Sieben waren noch nicht eingeschult

Rosenheim - Zwar herrschte vor 2010 lange Zeit "Funkstille" zwischen diesen beiden Teams, aber Spiele Rosenheim gegen Schwenningen haben eine lange Tradition.
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So kreuzten der Sportbund Rosenheim bzw. die Starbulls in 1. Bundesliga und DEL zwischen 1981 und 2000 in 84 Spielen die Klingen (zumeist mit Vorteilen für Rosenheim). Dreimal stand man sich auch im Play-off gegenüber, jedesmal im Viertelfinale: 1988 überstand der Sportbund die Serie mit 3:2 Siegen, davon einen im Penalty-Schießen mit Georg Franz als entscheidendem Schützen. 1991 setzten sich die Rosenheimer, angetrieben von Gord Sherven (sechs Tore), mit 3:1 Siegen, davon zwei in der Verlängerung, durch. Lediglich 1995, im ersten DEL-Jahr, schieden die Starbulls aus. Die Wings brauchten dazu die Maximaldistanz von sieben Spielen (Best of Seven), und Dany Nowak versetzte den Starbulls und Goalie Marc Seliger mit seinem Treffer in der dritten Overtime-Minute den Sudden Death. Sieben Spielern des aktuellen Starbulls-Kaders stand damals die Einschulung noch bevor...
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An sich könnte es den Starbulls ja egal sein, dass sich die Heilbronner Falken nach ihrem Desaster im Vorjahr (vier Niederlagen in vier Spielen gegen Rosenheim im Play-off-Viertelfinale) diesmal noch ein wenig stärker blamiert haben. Wieder gingen sie als Zweiter gegen den Siebten, diesmal Ravensburg, an den Start, und wieder zogen sie den Kürzeren.
Wie gesagt, an sich könnte dies den Starbulls egal sein, wären da nicht die direkten Auswirkungen aufs Halbfinale. Denn anstelle der Landshuter, die mit Ravensburg das in der Vorrundentabelle schwächste Team vorgesetzt bekommen, sind nun plötzlich die Wild Wings der Gegner, die am letzten Vorrundespieltag noch an den Starbulls vorbei auf Rang drei vorstießen und sich damit das Heimrecht im nun anstehenden Semifinale sicherten.
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Ein sehr enges Traditionsduell!
Negativ für die Starbulls ist dabei sicher, dass bei den Cannibals als Gegner mindestens zwei Spiele mit vollem Haus garantiert gewesen wären, fanden doch alle bisherigen vier Zweitliga-Heimspiele vor imposanten Fankulissen zwischen 4625 und 5900 statt (auch in Landshut war dieses ewig junge Match zweimal ausverkauft), während das Gastspiel der Schwenninger vor einigen Wochen lediglich 1929 Zuschauer (sechstniedrigster Zweitliga-Besuch) sehen wollten. Positiv ist allerdings, dass den Starbulls dieser Gegner besser zu liegen scheint als die Cannibals. Auffallend ist dabei, dass meist sehr wenige Tore fallen. Klammert man den 5:4-Vorrunden-Sieg in Schwenningen und das 2:7-Desaster letzte Saison einmal aus, fielen in den restlichen sechs Begegnungen seit dem Aufstieg stets nur ein oder zwei Rosenheimer Treffer, und die Wild Wings erwiesen sich in vier Spielen als ebenso torarm.
Die Schwenninger, vor der Saison Favorit Nummer eins, erwischten einen katastrophalen Start und lagen nach den ersten Wochen mit den wenigsten geschossenen Toren und dem schwächsten Powerplay am oder nahe dem Tabellenende, was Trainer Axel Kammerer seinen Job kostete. Unter seinem Nachfolger Jürgen Rumrich kam das Team erst langsam in Schwung, legte später aber ein paar beeindruckende Siegesserien hin und schob sich wie erwähnt am letzten Spieltag auf Rang drei. Die Toreproduktion verbesserte sich nicht wesentlich, nur zwei Play-off-Teams waren offensiv schwächer. Im Powerplay konnte man sich in der Punkterunde immerhin noch auf einen Mittelplatz (sechs) steigern, in der Viertelfinalserie gegen Weißwasser war die Quote mit 7,14 Prozent aber "unterirdisch" (zum Vergleich: Die Starbulls verwerteten gegen Kaufbeuren 24,24 Prozent ihrer Überzahlgelegenheiten). Das Penalty-Killing funktionierte bei den Schwarzwäldern etwas besser als bei Rosenheim (Zweiter mit 89,29 Prozent, Starbulls Vierter mit 87,88 Prozent).
Absolut in Fahrt ("Red Hot", wie es im englischen Sportjargon heißen würde), war im Viertelfinale das Duo Jason Pinizzotto (sieben Tore) und Pierre-Luc Sleigher (sechs), das hinter Rosenheims Traum-Duo Asselin und Quirk auf Rang drei und fünf der Scorerliste liegen. Sinisa Martinovic und seine Vorderleute erwiesen sich mit 3,77 Gegentoren pro Spiel als etwas "durchlässiger" als Norm Maracle & Co. (2,34). Offensiv liegt das Rumrich-Team mit 22 Toren aus fünf Spielen etwas vor den Starbulls (23 aus sechs).
Viel wird in dieser Serie von den Schiedsrichterleistungen abhängen, immerhin waren die Wild Wings in der Punkterunde mit 19,83 Strafminuten pro Spiel Prügel- und Reklamiertruppe Nummer eins und konnten diese "Leistung" im Viertelfinale, wo sie in fünf Spielen 164 Minuten sammelten (32,8 pro Spiel, mehr als doppelt so viel wie Rosenheim), sogar noch steigern.
Manfred Eder (Oberbayerisches Volksblatt)