Mordprozess gegen falschen bayerischen "Rockefeller"

Los Angeles - Ein Bayer gab sich jahrelang in den USA als Rockefeller-Nachkomme aus. Wegen Entführung seiner Tochter sitzt der 50-Jährige schon im Knast. Nun kommt ein Mordprozess auf ihn zu - 27 Jahre nach der Tat.
Ein als “falscher Rockefeller“ bekannter Hochstapler aus Bayern muss in Kalifornien wegen Mordvorwürfen vor Gericht. Nach einer mehrtägigen Anhörung in Los Angeles gab ein Richter am Dienstag grünes Licht für einen Prozess gegen den 50-Jährigen. 27 Jahre nach dem mysteriösen Verschwinden eines kalifornischen Ehepaares brachte die Anklage nach Ansicht des Richters genügend Beweise vor, um den Mann vor Gericht zu stellen. Laut einem Bericht der “Los Angeles Times“ soll er am 9. Februar vor den Haftrichter treten.
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Der Mann war bereits im vergangenen März wegen Mordes angeklagt worden. Im Juli hatte er auf “nicht schuldig“ plädiert. Der Fall dreht sich um das Verschwinden eines jungen Ehepaares im Jahr 1985. Damals soll der Deutsche im kalifornischen Gästehaus von Linda und Jonathan Sohus gewohnt haben. Die Leiche des Mannes wurde 1994 zufällig bei Bauarbeiten im Garten des Hauses gefunden. Von der Frau fehlt weiterhin jede Spur. Dank neuer DNA-Untersuchungsmethoden waren die Ermittlungen wieder ins Rollen gekommen.
Angeklagter wollte blutverschmierten Teppich verkaufen
In den letzen fünf Tagen waren Zeugen zu Wort gekommen, die mit dem Deutschen in den 80er Jahren Kontakt hatten. Ein Ehepaar sagte aus, der Mann habe ihnen einen Teppich mit Blutflecken verkaufen wollen. Eine Ex-Freundin berichtete, dass er sich die Haare gefärbt und einen neuen Namen zugelegt habe, als ihm Ermittler auf die Spur gekommen seien.
Der Mann sitzt bereits im Gefängnis. Er war 2009 wegen Entführung seiner Tochter in Boston nach einem Sorgerechtsstreit zu mindestens vier Jahren Haft verurteilt worden. Jahrelange hatte er sich als “Clark Rockefeller“, Nachfahre der legendären amerikanischen Industriellen-Dynastie, ausgegeben und sich so Zugang zu wohlhabenden Kreisen in den USA verschafft.
dpa