Offenbar blinde Passagiere auf der „Concordia“

Giglio - Nach der Tragödie des Kreuzfahrtschiffes „Costa Concordia“ vor der italienischen Küste vermuten die Behörden inzwischen, dass sich mehrere blinde Passagiere an Bord befunden haben könnten.
Zivilschutz-Einsatzleiter Franco Gabrielli erklärte, dass die am
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Sonntag entdeckte Leiche einer Ungarin nicht in den offiziellen Listen eingetragen gewesen sei. Vier weitere Leichen seien bisher ebenfalls nicht identifiziert worden, anhand der Passagierlisten sei dies nicht möglich. Wegen dieser Ungenauigkeiten müsse noch von mindestens 24 Vermissten ausgegangen werden.
Am Sonntag war im verunglückten Schiff von Tauchern eine 13. Leiche entdeckt worden. Unter den bereits identifizierten Opfern sind nach Angaben von Carabinieri-Kommandant Rocco Carpenteri ein Deutscher, vier Franzosen - darunter ein Ehepaar - und je ein Mann aus Italien, Spanien und Ungarn.
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Am Wrack des Luxusliners wurde am neunten Tag nach dem Unfall die Suche nach den Vermissten fortgesetzt, nachdem sich das Schiff in der Nacht wieder bewegt hatte. Die Rettungstrupps konzentrierten sich zunächst auf Deck vier. Dort werden im Bereich eines Restaurants weitere Opfer vermutet, wie ein Feuerwehr-Hauptmann sagte.
Geologe Nicola Casagli von der Universität Florenz sagte, das Schiff sei in der Nacht zum Sonntag teilweise einen Zentimeter pro Stunde abgerutscht. Am Tag wurde diese Bewegung fast komplett gestoppt. „Wir wissen nicht, warum sich das Schiff bewegt hat“, sagte Casagli.
Unterdessen hat der Kapitän der „Costa Concordia“ die Reederei Costa Crociere für sein riskantes und misslungenes Manöver verantwortlich gemacht. Laut Tageszeitung „La Repubblica“ sagte Francesco Schettino bei einer Anhörung vor Gericht diese Woche, die sogenannte Verbeugung vor Giglio vom 13. Januar „wurde noch vor dem Start in Civitavecchia von Costa geplant und verlangt“.
Mit Routen, die nahe an der Küste entlang führen, „machen wir Werbung für uns“, zitierte der „Corriere della Sera“ den unter Hausarrest stehenden Kapitän der „Costa Concordia“. Manöver dieser Art habe es bereits „vor Capri, Sorrento, auf der ganzen Welt“ gegeben, habe Schettino weiter gesagt.
dpa