„heute journal“-Leiter greift Merkel im TV an - „schweren Schaden angerichtet“

Nach dem Rücktritt von AKK kommentiert heute-journal-Leiter Schmiese im ZDF die Lage in der CDU. Kanzlerin Angela Merkel attackiert er scharf.
- Nach dem Eklat bei der Ministerpräsidenten-Wahl in Thüringen hat CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer ihren Rückzug angekündigt.
- Im ZDF-heute journal bewertet Redaktionsleiter Wulf Schmiese nun die Lage der CDU - und befürchtet Schlimmes.
- Mit Angela Merkel rechnet er knallhart ab.
Update vom 13. Februar, 12.17 Uhr: Nachdem Wulf Schmieses Kritik an Bundeskanzlerin Angela Merkel und der CDU beim ZDF-heute journal im Internet vorwiegend auf breite Zustimmung stieß, äußerten manche Twitter-Nutzer nun Forderungen. „Sehr treffende Analyse“, schreibt ein User. „Hoffentlich haben es auch die richtigen Personen in der Partei gesehen und nehmen es sich endlich zu Herzen...“
Update vom 12. Februar 2020, 13.04 Uhr: Auch im Netz stießen die deutlichen Worte von heute journal-Leiter Wulf Schmiese auf ein gewaltiges Echo. Ein Twitter-User blieb bei der Metapher des Kommentators und schrieb: „Nach links ziert sich die CDU zuzugeben, die Reling längst über Bord geworfen zu haben und die rechte Bordwand steht hoch in der Luft.“
„heute journal“-Leiter kritisiert Merkel scharf - viele Twitter-Nutzer geben ihm Recht
Eine große Mehrheit der Kommentatoren scheint mit Schmieses Ansichten außerdem einer Meinung zu sein. Denn sie gratulierten ihm zu seinem Beitrag. „Hervorragender Kommentar!“, schrieb ein Nutzer. Ein anderer Kommentar lobte Schmieses Kommentar in den höchsten Tönen: „Welch ein ausgewogener und sachgerechter Kommentar! So etwas habe ich schon lange nicht mehr im ZDF gehört. Danke!“
Doch es gab auch vereinzelt kritische Stimmen: „Es geht nicht um Volksparteien und aushalten von Hufeisentheorien. Welch unsägliches Geschwätz“, schrieb ein Twitter-Nutzer. Mit dieser Meinung stand er aber weitgehend alleine da.
„heute journal“-Leiter rechnet knallhart mit Merkel ab - und nennt Fehler der Volksparteien
Erstmeldung vom 11. Februar 2020:
Berlin - Mit ungewohnt drastischen Worten äußerte sich heute journal-Leiter Wulf Schmiese zum plötzlichen Rücktritt von CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer* am Montag im ZDF. Bei der CDU setzt sich nun fort, was bei der SPD begann - der Niedergang der Volksparteien, weil sie ihre Ränder vernachlässigen“, prophezeit Schmiese. Das verdeutlichte der ZDF-Mann auch in einer anschaulichen Metapher. „Einst waren die Volksparteien stabile Tanker, heute hält es auf deren rutschigen Kommandobrücken niemand mehr lange aus“, so der Journalist. AKK habe keinen Halt gefunden.
„heute-journal“-Redaktionsleiter macht Merkel für Niedergang der CDU verantwortlich
Den Fehler der Volksparteien, ihre politischen Ränder zu vernachlässigen, habe schon Gerhard Schröder begangen. „Als Parteichef und Kanzler wollte er seine Parteilinke mit Basta-Befehl hinter seine Agenda-Politik zwingen und als ihm das nicht gelang, da ließ er sie kompromisslos ziehen“, erinnerte sich Schmiese. Das Fazit: Die SPD ist heute halbiert. Und bei der CDU ist die Lage derzeit auch nicht viel besser. Das zeigt übrigens auch eine aktuelle Umfrage*, die die Konsequenzen des Thüringen-Debakels für die CDU verdeutlicht (Pressestimmen).
