Schicksalsjahr 2017: Steht Europa vor neuen Krisen?

Köln - 2017 wird zum Schicksalsjahr für Europa. Egal ob Trump, Brexit oder die Schuldenkrise. Das alles kann negative Folgen für die EU haben. Dieses Jahr wird sich alles entscheiden.
Die Europäische Union steckt bereits jetzt in einer schweren Krise. 2016 legte den Grundstein für dieses wackelige Europa, das wir heute haben. Nicht nur durch die Unsicherheiten, die Trump mit sich bringt, auch durch den Brexit und die wirtschaftlich schwachen Länder Griechenland und Italien. Auch der Populismus, der die Gesellschaft immer weiter durchdringt, gefährdet die Stabilität. Spannend werden 2017 vor allem die Wahlen in Frankreich, den Niederlanden und Deutschland. Sie werden richtungsweisend.
Die EU steht also an einem Scheideweg. 2017 wird sich entscheiden, wie es in Zukunft in Europa weiter gehen wird. „Der Ausblick auf das noch junge Jahr 2017 macht deutlich, wie groß das Risiko ist, dass Europa tatsächlich auseinander bricht“, erklärt Michael Hüther, Präsident des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln auf Focus online. Die EU müsse jetzt Stärke beweisen und reagieren.
Hüther definiert einzelne Handlungsfelder für die EU:
Harte Verhandlungen um den Brexit
Hüther erklärt, dass die EU hart, aber fair verhandeln muss. Besonders die Anfangsphase sei maßgeblich. Die Briten würden sich einer Illusion hingeben, sollten sie weiterhin glauben, dass Deutschland wohlwollend mit ihnen umgehe werde, so Hüther. Eine Umfrage des IW Köln zeigt, dass sich neun von zehn deutschen Firmen nicht groß vom Brexit betroffen sehen. 22 Prozent der befragten Firmen glauben sogar an einen Vorteil ihrerseits.
"Langfristig hat London mehr zu verlieren als die EU: Der britische Wohlstand könnte bei einem harten Brexit langfristig um bis zu zehn Prozent sinken", heißt es in einer Pressemitteilung des Instituts für deutsche Wirtschaft.
Donald Trump bedroht den deutschen Wohlstand
Hüther ist überzeugt: Donald Trump bedroht mit seiner "America First" Strategie den deutschen Wohlstand. Denn die USA ist ein extrem wichtiger Handelspartner für Deutschland. „Bei Donald Trump kann derzeit nichts ausgeschlossen werden“, warnt Hüther.
Er empfiehlt den Unternehmen Haltung zu zeigen und sich für Werte wie Demokratie und Recht einzusetzen.
Die Euro-Schuldenkrise ist weiterhin ein Thema
Die EU müsse jedoch dafür sorgen, dass die Krise nicht wieder aufflamme, so Hüther. In Griechenland muss Europa gemeinsam darauf achten, dass sie den beginnenden Aufschwung absichern.
Anders sieht es in Italien aus. Dieses Land ist gerade das Sorgenkind der Eurozone: Banken und Unternehmen leiden unter einer anhaltenden Kreditkrise und drohen handlungsunfähig zu werden. Die Finanzaufsicht muss den Druck hoch halten, um verschleppte Probleme mit notleidenden Krediten zu lösen, heißt es in der Pressemitteilung „Nur wenn die Bankenprobleme gelöst werden, kommt die italienische Wirtschaft wieder auf die Beine und können die populistischen Bewegungen geschwächt werden“, sagt IW-Direktor Michael Hüther.
Zentralbank muss Finanzstabilitätsrisiken in den Blick nehmen
Der Ölpreis klettert seit einiger Zeit wieder nach oben. Damit ist die Inflationsrate in letzter Zeit noch weiter gestiegen. Durch den niedrigen Zins ergeben sich Risiken für Banken und Versicherungen. "Daher sollte in zwei Schritten der negative Einlagezins für Banken auf Null gesetzt und der Leitzins auf 0,25 Prozent erhöht werden", empfiehlt das Institut in seiner Pressemitteilung.
Die EU hat also einiges zu tun 2017. Doch für die meisten Probleme gibt es Lösungen. „Brüssel muss die Prinzipien des Freihandels stärken und sich Protektionismus à la Trump entschieden entgegenstellen“, sagt Hüther. Europa ist stark – müsse dies aber jetzt unter Beweis stellen.
ali