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Letzte Reise der "Costa Concordia" hat begonnen

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Die Costa Concordia tritt am Mittwoch ihre letzte Reise an. © dpa

Giglio - Die "Costa Concordia" hat ihre letzte Reise begonnen. Zweieinhalb Jahre nach der Havarie wurde das gesunkene Kreuzfahrtschiff am Mittwochvormittag auf den Weg nach Genua gebracht.

Zweieinhalb Jahre lag das Wrack vor Giglio, in monatelanger mühevoller Arbeit wurde es aufgerichtet und für den Abtransport flottgemacht. Nun hat die letzte Etappe der spektakulären Bergung der "Costa Concordia" begonnen: Schlepper brachten das Unglücksschiff am Mittwoch auf seinen Weg nach Genua, wo es verschrottet werden soll. Die Erleichterung war bei allen Beteiligten deutlich zu spüren.

Kurz nach 11.00 Uhr war es soweit: Begleitet von Schiffssirenen, Glockengeläut und dem Applaus von Schaulustigen wurde das 114.000 Tonnen schwere Wrack von Schleppern auf das Mittelmeer hinausgezogen. Mit einer Geschwindigkeit von gut zwei Knoten (3,7 Stundenkilometern) entfernte sich die "Costa Concordia" nach Angaben der Website Marinetraffic von der kleinen Toskana-Insel. Für ihre rund 280 Kilometer lange letzte Reise wird sie rund vier Tage brauchen - vorausgesetzt, das Wetter spielt mit.

Das Kreuzfahrtschiff von der doppelten Größe der "Titanic" war am 13. Januar 2012 vor Giglio auf einen Felsen aufgelaufen und gekentert. 32 Menschen starben, darunter zwölf Deutsche. Die Bergung eines derart gigantischen Wracks stellte die Experten vor nie gekannte Herausforderungen und die Bewohner der malerischen Urlaubsinsel auf eine harte Geduldsprobe. Immer wieder mussten Fristen verschoben, neue Probleme gelöst werden. Hunderte Arbeiter, Techniker und Ingenieure verbrachten Monate auf Giglio, um an der Bergung mitzuwirken. Am Ende dürften sich deren Kosten auf 1,5 Milliarden Euro belaufen.

Auf Giglio kochten am Mittwoch die Emotionen hoch. "Sie haben es geschafft, unglaublich", rief eine Schaulustige aus, als sich das Wrack mit seinen Schwimmtanks in Bewegung setzte. "Ab heute gehört Giglio wieder uns", sagte ein Einwohner. Arbeiter, Ingenieure und Taucher aus aller Welt übergossen derweil eine Gruppe Schaulustiger übermütig mit Sekt.

Auch eine der Überlebenden der Tragödie, die für den Abtransport nach Giglio zurückgekehrt waren, zeigte sich erleichtert: "Wir hoffen, dass mit der Abfahrt dieses Schiffs auch all die Dinge verschwinden, die immer noch tief in uns stecken", sagte die Französin Anne Decré der Nachrichtenagentur AFP. Dabei drückte sie die Hand ihrer Freundin Nicole Servel, die in der Unglücksnacht ihren Mann verloren hatte.

"Alles verläuft nach Plan, das ist ein großer Tag für Giglio", freute sich der Leiter des Bergungsteams, der Südafrikaner Nick Sloane. "Aber wir sind erst entspannt, wenn die 'Costa' Genua erreicht hat."

Auf ihrem Weg zur Verschrottung wird der einstige Luxusliner von rund einem dutzend Schiffe begleitet. Auf ihnen befinden sich Umweltschützer, Taucher, Ingenieure und Ärzte, auf dem Wrack selbst wurde ein Kontrollraum für 17 Experten eingerichtet. Sensoren auf beiden Seiten des Rumpfs sollen mögliche Risse der "Concordia" überwachen, Unterwasserkameras sollen verhindern, dass giftiger Müll oder Öl ins Meer gespült werden. Infrarotsensoren können auch nachts eventuelle Öllecks aufspüren.

Costa Concordia wird abgeschleppt: Bilder

Italiens oberster Zivilschützer Franco Gabrielli rief dazu auf, bei aller Freude über die gelungene Bergung die Gründe dafür - die Tragödie vor zweieinhalb Jahren - nicht zu vergessen. Bis heute wird der indische Kellner Russel Rebello vermisst, nach seinen sterblichen Überresten soll während der Abwrackarbeiten gesucht werden. Der mutmaßliche Hauptschuldige des Unglücks, Francesco Schettino, sorgte unterdessen für Empörung, nachdem Fotos von ihm aufgetaucht waren, wie er kürzlich ausgelassen Party feierte.

AFP

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