Im KZ fand sie die Liebe ihres Lebens: Gita heiratete ihren Auschwitz-Tätowierer

Ludwig Eisenberg tätowierte hundertausenden Auschwitz-Gefangenen ihre Häftlingsnummer in den Unterarm. Auch der jungen Gita ritzte er die Zahlenfolge ein, was beider Leben für immer verändern sollte.
Melbourne - Es ist eine einzigartige Liebesgeschichte, die ausgerechnet in der Hölle von Auschwitz begann. Jahrzehntelang schwieg Ludwig Sokolov, der im Konzentrationslager als Tätowierer arbeiten musste, über seine Erlebnisse. Erst nach dem Tod seiner Frau Gita vertraute er sich schließlich doch der neuseeländischen Autorin Heather Morris an. Kurz darauf, im Jahr 2006, starb Ludwig Sokolov. Nun ist das Buch mit dem Titel „Der Tätowierer von Auschwitz“ (Originaltitel: „The Tattooist of Auschwitz“) in Deutschland erschienen. Eine bewegende Geschichte, die weltweit in den Bestseller-Listen zu finden ist.

Im Jahr 1942 wurde Ludwig Eisenberg (so der ursprüngliche Name von Sokolov), den seine Freunde nur „Lale“ nannten, ins Konzentrationslager von Auschwitz eingeliefert. Aus jeder jüdischen Familie aus der Slowakei musste sich damals ein Freiwilliger bereitstellen, für das deutsche Reich zu arbeiten. Im Falle der Familie Eisenberg sollte das Lale sein.
Lale Sokolov: Vom Gefangenen zum Tätowierer

Bei seiner Ankunft in Auschwitz wurde dem damals 25-Jährigen - wie allen anderen Gefangenen - eine Häftlingsnummer in den Unterarm eintätowiert. Und genau dieser Tätowierer brauchte Unterstützung. Da Lale mehrere Sprachen beherrschte, unter anderem Deutsch, wurde er für diese Aufgabe ausgewählt. Eine glückliche Fügung, wie sich herausstellen sollte.
Denn in dieser Funktion war er mehr oder weniger ein Handlanger der SS und damit aus deren Schussfeld. Nicht nur zusätzliche Essensrationen und ein Einzelzimmer wurden Lale zugestanden, er konnte so auch Kontakte knüpfen und den anderen Gefangenen helfen - geheim natürlich.
Lale und Gita: In der KZ-Hölle fanden sie die Liebe ihres Lebens
Hunderttausende Menschen tätowierte der Slowake in den Jahren der Gefangenschaft, eine schmerzhafte und erniedrigende Prozedur, wie er aus eigener Erfahrung wusste. Schwer fiel im diese Aufgabe besonders bei weiblichen Häftlingen. So auch, als er wenige Monate nach seiner Ankunft in Auschwitz einer weiteren Gefangenen die Nummer einritzte: Gita, ebenfalls aus der Slowakei und die Liebe seines Lebens, wie er später erfahren sollte.
Im Jahr 1945 konnten Lale und Gita das Konzentrationslager angesichts der anrückenden Roten Armee schließlich verlassen. Nachdem sich die beiden kurz aus den Augen verloren hatten, fanden sie sich schließlich in der Slowakei wieder, heirateten, änderten ihren Familiennamen in Sokolov und begannen ein neues Leben in Australien.

Die Memoiren wurden laut eines Bericht der Daily Mail sogar verfilmt für eine mehrteilige BBC-Serie, die 2020 anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz ausgestrahlt werden soll.

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va