1. bgland24-de
  2. Sport
  3. Beinschuss
  4. Kreisklasse 1

Das Sensations-Comeback der Bender-Zwillinge: Was sich der TSV Brannenburg jetzt erhofft

Erstellt:

Von: Thomas Neumeier

Kommentare

Einer vorne, einer hinten, dazwischen etliche Flintsbacher und Brannenburger: Lars (links) und Sven Bender warten auf einen Eckball.
Einer vorne, einer hinten, dazwischen etliche Flintsbacher und Brannenburger: Lars (links) und Sven Bender warten auf einen Eckball. © Hans-Jürgen Ziegler

Über viele Jahren waren ihre Derbys in München, im Ruhrpott oder im Rheinland: 1860 gegen Bayern, Dortmund gegen Schalke oder Leverkusen gegen Köln. Nun haben Lars und Sven Bender (32) dieser Liste eines im Inntal hinzugefügt: Brannenburg gegen Flintsbach! Dem Verein und den beiden Ex-Profis geht es aber um mehr.

Brannenburg – Statt bis zu 80.000 Fans in Dortmund waren es letztlich nur 500 Zuschauer, die das Sensations-Comeback der beiden Zwillingsbrüder am Fuße des Wendelsteins verfolgten. Den beiden Ex-Nationalspielern war‘s aber schlichtweg egal. Sie hatten ihren Spaß daran, wieder für den Heimatverein und vor allem wieder mit ihren Freunden aufzulaufen.

Der große Traum ist Wiklichkeit geworden

Der große Traum aller Brannenburger Fußballer ist damit Wirklichkeit geworden. Für Abteilungsleiter Marc Wolf war‘s zunächst „schon ein bisschen surreal, wobei es für Brannenburg irgendwie normal war, dass die beiden irgendwann zurückkommen“. Sein Vorgänger Jörg Beller sei im Hintergrund stark involviert gewesen und so habe sich das alles entwickelt. „Dann haben wir Gespräche geführt und sie haben ihre Meinung eingebracht. Und dann habe ich es auch geglaubt“, sagt Wolf.

Freigabe war innerhalb von fünf Tagen da

Der frühere Coach bekennt, dass er „sich im Vorfeld immer wieder die Spielberechtigungsliste im Verband aufgemacht und angeschaut“ hat, als sich mitten unter den vielen Brannenburger Spielernamen auch die von Lars und Sven Bender einreihten. „Wir hatten ja nur die Abmeldung gebraucht, der Bayerische Fußball-Verband hat dann nach fünf Tagen die Freigabe mitgeteilt. Und so war alles bereitet, dass die beiden Olympia-Silbermedaillengewinner gut zwei Monate nach dem Ende ihrer Profi-Laufbahn bei Bayer 04 Leverkusen im Inntal-Derby aufliefen – übrigens mit den Rückennummern 7 (Sven) und 8 (Lars), die sie schon in der E-Jugend beim TSV Brannenburg getragen haben.

Die Vorfreude war „riesengroß“

„Es war natürlich anders als sonst“, bekennt Brannenburgs Trainer Hans Nietzold, „wir hatten ja eine völlig andere Gewichtung in der Mannschaft als in den Vorbereitungsspielen“. Auch bei ihm selbst sei die Vorfreude „riesengroß“ gewesen: „So etwas erlebt man ja auch nicht jeden Tag.“

Und so kommt Nietzold erstmals in den einzigartigen Genuss, zwei ehemalige Nationalspieler anzuweisen. „Das ist schon ein komisches Gefühl“, sagt er, „sie wollen aber auch, dass man ihnen von außen hilft“. Dem Trainer hilft dabei, „dass die beiden so bodenständig geblieben sind. Das Eis war schnell gebrochen und sie geben einem ein gutes Gefühl.“

Noch kein Tor von Lars und Sven Bender

Das erhofft sich Nietzold auch für seine restlichen Spieler. Der Auftakt ließ sich mit dem 5:2-Erfolg schon einmal recht gut an, auch wenn es noch kein Tor von Lars und Sven Bender gab. „Wichtig ist aber, dass sich die Jungs nicht nur auf die beiden verlassen, sondern noch mehr tun. Dann können alle Spieler, vor allem aber die vielen jungen Akteure, von ihnen profitieren.“

Wenige Sekunden vor dem Anpfiff sieht man Lars Bender die Freude an.
Wenige Sekunden vor dem Anpfiff sieht man Lars Bender die Freude an. © Hans-Jürgen Ziegler

Darum geht es dem Verein und auch den beiden Ex-Profis. „Wir haben in den letzten Monaten viele junge Spieler aktivieren können“, sagt Abteilungsleiter Wolf, nun wollen sich die Benders aktiv in der Jugendarbeit einbringen. „Da erhoffen wir uns schon einen Effekt“, so Wolf. Die beiden Rückkehrer sollen und wollen bei Jugendtrainings aktiv mitwirken.