Einer der Gründe für die schon länger andauernde Krise der CDU ist Schmiese zufolge auch die Bundeskanzlerin. „Angela Merkel hat gar nicht versucht auf den rechten Rand der CDU acht zu geben“, kritisiert der ZDF-Mann. „Als Flüchtlingskanzlerin mag sie richtig gehandelt haben, als CDU-Vorsitzende jedoch hat sie schweren Schaden angerichtet. Sie hat damit den Niedergang ihrer Volkspartei angerichtet.“ Denn rechts der CDU sei eine Partei erwachsen, die heute das ganze politische System ins Wanken bringen würde.
Während Wulf Schmiese in seinem Kommentar hart mit Merkel ins Gericht geht, widmete sich ein ARD-Kommentator am Donnerstag Ursula von der Leyens Berateraffäre*. Und sein Urteil über die Ex-Bundesverteidigungsministerin fällt bitter aus.
Mit Verweis auf die Ereignisse von 2015 drückte offenbar auch CSU-Politiker Horst Seehofer kürzlich ernsthafte Besorgnis aus. Er warnte im Gespräch mit einem Abgeordneten vor einer erneuten Flüchtlingskrise.
Video: CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer zieht sich zurück
Dass das politische System in Deutschland wankt, war auch in einem Interview von SPD-Chef Norbert Walter-Borjans im Deutschlandfunk herauszulesen*. Er machte Statements, die für die GroKo nichts Gutes bedeuten.
Zum verbalen Schlag gegen die AfD holte unterdessen Linken-Politiker Bodo Ramelow im TV-Talk mit Sandra Maischberger aus. Doch auch Ramelow selbst musste sich kritischen Fragen stellen - mit ihren Aussagen traf Maischberger bei Ramelow einen empfindlichen Nerv*.
„heute journal“ (ZDF): Schmiese warnt vor Pakt zwischen CDU und AfD
Vor einem Pakt oder gar einer Koalition zwischen CDU und AfD warnt Schmiese eindringlich: „Die CDU gäbe sich auf, wenn sie mit diesen Rechtsextremen koalieren oder auch nur paktieren würde“, sagte er. Und ist es letzte Woche in Thüringen zumindest kurzzeitig so geschehen. Experten zweifeln mittlerweile auch an, dass die Vorgänge bei der Wahl in Thüringen bloß Zufall waren. Ob es sich bei dem Thüringer Wahl-Eklat tatsächlich um ein abgekartetes Spiel handelt, werden die nächsten Entwicklungen wohl zeigen*. Schmiese betont aber auch, dass das bloße Verbot eines Pakts mit der AfD nicht reichen würde.
Angela Merkel bezeichnete die Werteunion als Krebsgeschwür der CDU. Was hinter dieser Vereinigung steckt, erfahren Sie hier.*
„Die Volksparteien müssen selbst Randpositionen integrieren, die nicht demokratiefeindlich sind. Sonst wird aus dem Tanker ein Faltboot und der ganze Staat könnte kentern“, warnt Schmiese. Dann wagt er sich an ein mögliches Zukunftsszenario. „Wenn nun Armin Laschet Parteichef würde, was ja nicht unwahrscheinlich ist, bräuchte er konservative Stützen. Nur wenn die CDU als eine Partei der Mitte auch wieder Ränder links wie rechts aushält, wird sie Volkspartei bleiben können“, ist sich der heute-journal-Leiter sicher. Und betont auch: „Wenn nicht, stärkt sie jene, die das Land von der Mitte ganz an den Rand steuern wollen.“
Übrigens: Auch bei „Hart aber fair“ war AKKs Rücktritt am Montag Thema.* Und schon die Auswahl der Talk-Gäste sorgte dort für Empörung.
Wie führende Politiker auf AKKs überraschenden Rücktritt reagiert haben*, lesen Sie ebenfalls bei Merkur.de*. Das Rennen um AKKs Nachfolge ist unterdessen bereits eröffnet. Als Favoriten gelten unter anderem Friedrich Merz und Armin Laschet*.
Um die Folgen der Regierungskrise in Thüringen ging es am Sonntag beim TV-Talk von Anne Will*
Ein ARD-Tagestehmen-Kommentar nimmt Bezug auf die überraschende Entscheidung zum Zölibat von Papst Franziskus. Der Journalist Tilmann Kleinjung macht Franziskus dabei schwere Vorwürfe. Friedrich Merz schockt die Unternehmen mit einer Ankündigung für die Zeit nach Corona.
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