AfD-Anfragen-Attacke löst Spott im Netz aus
Leipzig - Die AfD hat in einer Anfrage an den sächsischen Landtag 630 Fragen zum Rundfunk gestellt. Viele Antworten sind so offensichtlich, dass man sie hätte googeln können. Der Spott im Netz ist groß.
Der sächsische Landtag wird in den kommenden Wochen viel Arbeit haben. Denn die AfD-Fraktion stellte eine monströse Anfrage zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland. 630 Fragen sind darin enthalten, auf alle muss die sächsische Staatsregierung innerhalb von zehn Wochen schriftlich antworten. Das berichtet das Portal „Über Medien“. Unterzeichnet habe die Anfragen-Attacke die sächsische AfD-Landtagsabgeordnete Kirsten Muster in Vertretung für die Fraktionsvorsitzende Frauke Petry.
Viele Fragen hätte „Google“ schnell beantwortet
Auffallend an dem 38-seitigem Fragenkatalog ist: Viele Fragen sind trivial, die Antworten wären durch eine kurze Internet-Recherche schnell zu ermitteln gewesen. Zum Beispiel Frage 104: „Wie und wonach werden die Einschaltquoten durch wen ermittelt?“ oder Frage 154: „Welche Nachrichtensendungen produzieren ARD, ZDF und MDR?“. Die Antwort auf die Frage, wie hoch die Aufwandsentschädigung für Rundfunkrats-Mitglieder sind, ist auf der Internetseite des Rundfunkrats zu lesen. Und wie viel der MDR twittert, hätte ebenfalls schnell selbst überprüft werden können.
Ziemlich unwichtig erscheint die Antwort auf die Frage 147: „Warum und wann erfolgen Moderationen vor bzw. hinter dem Tisch?“ Und auf eine ihrer Fragen gibt sich die AfD sogar selbst die Antwort: „Wie viele öffentlich-rechtliche Radio- und Fernsehprogramme gibt es?", will die Fraktion wissen, dabei schreibt sie später selbst: "Wir haben schon heute 22 öffentlich-rechtliche Fernseh- und 67 Radioprogramme."
Twitter-User spotten über AfD-Fragen
Der Spott vieler Internet-Nutzer ließ nicht lange auf sich warten: Auf Twitter kursieren unter dem Hashtag #afdfragen dutzende banaler Fragen, mit denen die User die AfD-Anfrage aufs Korn nehmen.
Weitere Beispiele sind: „Warum sprechen sich die Mainstream-Medien bei den Lottozahlen ab?“, „Zählt der rosarote Panther als Farbiger?“, „Warum sind in den Weltkriegs-Dokus auf ZDFinfo eigentlich immer die Deutschen die Täter?“ und „Sendet die Deutsche Welle auch bei Ebbe?“.
Was will AfD mit ihrer Anfrage erreichen?
Dass die AfD eine Anfrage zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk stellt, ist nicht das Verwunderliche an der Sache, sondern das WIE. Soll Sachsens Landesregierung durch die Bearbeitung der 630 Fragen und Unterfragen in ihrer Arbeit blockiert werden? Das Portal „Über Medien“ glaubt, das Motiv für die Anfragen-Attacke erkannt zu haben: „Wer 630 Fragen stellt, noch dazu solche, will nicht debattieren, sondern den Staatsapparat mit Querulantentum ärgern“, schreibt das Portal. In vielen Fragen schwinge ein grundsätzliches Misstrauen gegen die Medien mit - etwa, wenn gefragt wird, welche Quellen die Journalisten für ihre Recherche verwenden. Stichwort: Lügenpresse.
Die AfD selbst gab als Begründung an, dass „ohne Denkverbote“ hinterfragt werden müsse, welche Aufgaben ARD und ZDF „in der sich ständig veränderten Medienlandschaft“ noch erfüllen könnten.