Kommentar zum Streitthema Maskenpflicht
Der hasserfüllte Kampf um das Für und Wider der Gesichtsbedeckung - Können wir uns entspannen?
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Corona und das Streitthema „Maskenpflicht“: Wie man die Gesichtsbedeckungen verschiedenster Machart finden soll und kann, spaltet die Gesellschaft aktuell wie fast kein anderes Thema. Ein Kommentar von Volontär Max Darga:
Die einen loben das scheinbare „Allheilmittel“ für das allgemeine Infektionsgeschehen himmelhoch, während andere in den verkappten „Maulkörben“ den Tod der Freiheit sehen. Ein noch so kurzer Blick in die Kommentarspalten auf beliebten Social-Media-Plattformen zeigt: Hier kocht ein intensiver Streit mit vielen Meinungen und noch mehr Emotionen. Gespickt mit Angaben einzelner vielleicht glaubwürdigen Quellen, welche meist nicht einmal verlinkt werden. In einem fast vorbildlich neutralen Austausch, wie er im Moment selten stattfindet, teilten Prof. Dr. Sucharit Bhakdi und Prof. Dr. Ulrich Mansmann ihre Standpunkte zum allgemeinen Corona-Thema mit. Eine Form von Diskurs, die ich mir persönlich öfter wünschen würde.
Von ungefähr kommt das von Streit und Hass erfüllte Kommentieren aber nicht. Die Politik springt in der Achterbahnfahrt der täglich aktualisierten Infektionszahlen zwischen Lockerungen und Verschärfungen herum, als gäbe es kein Morgen mehr. Sowohl Kritiker und Befürworter des Vorgehens mahnen dann oft genau das an: Es gibt bald kein sprichwörtliches Morgen mehr. Wenn auch die Begründungen für das fehlende Morgen sich je nach bezogener Stellung unterscheiden. Ohne Masken wird es viel mehr Tote durch Corona geben, tönt es von der einen Seite. von der anderen, dass wir mit Masken unsere Freiheit und den Verstand verlieren. Manche sehen in den Masken sogar eine Gefahr für Kinder.
Plötzlicher Kindstod
— Dave Brych (@DaveBrych) October 3, 2020
- erhöhte CO2 Rückatmung
- CO2 verdrängt Sauerstoff
- Stress erhöht Effekt
- CO2 hat eine eigene toxische Wirkung (ab 3% schädigende und ab 5% dämpfende Wirkung auf die Atmung)
- einige Kinder wachen auf, aber nicht alle
Könnte die Maske ähnlich wirken?
Infektionslevel hoch genug ist und keine Distanz möglich ist. Jetzt habe ich eine Meta-Studie über 172 Studien nachgeschoben, in der explizit gezeigt wird, dass Masken helfen Infektionen zu verhindern. Ich bin gespannt, was Sie da an Argumenten ausser Beleidigungen entgegensetzen
— PDDrKatjaBaerenfaller (@jaggakatja) October 7, 2020
Wie soll man in so einer von hitzigem Diskurs geprägten Zeit noch guten Gewissens zugeben können, dass man sich mit dem Corona-Thema nicht zu 100 Prozent sicher ist? Wie soll der Durchschnittsbürger sich auch nur eine Sekunde zurücklehnen können, wenn doch über den Tag hinweg zahllose brisante Standpunkte mehr oder weniger glaubwürdigen Medizinern über den Bildschirm wandern? Allesamt dabei so weit von einem Konsens entfernt, wie nur irgend möglich. Da bleibt man natürlich lieber bei der bislang funktionierenden Meinung. Für die Masken-Debatte heißt das: Die einen bleiben bei der absoluten Befürwortung, die anderen bei der kategorischen Ablehnung. So scheint es zumindest.
Im Sumpf der sozialen Medien lassen derweil Falschmeldungen und aus dem Kontext gerissene Zitate die Motoren, verschiedener unabhängiger Faktenchecker heiß laufen. Der Blick auf Debatten zwischen Experten der relevanten Fachgebiete gibt scheinbar auch wenig Anlass zur Entspannung, denn auch hier wird auch über Ungewissheit und teilweise fast von Unwissenheit gesprochen. Das nicht befriedigende Fazit für den Zuhörer bleibt eigentlich immer: „Nur die Zukunft wird’s zeigen.“
Damit finden sich allerdings wenige ab. Bei einer neutralen Diskussion auf Augenhöhe, wie oben angeführt, wird da schnell zu Kunstworten „Scheinsendung“ gegriffen und dem Teilnehmer Prof. Dr. Mansmann ein Entgegenkommen „zwischen den Zeilen“ angedichtet. Die implizierte Unterstellung, er würde vorsätzlich ein befohlenes Narrativ befeuern, ist dabei natürlich Ansichtssache. Gekrönt wird der Beitrag dann aber unmissverständlich vom Bezug auf die angeblich ahnungslosen „Medienschafe“. Da fehlt eigentlich nur noch der rhetorische Rundumschlag gegen die unliebsamen Medien à la „Lügenpresse“. Ein ursprünglich in der NS-Zeit geprägter Begriff, der auch in den Kommentaren bei rosenheim24.de nur zu oft fällt.
