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Bayern-SPD: Mentor gegen Schüler - und eine lachende Dritte?

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Von: Til Huber

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Klausur des SPD-Landesvorstandes
Geht sie als lachende Dritte aus der Rivalität der Männer hervor? Generalsekretärin Natascha Kohnen. © dpa

Neben Florian von Brunn und Generalsekretärin Natascha Kohnen tritt Klaus Barthel bei der Mitgliederbefragung um den Landesvorsitz der Bayern-SPD an. So stehen die Chancen der Kandidaten.

München – Der Anruf erwischte Klaus Barthel gestern Morgen auf dem Weg nach Bielefeld. Auf dem Handy meldete sich der Landtagsabgeordnete Florian von Brunn – früher sein Mitarbeiter und seit neuestem Konkurrent um den Landesvorsitz bei der Bayern-SPD. Eine Viertelstunde tauschte man sich aus, und eins war zumindest danach klar: Die Freundschaft soll an der Rivalität nicht zerbrechen – auch wenn das eine Herausforderung werden dürfte.

Seit dem Wochenende steht fest: Der langjährige Bundestagsabgeordnete Barthel ist der Dritte im Bunde: Neben von Brunn und Generalsekretärin Natascha Kohnen tritt er bei der Mitgliederbefragung um den Landesvorsitz an, die im März starten soll. In der Landespartei sind viele überrascht. Barthels politische Karriere schien gerade auszuklingen. Im Herbst scheidet der 61-Jährige aus Kochel am See aus dem Bundestag aus. Nun will er es offenbar noch einmal wissen.

Barthel sieht sich in Schlüsselrolle bei Rücknahme der Agenda 2010

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Klaus Barthel.

Wie vielen geht es ihm vor allem um soziale Gerechtigkeit. Für ihn bedeutet das: teilweise Rücknahme der Agenda 2010 und eine gerechtere Rentenpolitik. Die Agenda-Politik müsse die SPD „zurückdrehen“, fordert Barthel. Sich selbst sieht er dabei in einer Schlüsselrolle. „Das Problem ist, dass viele Menschen uns nicht glauben, dass wir das wirklich machen.“ Er habe aber schon immer dafür gekämpft. Seit Langem beackert Barthel die Felder Wirtschaft und Arbeitswelt; er ist Chef der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen in der SPD.

Dass er aus dem Bundestag ausscheidet, könnte ihm von Vorteil sein. Teile der Basis wünschen sich einen unabhängigeren Landeschef. Einen, der keine Rücksicht auf Fraktionsdisziplin in Land oder Bund nehmen muss und Bayern-SPD pur vertreten kann. Auf ein Gehalt als Landeschef würde Barthel, der bald keine Abgeordnetendiät mehr bekommt, verzichten. „Zunächst ist jedes Parteiamt ein Ehrenamt“, betont er. Allerdings dürfte er nach Jahrzehnten im Bundestag auch gut versorgt sein. Seinem Ex-Mitarbeiter von Brunn (1999 bis 2006) dürfte die Kandidatur eher schaden. Beide haben ein ähnliches Profil, könnten sich Stimmen abnehmen. Natascha Kohnen also als lachende Dritte?

Von Brunn muss sich Rückhalt in der Fläche suchen

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Florian von Brunn.

on Brunn wiegelt ab. Sein Profil sei deutlich breiter als das Barthels. Er wolle soziale Gerechtigkeit, aber auch eine dynamische Wirtschaft – und eine, die Umwelt- und Verbraucherschutz ernst nimmt. Außerdem sei er unter den Dreien der Angriffslustigste, stehe für klare Kante gegenüber der CSU. Kohnen hatte dagegen betont, sich nicht mehr so stark an der CSU abarbeiten zu wollen.

Der Wahlkampf dürfte Fahrt aufnehmen. Barthel hat wohl mehrere Kollegen aus dem Bundestag auf seiner Seite, die Landtagsfraktion gilt eher als Kohnen-nah. Auch die Funktionäre der Parteizentrale am Münchner Oberanger dürften zur Generalsekretärin neigen. Von Brunn will sich nun in der Fläche bekannt machen, Unterbezirke und Ortsvereine besuchen.

Am Ende bleibt es aber womöglich nicht bei den Dreien. Die Basis-Initiative „Zeit für die Mutigen“ hatte mit einem eigenen, jungen Kandidaten geliebäugelt, der sich deutlich von den anderen abhebt. Die Frist zur Einreichung von Vorschlägen läuft noch bis 28. Februar, 23.59 Uhr.

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