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Überlebenstraining in Schweden

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Mehrere Tage allein in der Natur verbringen, das klingt idyllisch. Doch was braucht man, um abseits der Zivilisation im Freien zu überleben? In Schweden können Urlauber das lernen.

Auf der Suche nach brennbarem Material, das ein Feuer entfachen kann - Arbeit an einem Stamm im Wald. Foto: Isabelle Modler/dpa-tmn
1 / 14Auf der Suche nach brennbarem Material, das ein Feuer entfachen kann - Arbeit an einem Stamm im Wald. Foto: Isabelle Modler/dpa-tmn © Isabelle Modler
Holzkringel eignen sich besonders gut dafür, ein Feuer ans Laufen zu bringen - aber es kommt auch auf die richtige Technik an. Foto: Isabelle Modler/dpa-tmn
2 / 14Holzkringel eignen sich besonders gut dafür, ein Feuer ans Laufen zu bringen - aber es kommt auch auf die richtige Technik an. Foto: Isabelle Modler/dpa-tmn © Isabelle Modler
Torbjörn Selin ist Survival-Experte - und bringt Schweden-Urlaubern in Småland bei, wie sie draußen einige Tage zurechtkommen. Foto: Isabelle Modler/dpa-tmn
3 / 14Torbjörn Selin ist Survival-Experte - und bringt Schweden-Urlaubern in Småland bei, wie sie draußen einige Tage zurechtkommen. Foto: Isabelle Modler/dpa-tmn © Isabelle Modler
Auch die Gewässer Smålands geben Nahrung her - zum Beispiel diesen Flusskrebs. Foto: Isabelle Modler/dpa-tmn
4 / 14Auch die Gewässer Smålands geben Nahrung her - zum Beispiel diesen Flusskrebs. Foto: Isabelle Modler/dpa-tmn © Isabelle Modler
Lagerplatz und Feuer: In Småland können Outdoor-Touristen lernen, wie sie in der Wildnis überleben. Foto: Isabelle Modler/dpa-tmn
5 / 14Lagerplatz und Feuer: In Småland können Outdoor-Touristen lernen, wie sie in der Wildnis überleben. Foto: Isabelle Modler/dpa-tmn © Isabelle Modler
Wärmt den Magen: dickflüssige Suppe aus Knoblauch, Zwiebeln, passierten Tomaten und Couscous. Foto: Isabelle Modler/dpa-tmn
6 / 14Wärmt den Magen: dickflüssige Suppe aus Knoblauch, Zwiebeln, passierten Tomaten und Couscous. Foto: Isabelle Modler/dpa-tmn © Isabelle Modler
Lager am Wasser und trübe Aussichten: Wenn es regnet, ist das Leben in der Wildnis deutlich erschwert. Foto: Isabelle Modler/dpa-tmn
7 / 14Lager am Wasser und trübe Aussichten: Wenn es regnet, ist das Leben in der Wildnis deutlich erschwert. Foto: Isabelle Modler/dpa-tmn © Isabelle Modler
Gutes Material, um ein Feuer zu entfachen - beim Schnitzen sollte man das Messer immer vom Körper wegführen. Foto: Isabelle Modler/dpa-tmn
8 / 14Gutes Material, um ein Feuer zu entfachen - beim Schnitzen sollte man das Messer immer vom Körper wegführen. Foto: Isabelle Modler/dpa-tmn © Isabelle Modler
Signalfackel am See: Wer in der Wildnis in Not gerät, muss irgendwie auf sich aufmerksam machen. Foto: Isabelle Modler/dpa-tmn
9 / 14Signalfackel am See: Wer in der Wildnis in Not gerät, muss irgendwie auf sich aufmerksam machen. Foto: Isabelle Modler/dpa-tmn © Isabelle Modler
Nicht immer gibt die Natur genug her - da dürfen es auch schon mal mitgebrachte Würste am Lagerfeuer sein. Foto: Isabelle Modler/dpa-tmn
10 / 14Nicht immer gibt die Natur genug her - da dürfen es auch schon mal mitgebrachte Würste am Lagerfeuer sein. Foto: Isabelle Modler/dpa-tmn © Isabelle Modler
Nur etwas für den Notfall: Birkenrinde vom Stamm zu nehmen, sollte man vermeiden - es sei denn, man muss ein Feuer machen, um zu überleben. Foto: Isabelle Modler/dpa-tmn
11 / 14Nur etwas für den Notfall: Birkenrinde vom Stamm zu nehmen, sollte man vermeiden - es sei denn, man muss ein Feuer machen, um zu überleben. Foto: Isabelle Modler/dpa-tmn © Isabelle Modler
Kennenlern-Runde: Erst mal einen Tee zum Aufwärmen. Foto: Isabelle Modler/dpa-tmn
12 / 14Kennenlern-Runde: Erst mal einen Tee zum Aufwärmen. Foto: Isabelle Modler/dpa-tmn © Isabelle Modler
Ausrüstung für die Gruppe: Ein scharfes Messer kann in der Wildnis überlebenswichtig sein. Foto: Isabelle Modler/dpa-tmn
13 / 14Ausrüstung für die Gruppe: Ein scharfes Messer kann in der Wildnis überlebenswichtig sein. Foto: Isabelle Modler/dpa-tmn © Isabelle Modler
Beeren und Pilze: Wer sich im Wald auskennt, findet Nahrung. Foto: Isabelle Modler/dpa-tmn
14 / 14Beeren und Pilze: Wer sich im Wald auskennt, findet Nahrung. Foto: Isabelle Modler/dpa-tmn © Isabelle Modler

