Schilddrüsen-Patientin mit Hashimoto wird arbeitsunfähig: „Hirn vernebelt sich plötzlich“
20 Jahre nach ihrer Hashimoto-Diagnose macht einer Frau ihre Schilddrüse plötzlich zu schaffen. Herzrasen, Konzentrationsprobleme und hoher Blutdruck sind nur einige Beschwerden.
Hashimoto-Thyreoiditis ist der häufigste Grund für eine Schilddrüsenunterfunktion. Dabei handelt es sich um eine chronische Entzündung des schmetterlingsförmigen Organs, die den Stoffwechsel nur noch in Zeitlupe funktionieren lässt. In Deutschland erkranken schätzungsweise vier von 1000 Frauen und einer von 1000 Männern an Hashimoto und schon mehr als zehn Prozent der Bevölkerung leiden darunter. Wie der Leidensweg mit dieser Krankheit aussehen kann, davon berichtet eine Betroffene gegenüber der Berliner Zeitung.
Schilddrüse: Hashimoto-Patientin berichtet von Leidensweg – Wenn nichts mehr so ist, wie es war

Vor 20 Jahren wird bei Ella (Name von der Redaktion geändert) die Schilddrüsenerkrankung Hashimoto entdeckt. Bei der Autoimmunerkrankung wendet sich der Körper gegen seine eigene Schilddrüse. Das kann so weit gehen, dass der Körper das Gewebe in Teilen oder sogar ganz zerstört. Behandelt wird Hashimoto mit dem Medikament Tyroxin, welches von den Patienten ein Leben lang eingenommen werden muss – auch wenn das Absetzen des Schilddrüsentabletten in manchen Fällen sinnvoll ist. Als Ella die Diagnose Hashimoto bekommt, fühlt sie sich gesund und fit, dennoch ist ihre Schilddrüse schon stark geschrumpft, da die chronische Entzündung vermutlich Jahre lang unentdeckt blieb.
Bis zu ihrem 40. Lebensjahr hat die Betroffene trotz Autoimmunerkrankung keine körperlichen oder psychischen Beschwerden, bis auf gelegentliche Herzprobleme. „Ihr kam es manchmal vor, als würde ihr Herz stolpern oder kurz aussetzen. Sämtliche Besuche bei Kardiologen verliefen ereignislos; ihr Herz gilt als gesund“, heißt es in der Berliner Zeitung. Das ändert sich allerdings, als ihr Körper plötzlich beginnt, verrückt zu spielen. Ella bekommt beispielsweise immer häufiger Herzrasen und landet deswegen regelmäßig sogar in der Notaufnahme. Zudem leidet sie unter einem lebensgefährlich hohen Blutdruck. Trotz mehrerer Untersuchungen von Körper und Blut wissen die Ärzte allerdings keinen Rat und stellen sie auf Betablocker und Blutdruckmedikamente um. Ab dann beginnt ihre Leidensgeschichte.
Hashimoto: Schilddrüsenerkrankung macht Betroffene arbeitsunfähig
Da die Schilddrüse nicht nur für den Stoffwechsel zuständig ist, sondern auch zentrale Organe beliefert, können sich ernsthafte Probleme der Schilddrüse zum Beispiel auf Herz und Hirn auswirken. Diese beiden Organe machen inzwischen auch Ella zu schaffen. So kämpft sie neben Problemen mit dem Blutdruck auch mit ständigem Schwindelgefühl, Konzentrationsproblemen und Verwirrtheitszuständen. Allerdings wissen sich die Ärzte keinen Rat. Zwar findenen Neurologen, Kardiologen, Psychologen, Endokrinologen, Nuklearmedizinern, Nieren- und Nebennierenspezialisten und verschiedene Internisten jedes Mal in einem anderen Bereich leicht auffällige Blutwerte. Diese weisen jedoch nie auf ein konkretes Krankheitsbild hin. Allein Ellas Schilddrüsenwerte sind auffällig.
Als ihr ein Arzt empfiehlt, die Schilddrüsen-Medikamente wegzulassen, fühlte sie sich plötzlich besser als vorher. Zuvor zeigte sie typischen Anzeichen für eine Überdosierung: Sie wurde aufgrund der Einnahme des Schilddrüsenhormons und den dadurch schneller arbeitenden Stoffwechsel leichter aggressiv und musste den ganzen Tag viel trinken. Drei Wochen später stellte ein anderer Arzt fest, dass ihr TSH-Wert (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) bei 150 lag. Ein normaler Wert liegt hingegen bei 0,5 bis 2,5 und sie war in eine gefährliche Unterfunktion geraten. Nachdem sie das Hormon wieder zu sich nimmt, geht es ihr wieder besser.
Allerdings ist sie immer wieder Schwankungen ihres TSH-Werts ausgesetzt. Er kann sich sogar während eines Tages verändern, obwohl Ärzte ihr sagen, dass das nicht sein könne und sie es vorher noch nie so gesehen haben. Nun scheint sie allerdings ihre Schilddrüsentabletten nicht mehr zu vertragen, obwohl sie diese dringend braucht. „Ella bekam während ihrer Spaziergänge zunehmend Schwitzattacken, ihr Herz machte Symptome, wenn auch andere als zuvor, und ihr Hirn vernebelte sich plötzlich so stark, dass sie nicht normal weiterlaufen konnte – und ganz langsam nach Hause schleichen musste, um sich hinzulegen“, schildert die Berliner Zeitung. Aufgrund der Beschwerden kann Ella allerdings nicht arbeiten. Ohne ihre Medikamente kann sie jedoch auch nicht leben, obwohl sie mit Thyroxin lebensgefährliche Symptome bekommt. Nach der langen Ärzte-Odyssee steckt die Patientin also immer noch in einer Misere fest, aus der ihr bisher keiner helfen konnte. Mit diesem Schicksal ist sie möglicherweise nicht alleine.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren RedakteurInnen leider nicht beantwortet werden.