Das kann für den Verein eine Riesensache werden

„Wenn man sieht, wie sie sich jetzt schon einbringen, dann kann das für den Verein eine Riesensache werden.“ Wolf erwähnt einen Arbeitseinsatz, „den es ohne die beiden nie mit so einer Personenzahl gegeben hätte“. Es sei bei weitem nicht so, dass Lars und Sven Bender nur kommen, um mit ihren Spezln zu kicken: „Sie wollen etwas zurückgeben, und das ist überragend!“

Da ist dann auch der Derby-Gegner nicht böse. „Wir waren anfangs schon ein bisschen schockiert“, gibt Flintsbachs Coach Sven Thriene zu. „Das sind zwei ehemalige Nationalspieler, beide noch dazu topfit“. Man habe versucht, beim Spielaufbau „immer einen Mann dran“ zu haben, was aber nicht funktionierte. „Die kannst du nicht halten“, bilanzierte er, „die stehen halt immer richtig, spielen dann den genauen Pass oder wissen, wo der Ball hinkommt“.

Kurz vor dem Comeback für Brannenburg: Sven (links) und Lars Bender.
Kurz vor dem Comeback für Brannenburg: Sven (links) und Lars Bender. © Hans-Jürgen Ziegler

Thriene bewundert aber auch die Bodenständigkeit: „Sven hat uns nach dem Spiel eine Kiste Bier in die Kabine gestellt, ich habe mich dann noch lange mit ihm unterhalten. Das sind Top-Jungs, und es ist ein Wahnsinn, dass sie in unserer Liga auflaufen.“

Sie haben einfach Spaß daran

Er hofft aber, dass der Auftritt im Derby nicht der einzige ist: „Die müssen immer spielen. Das wäre für die Liga super und natürlich auch fair uns gegenüber.“ Auch Brannenburg hofft, dass die beiden Sympathieträger und Zugpferde öfters loslegen: „Das ist schon unser Plan, hängt aber von der Gesundheit ab. Wir haben schon im Hinterkopf, dass sie ihre Karriere aus Verletzungsgründen beendet haben“, sagt Wolf. Er glaubt aber an weitere Spiele der Benders im Brannenburger Dress, denn: „Sie haben einfach Spaß daran, mit den Jungs zu spielen.“

Das sagen zwei Ex-Profis über das Comeback

„Ich find das mega-cool“, sagt Leonhard Haas, Trainer des Regionalligisten SV Wacker Burghausen, angesprochen auf das Comeback der Bender-Zwillinge in der Kreisklasse. Haas, einst in Fürth, Augsburg, Rostock und Ingolstadt, kann den Schritt nachvollziehen, schließlich hat er nach seinen Profi-Jahren auch wieder in der Kreisklasse begonnen. „Ich hatte damals Lust darauf, mit meinen Brüdern zu spielen“, erklärt er seinen damaligen Wechsel zum TSV Wasserburg. Und er bekennt: „Ich habe damals große Freude am Fußball gehabt.“

In Bundesliga und Kreisklasse: Sven Bender nach dem Spiel beim Abklatschen mit dem Gegner.
In Bundesliga und Kreisklasse: Sven Bender nach dem Spiel beim Abklatschen mit dem Gegner. © Franz Ruprecht

Man muss sich von der Spielweise umstellen

Natürlich müsse man sich von der Spielweise her umstellen – allerdings nicht ob einer härteren Gangart des Gegners: „Bis auf ein, zwei Aktionen habe ich nie erfahren, dass mich einer abräumen wollte.“ Für Haas selbst war es „eine unglaublich coole Zeit, die mir viel Spaß gemacht hat“. Dass er mit Wasserburg dann etliche Spielklassen nach oben marschierte, war letztlich das Resultat. „Ich weiß nicht, was Brannenburg für Ziele hat. Aber wenn zwei Spieler dieser Kategorie im Verein spielen, dann gibt das schon einen Hype. Mich würde es freuen, wenn sie Ähnliches auslösen könnten.“

Fairplay: Als sich ein Flintsbacher Spieler verletzt hatte, erkundigt sich Lars Bender gleich.
Fairplay: Als sich ein Flintsbacher Spieler verletzt hatte, erkundigt sich Lars Bender gleich. © Thomas Neumeier

„Ich wäre als Spieler nicht so weit runtergegangen“

Florian Heller, Trainer des Regionalligisten TSV 1860 Rosenheim und früher Bundesliga-Spieler bei Mainz 05 und in der 2. Liga in Fürth, Aue und Ingolstadt, , hat hingegen nicht mehr unterhalb der fünften Liga gespielt. „Ich bin ganz ehrlich: Ich wäre als Spieler nicht weiter runtergegangen. Aber ich finde es stark, dass sie sich so für ihren Verein engagieren“, sagt Heller, „ich kann das absolut nachvollziehen, dass man seinem Heimatverein etwas zurückgeben will“.

Leckerbissen: Lars Bender spielt den Ball mit der Hacke zurück.
Leckerbissen: Lars Bender spielt den Ball mit der Hacke zurück. © Thomas Neumeier

Er selbst habe das auf andere Weise getan. „Ich war in jedem Urlaub daheim und habe mir dann immer die Heimspiele vom SV Pang angeschaut und bin danach auch zum Ratschen ins Sportheim. Für mich war da der zwischenmenschliche Aspekt mehr im Vordergrund als der sportliche.“

Bei der Ballannahme hat Sven Bender schon den Blick nach vorne gerichtet.
Bei der Ballannahme hat Sven Bender schon den Blick nach vorne gerichtet. © Hans-Jürgen Ziegler

Auch interessant

Kommentare