Klavreström (dpa/tmn) - Dicker Rauch steigt auf, als der Ast auf dem Feuer landet. Unter anderen Umständen käme niemand auf die Idee, feuchtes Holz nachzulegen. Doch mitten in der Nacht will auch in Schweden keiner allein in den dunklen Wald ziehen, um trockenes Holz zu suchen - und dabei womöglich einem wütenden Elch begegnen. Dann doch lieber das feuchte Holz bei der Feuerstelle nehmen.

In Südschweden kann es auch im Sommer nachts draußen richtig kühl sein. Das merken auch die acht Personen in ihren Schlafsäcken. Die meisten schlafen oder dösen, während ein Gruppenmitglied jeweils im Wechsel die Wärmequelle bewacht und auf Funken achtet.

In Schweden gilt Jedermannsrecht

Gemeinsam will die Gruppe lernen, abseits der Zivilisation im Freien klarzukommen. Für einen Crashkurs sind alle in die Provinz Småland gereist, so groß wie Nordrhein-Westfalen, aber mit deutlich weniger Menschen. Die Region ist wald- und seenreich, die Natur weitläufig.

Außerdem gilt in Småland wie überall in Schweden das Jedermannsrecht: Man kann in der Natur sein Zelt aufschlagen. Ideale Bedingungen, um das Überleben in der Wildnis zu lernen.

Als die Gruppe bei Torbjörn Selin nördlich von Klavreström ankommt, nieselt es leicht. Der Gründer des Anbieters All in Nature Sweden trainierte einst Mitglieder der schwedischen Armee, nun bietet er mehrtägige Überlebenskurse in mehreren Schwierigkeitsstufen an.

Im Crashkurs auf dem Privatgelände des Abenteuerparks Little Rock Lake zeigt Selin, wie die Gruppe Nahrung findet, Essen kocht und im Freien übernachtet. Und welche Ausrüstung sie wirklich braucht. «Ein scharfes Messer, einen Feuerstein und einen hitzebeständigen Becher», zählt der Trainer auf. Das Lager hat Selin direkt an einem See aufgebaut. Über dem Feuer hängt eine Kanne. Im heißen Wasser ziehen Fichtennadeln, es gibt aromatischen Tee. Kennenlern-Runde.

Der Trick mit dem Messer

Kurz darauf zieht Selin mit der Gruppe los, um trockenes Holz zu sammeln. Schwierig, da alles gut durchweicht ist. Es geht tiefer in den Wald hinein, wo das Holz besser vor Regen geschützt ist. Er sucht nach ein paar alten Ästen von umgestürzten Bäumen. Krach! Schon zerteilt der 46-Jährige das Holz an seinem Schienbein.

Als nächstes zeigt er, wie man ein dickeres Holzstück mit wenig Kraftaufwand spaltet. Dafür setzt er sein Messer am oberen Ende des Holzstückes an und schlägt mit einem dicken Ast auf den Messergriff. «Und jetzt ihr!» Nun lässt der Regen nach.

Um ein Feuer anzufachen, sind Holzspäne-Kringel hilfreich. Dafür schabt der Profi mit seinem Messer am Holz entlang. Die Klinge immer vom Körper wegführen. Jeder soll es ausprobieren.

Wie man ein Feuer macht

Weiter zur nächsten Übung: Feuer machen. «Den Ort müsst ihr gewissenhaft aussuchen.» Gemeinsam überlegt die Gruppe, worauf es ankommt: Der Platz muss trocken und windgeschützt sein. Also baut die Gruppe mit Steinen einen Windschutz. Oben drüber kommt eine Plane.

Schon gleitet das Messer von Torbjörn Selin über den Feuerstein. Funken entflammen die ersten Holzspäne. Vorsichtig schichtet er die Holzspiralen, dann dünnere Hölzchen und später größere Äste auf.

Jetzt darf jeder sein eigenes Feuerchen machen. Beim Feuerstein sind der Winkel und die richtige Geschwindigkeit entscheidend. Manche fluchen, andere jauchzen - aber am Ende hat jeder eine kleine Flamme.

Nahrung in der Natur finden

Zwischendurch zeigt Selin der Gruppe essbare und heilende Pflanzen, zum Beispiel Schafgarbe, die bei Verdauungsbeschwerden helfen sowie krampflösend und entzündungshemmend wirken soll. Oder Sauerampfer, der überall am Wegrand wächst. Die Gruppenmitglieder finden zudem Sauerklee, Preiselbeeren, Himbeeren und ein paar Pfifferlinge. Das reicht natürlich nicht, damit alle mittags satt werden.

