Werbung für uns“, zitierte der „Corriere della Sera“ den unter Hausarrest stehenden Kapitän der „Costa Concordia“. Manöver dieser Art habe es bereits „vor Capri, Sorrento, auf der ganzen Welt“ gegeben, habe Schettino weiter gesagt. Im Anschluss an seine Aussage war er aus der Haft in den Hausarrest entlassen worden.

Dagegen will die Staatsanwaltschaft Grosseto Einspruch einlegen und hofft auf die Daten und aufgezeichnete Gespräche des Fahrtenschreibers auf der Kommandobrücke. Die Hoffnung auf die Blackbox zerstreute Schettino in seiner Aussage vor Gericht: „Wir hatten an Bord ein Problem, seit 15 Tagen war das Backup der Sprachaufzeichnung kaputt. Wir haben einen Techniker gebeten, das Problem zu beheben, aber das ist nicht passiert.“

Zugleich rechtfertigte der Kapitän, den Notruf an die Küstenwache mehr als eine Stunde verzögert zu haben: „Aber wir mussten auf Nummer sicher gehen, denn ich wollte weder Passagieren ins Meer schicken noch Panik verbreiten, und es hätte unnötig Tote gegeben.“

dpa/dapd

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