Mansmann vs. Bhakdi: Corona schon vorbei? | DW Nachrichten https://t.co/FgvexIhuKH Staatsfunk spielt nun einmal eine Scheinsendung vor, um nicht völlig jede Glaubwürdigkeit bei seinen Medienschafen zu verspielen!
— thor38 @D.Hartmann (ADN Gedächtnis Account Satire) (@thor383) October 6, 2020
Einfach mal einen Moment inne halten...
Doch der Blick in die Wissenschaft könnte auch eine Anregung sein, einen Moment inne zu halten. Das COVID-19 Virus ist in seiner Form noch nicht lange bekannt. Seine Auswirkung auf den menschlichen Organismus konnte und kann nur schrittweise erforscht werden. Funktionalität und Sinnhaftigkeit der Maßnahmen können nur im Nachhinein klar bewertet werden. Dabei ergibt sich auch eine potenzielle Erklärung für die aktuellen Umstände. Dass die zuständigen Behörden bis hin zu „denen da oben“ noch nie mit einer solchen Pandemie konfrontiert wurden - wie auch die gesamte restliche Gesellschaft - führt schlicht zu einer Überforderung.
Was eigentlich immer bleibt, ist der fade Beigeschmack, es nicht genau zu wissen. Doch auch wenn dieses Gefühl mitunter zu den unangenehmsten Empfindungen gehört, die man als Mensch haben kann: Vielleicht findet der ein oder andere etwas Ruhe in der Erkenntnis, es gerade einfach nicht besser zu wissen, als im wilden Kommentieren, Streiten. Panik - entgegen der Meinung rund um das Schlagwort „Panikmache“ - ist ein schlechter Ratgeber und führt zu keinem Ziel. Es liegt bei jedem selbst, die Informationen zu interpretieren und dabei besonnen zu bleiben.
In der Zwischenzeit ist es nach aktuellen Erkenntnissen aus der Wissenschaft und unabhängigen Prüfungen nach wie vor empfohlen in der Öffentlichkeit eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen. Besonders als grundsätzlich gesunder Mensch ohne Atemprobleme sollte man das entsprechend auch tun. Es ist nicht angenehm und nervig. Das ist das Zähneputzen aber auch für viele und doch tun wir es alle. Schlicht aus Voraussicht und Respekt gegenüber aller Mitglieder unserer Gesellschaft. Ein Perspektivenwechsel, der oftmals angebracht wäre.
- Die aktuelle Sachlage um die Masken-Nutzung:
- Schadet eine Maske und beeinflusst den CO2-Spiegel? - Bei korrekter Nutzung geeigneter Masken, nein.
- Ist ein Kind wegen der Maske gestorben? - Nach aktuellen Erkenntnissen nicht bestätigt. Es können verschiedenste Faktoren Schuld sein.
- Warnte der Bundestag vor der Schädlichkeit der Masken? - Ja, allerdings nicht basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen.
- Mein Fazit: Es ist nicht toll eine Maske zu tragen, aber man sollte es tun. Mögliche körperliche Schäden wurden bisher nicht nachgewiesen. Verbreitung von Krankheiten via Tröpfcheninfektion hingegen sind seit langer Zeit hinreichend bekannt und belegt. Solidarität statt Egoismus ist gefragt.
Ruhiges Beobachten, kurzweiliges und punktuelles Widersprechen bei klaren Falschaussagen und ansonsten besonnenes Zuhören könnte auch so manche Diskussion erleichtern. Dem Blutdruck schadet es sicherlich nicht, einen Moment in sich zu gehen, und sich bewusst zu machen, dass niemand allwissend ist. Auch und besonders bei Corona. Die Gewissheit gibt es selten im Vorfeld und nachher ist man bekanntlich immer schlauer. Für den Moment kann die Akzeptanz der Ungewissheit zumindest die Last, immer Recht haben zu müssen, von den Schultern nehmen. Schließlich sind wir alle Menschen und keine Hellseher.
mda