Und so zaubert Assistent Martin Olsson aus einer Kiste: Knoblauch, Zwiebeln, passierte Tomaten, Couscous, Gewürze. Die Zutaten ergeben eine leckere, dickflüssige Suppe. Jeder isst aus dem eigenen Becher mit selbst geschnitztem Löffel. Der Regen hat aufgehört. So lässt sich das Überleben natürlich leicht trainieren. Was lernen wir daraus? Für den Ernstfall ist es praktisch, nahrhafte Lebensmittel dabei zu haben - etwa Nüsse oder Bananen.

Die Energie braucht die Gruppe für die nächste Aufgabe: Nachtlager bauen. Ein Feuer soll später in der Mitte brennen. Also muss der Rauch abziehen können. Torbjörn Selin gibt ein paar Tipps und lässt die Teilnehmer dann allein. Die Gruppe teilt sich auf: Einige suchen Feuerholz, manche bereiten das Abendessen vor, wieder andere bauen einen geräumigen Unterschlupf aus zwei Planen und langen Stöcken. In der Mitte gibt es einen Schlitz für den Rauch. Rechts und links hängen die Planen herunter. Steine beschweren ihre Enden.

Flusskrebse, Würste und Gemüsepfanne

Nun fehlt das Abendessen. Wie gut, dass mittags schon mehrere Reusen im See ausgelegt worden sind. Die Ausbeute ist aber spärlich, nur ein paar der Tiere sind in die Reusen gekrabbelt. So spendiert der Trainer ein paar Würste und Gemüse.

Am nächsten Morgen scheint die Sonne. Bei einer Tasse Instant-Kaffee sitzt die Gruppe am See, bespricht die Nacht und offene Fragen: Was, wenn man aus dem Wald nicht mehr zurückfindet? Gibt es einen Fluss, rät Selin, seinem Strom abwärts zu folgen - da sei die Chance hoch, irgendwann auf Zivilisation zu stoßen. Idealerweise hat man einen Kompass dabei und geht strikt in eine Richtung.

Fazit: Dieser Kurs war ein erster, sehr komfortabler Einblick in die Überlebensstrategien für die schwedische Wildnis - ohne Hungergefühl und mit weichem Nachtlager. Wer tiefer einsteigen will, muss mehr Zeit mitbringen - zum Jagen mit Fallen, Fischen, Orientieren im Wald - und kann zum Beispiel draußen schlafen im eisig-kalten Winter.

Was erlaubt das Jedermannsrecht in Schweden?

Das Jedermannsrecht heißt auf Schwedisch Allemansrätten und ist sogar im schwedischen Grundgesetz verankert. Es bedeutet: Jeder darf sich frei draußen in der Natur bewegen, auch auf privaten Grundstücken. Erlaubt sind zum Beispiel wildes Campen für eine Nacht am selben Ort, die Versorgung mit Nahrung aus der Natur sowie Schwimmen und Bootfahren.

Auch Feuer machen ist erlaubt, wenn man Holz verwendet, das am Boden liegt, und verantwortungsvoll handelt. Äste abbrechen oder abschneiden und die Rinde von Bäumen einritzen, ist grundsätzlich nicht erlaubt - es sei denn, es handelt sich um Privatgelände und der Besitzer ist damit einverstanden.

In Naturschutzgebieten und Nationalparks, wo Tiere und Pflanzen besonders geschützt sind, können strengere Regeln gelten - etwa bezüglich Reiten oder Feuer machen. Verboten ist dort das Sammeln von Beeren, Pilzen und Nüssen.

Wer in Schweden angeln will, kann das ohne Angelschein tun. «Auf den größten See Vättern, Vänern, Mälaren, Storsjön und Hjälmaren ist es sogar gratis möglich», erklärt Carl Undéhn von Visit Sweden. Für Binnengewässer braucht man eine Angelkarte - auf Schwedisch «Fiskekort». Urlauber erhalten sie an Tankstellen, bei Unterkünften oder online für 50 bis 100 Schwedische Kronen pro Tag (etwa 5 bis 10 Euro). Auch Wochen- oder Jahreskarten gibt es.

© dpa-infocom, dpa:200615-99-434143/4

Tourismuswebseite Visit Småland

Tourismuswebseite Visit Sweden

Little Rock Lake: Zipline

Survivaltraining mit Torbjörn Selin - Seite und Kurse in Englisch

Visitsmaland: Anreise

Visitsweden: Jedermannsrecht

Outdoor-Urlaub in Småland

Anreise: Småland ist per Flugzeug über den Flughafen Växjö erreichbar. Alternativ fährt die Hauptzuglinie von Kopenhagen nach Stockholm mitten durch die Region. Mit dem eigenen Auto geht es über die Öresund-Brücke oder man nimmt eine Fähre.

Informationen: Visit Sweden (www.visitsweden.de)

Little Rock Lake Zipline, Bränderydsvägen Sawcreek Crownpark, 364 45 Klavreström (Tel.: +46 470 542900, www.swedenzipline.com/de).

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