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Der Fall Lennox (5): ein Armutszeugnis für das deutsche Betreuungssystem

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Von: Sophia Huber

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Ein Kind wird aus dem Kindergarten geworfen: Das ist ein extrem ungewöhnlicher Vorgang. Warum Redakteurin Sophia Huber in diesem Fall ein Armutszeugnis sieht.

Warum Lennox der Kindergarten-Platz gekündigt wurde, das ist im Nachhinein schwierig zu beurteilen. Für einen Außenstehenden lässt sich kaum mehr nachvollziehen, wer Recht hat in diesem Fall. Der Kindergarten? Die Mutter? Die wahrscheinlichste Antwort: Wenn zwei sich streiten, haben meist beide Recht und Unrecht.

Tatsache ist jedoch: Lennox ist ein Fünfjähriger, der durch das Raster fällt. Ein „Problemkind“, um das sich anscheinend niemand kümmern will oder kann. Er ist das Opfer einer Lücke in unserem Betreuungssystem. Dabei braucht es gerade für ein Kind wie Lennox ein funktionierendes pädagogisches Netz. Kinder wie er, die auf sozialer Ebene mehr Betreuung benötigen, sind besonders auf die Unterstützung in der Kita angewiesen. Kinder, die handgreiflich werden, weil sie (noch) nicht mit Konflikten umgehen können, benötigen den Kontakt zu Gleichaltrigen und anderen Personen außerhalb der Familie. Eine Mutter, egal wie engagiert sie ist, kann dies nicht leisten.

Natürlich leiden Kitas darunter, dass die fehlende Wertschätzung durch Politik und Gesellschaft einen notorischen Personalmangel ausgelöst hat. Trotzdem können sich die Träger nicht der Verantwortung entziehen. Dass auch Kinder wie Lennox einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz haben, darf nicht vergessen werden. Der Fall Lennox ist damit wahrlich ein Armutszeugnis für das deutsche und bayerische Kinderbetreuungs- und Bildungssystem.

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