US-Kommentatoren kritisieren Trumps Deutschland-Attacke scharf

Donald Trump hat via Twitter den Handel zwischen den USA und Deutschland massiv kritisiert. US-Medien warnen nun von allzu großem „Getöse“.
Donald Trump hat Deutschland via Internet massiv attackiert. Nach dem G7-Gipfel verkündetet er auf Twitter: „Wir haben ein massives Handelsdefizit mit Deutschland, plus sie zahlen viel weniger für die Nato und das Militär, als sie sollten. Das ist sehr schlecht für die USA. Das wird sich ändern.“ Der G7-Gipfel schien für alle Beteiligten nicht sehr zufriedenstellend zu verlaufen. So hatte selbst Kanzlerin Merkel, die sonst als diplomatisch und beherrscht gilt, Trump in einer medienwirksamen „Bierzeltrede“ kritisiert.
Trump ist bekannt als Sprecher deutlicher Worte, denen oft Taten folgen, die im Widerspruch zur Aussage stehen. Doch mit seinem Vorwurf der „großen Handelskrise“, die er mit Deutschland sieht, könnte er sich jetzt übernommen haben.
Ein Analyst der US-Seite Slate findet Trumps Gepöbel „toxisch“. Er zeige, wie man „aus Freunden Feinde macht.“ Die New York Times befindet die transatlantischen Beziehungen so schlecht wie zuletzt 2003 zu Zeiten des Irak-Kriegs.
Trumps Vorwürfe so nicht haltbar
Zudem seien die Vorwürfe Trumps nicht einfach so verwertbar. So gibt Deutschland seiner Meinung nach weniger Geld für die Verteidigung aus, als es sollte. Das ist an sich unbestritten. Deutschland wendet derzeit etwa 1,2 Prozent des Bruttoinlandproduktes für die Verteidigung auf, Nato-Vorgabe wären bis 2024 2,0 Prozent.
Laut Slate sei allerdings genau diese Nato-Vereinbarung auch der Knackpunkt für die geringen Ausgaben Deutschlands. Da die Ausgaben nämlich an das Bruttoinlandsprodukt gekoppelt sind, sinken die Ausgaben, sobald die Wirtschaft eines Landes wächst. In den vergangenen acht Jahren hat Deutschland seinen Verteidigungshaushalt sogar um 8,0 Prozent gesteigert.
Auch einen Exportüberschuss beklagt Trump. Deutschland exportiert mehr Güter in die USA, als es importiert. Der Überschuss betrug im vergangenen Jahr 65 Millionen Euro.
Slate befindet, dass die Kritik Trumps nicht haltbar sei. Der Handelsüberschuss sei zwar ein Problem, alleine die Deutschen dafür verantwortlich machen könne man aber nicht. Auch die vielen deutschen Autos seien mehr ein Zeichen der Wünsche der Amerikaner, die unbedingt VW oder BMW fahren wollten. Die NYT merkt an, dass auch Trump selbst den deutschen Autos, vor allem der Marke Mercedes, sehr zugetan sei.
Trump muss vorsichtiger werden
Zudem kritisierte die NYT, dass Trump neben seiner Kritik all die Vorteile übersehe, die der Handel mit Deutschland auch mit sich bringe. So seien die deutschen Autobauer in den USA Arbeitgeber von etwa 700.000 Menschen und eine der größten Exportbranchen in den USA.
Wie der Business Insider vermerkt, ist der Handel zwischen den USA und Deutschland sowieso nicht ausschließlich an der Handelsbilanz zu bewerten, denn Deutschland sei Teil der EU und auch die EU habe noch einmal Handelsabkommen mit den USA. Deshalb solle Trump sich in Acht nehmen, so die Washington Post. Merkel trifft in dieser Woche die Regierungschefs in Indien und China. Sollten diese Länder offener agieren, als Trump es derzeit tut, könnte sein „Getöse“ ihm und den USA am Ende doch deutlich geschadet haben.