Behörden ermitteln nach Pulver-Funden in sechs Bundesländern

Karlsruhe - Eine Puderzucker-Attacke auf deutsche Justizstellen? Die Häufung der Fälle mag kurios klingen, hat aber ernste Folgen. Nach den teuren Polizei- und Feuerwehr-Einsätzen sind Staatsanwälte am Zug.
Die Serie dubioser Pulver-Funde in vielen Justizgebäuden in Deutschland zieht weitere Ermittlungen nach sich. Betroffen war etwa das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe, wo sich die in einer Postsendung entdeckte Substanz als harmloser Puderzucker herausstellte.
Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe nimmt die Sache nach eigener Aussage dennoch sehr ernst. «Wir ermitteln wegen Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten», sagte ein Sprecher der Anklagebehörde.
Auch an andere Justizstellen in mehreren Bundesländern waren Briefe entdeckt worden, aus denen weißes Pulver rieselte. Das führte nicht nur zu Aufregung in den Poststellen, sondern löste kostenträchtige Polizei- und Feuerwehr-Einsätze aus. Mehrere Mitarbeiter wurden auf Gesundheitsschäden untersucht, einige Justizgebäude wurden vorsorglich gesperrt.
Die Häufung der Fälle ist auffällig. «Ein Zusammenhang liegt nahe», sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken am Donnerstag, nachdem tags zuvor auch in Coburg verdächtiges Pulver aufgetaucht war. Die Hintergründe seien aber noch völlig unklar.
Beim Bundesverfassungsgericht war ein verdächtiger Umschlag eingegangen, der an eine nicht näher genannte Person adressiert war und in der Poststelle geöffnet wurde. Untersuchungen ergaben, dass es sich bei dem weißen Pulver um Puderzucker handelte. Der war auch in einem Brief, der an das Amtsgericht Eisleben in Sachsen-Anhalt ging. Auch weitere Funde in Deutschland stellten sich als harmlos heraus. Die Hintergründe sind bislang unklar.
Auch in Mecklenburg-Vorpommern fahnden Staatsanwaltschaften nach den Absendern solcher Briefe, die vermutlich gezielt an Justizbehörden verschickt worden waren. Es werde wegen des Verdachts des Vortäuschens einer Straftat ermittelt, erklärten Sprecher der Staatsanwaltschaften in Schwerin und Neubrandenburg. In Mecklenburg-Vorpommern waren die verdächtigen Briefe am Mittwoch beim Amtsgericht in Ludwigslust und am Donnerstag bei der Staatsanwaltschaft in Neubrandenburg eingegangen.
dpa