Disco-Feuer: Band gibt Betreiber die Schuld

Porto Alegre - Die Ursache der Brandkatastrophe in einer Disco in Brasilien ist offenbar doch noch nicht geklärt. Mitglieder der aufgetretenen Band haben schwere Vorwürfe gegen die Betreiber erhoben.
Die Unglücksdiskothek Kiss in Brasilien hatte keine aktuelle Betriebsgenehmigung der Feuerwehr. Das ist bislang die einzig sichere Erkenntnis, die die Behörden nach der Brandkatastrophe in Santa Maria haben. Bei dem Feuer starben 230 junge Menschen. Die meisten waren erst um die 20 Jahre alt. Die vorläufig festgenommenen Besitzer der Disco räumten am Montag ein, dass die Betriebserlaubnis im August 2012 abgelaufen war. Die Verlängerung sei beantragt, aber bislang noch nicht genehmigt worden.
Die Justiz ordnete eine vorläufige Untersuchungshaft von fünf Tagen für vier Personen an. Die beiden Besitzer der Disko stellten sich freiwillig. Zwei Mitglieder der Band wurden festgenommen. Durch die pyrotechnische Show-Einlage der Musikgruppe soll das Feuer in der Nacht zum Sonntag ausgelöst worden sein. Die Musiker der Band äußerten aber Zweifel, dass der Brand durch den als „Sputnik“ bekannten Effekt entstand, der nur bei einem bestimmten Lied genutzt werde. Sie berichteten von einem Kurzschluss in Kabeln an der Decke. Die Band habe bereits einen anderen Song gespielt, als das Feuer ausgebrochen sei.
Brasilien: Feuer in Nachtclub fordert hunderte Tote
Die Disco hatte nur einen Haupteingang, der auch als Ausgang diente. Die Sicherheitskräfte wollten die Gäste offenbar anfänglich daran hindern, das Gebäude zu verlassen, ohne dass diese zuvor ihre Rechnung bezahlten. Erst als sie den Rauch in der Disco bemerkten, gaben sie den Weg frei. Allerdings wurde die Flucht durch Absperrgitter erschwert, die vor dem Eingang aufgestellt waren. Viele Menschen stolperten über diese Gitter.
Präsidentin Dilma Rousseff zeigte sich nach Gesprächen mit den Angehörigen in Santa Maria tief erschüttert. „Die Opfer waren Jugendliche. Sie hatten Träume. Sie hätten unsere zukünfigen Bürgermeister und Bürgermeisterinnen sein können, Präsidenten und Präsidentinnen, Forscher, Agrarwissenschaftler, Psychologen und Richter. Sie hätten die Kinder und Enkel von uns allen sein können. ... Angesichts einer solchen Tragödie müssen wir sicherstellen, dass sich so etwas nie wiederholt“, sagte Rousseff am Montag.
dpa