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Blütenstaub ohne Ende – vor allem ein Baum steckt derzeit dahinter

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Von: Leonie Hofhus

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Pollenflug
Blütenstaub ohne Ende - vor allem dieser Baum steckt dahinter © dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Heuschnupfen ist für viele Menschen eine Plage. Auch in diesem Jahr bleiben Allergiker nicht verschont und leiden unter dem Pollenflug. Der Blütenstaub überzieht momentan alles mit einer gelben Schicht: Er liegt auf Autos, auf Fensterbänken und Gartenmöbeln. Vor allem ein Baum steckt derzeit dahinter.

Symptome wie Niesen, Fließschnupfen, Augenjucken können auf eine Pollenallergie (Heuschnupfen) hindeuten. Vor allem im Frühling und Sommer leiden viele Menschen daran.

Heuschnupfen – Was ist das?

Heuschnupfen ist eine Überempfindlichkeitsreaktion gegen Pollen (Blütenstaubteilchen) von Bäumen, Sträuchern, Gräsern und Getreide. Diese Pollen gelangen mit dem Wind oder durch Insekten von einer Pflanze zur anderen. Wenn die Pollen im Wind fliegen, verbreiten sie sich schnell und können bei Allergikern eine allergische Reaktion verursachen.

Pollen sind häufig in den Monaten Februar bis Oktober unterwegs. Die Pflanzen streuen bis zu 4 Millionen Pollen pro Ähre (Roggen) aus und haben eine Reichweite von mehreren hundert Kilometern.

Heuschnupfen kommt relativ häufig vor. Rund 15 bis 20 Prozent der Erwachsenen leiden im Laufe ihres Lebens an einer Pollenallergie.

Ursachen: Wie entsteht Heuschnupfen? 

Normalerweise bekämpft unser Immunsystem schädliche Krankheitserreger. Bei Heuschnupfen irrt es sich sozusagen. Es sieht einen Feind in einem völlig harmlosen Stoff wie Pflanzenpollen. Gegen den vermeintlichen Feind bringen Abwehrzellen passende Antikörper (Immunglobuline E, IgE) in Stellung. Sie bewirken beim Kontakt mit dem Allergieauslöser, dass Botenstoffe aus Mastzellen freigesetzt werden, zum Beispiel Histamin. Eine Entzündung entsteht. Sie führt rasch zu typischen Allergiebeschwerden. Heuschnupfen ist eine sogenannte Allergie vom Soforttyp.

Warum manche Menschen an Heuschnupfen leiden und andere nicht, wird noch erforscht. Vererbung spielt eine gewisse Rolle. Haben die Eltern eine Allergie, erhöht sich das Risiko für die Kinder, an einer Allergie wie Heuschnupfen zu erkranken.

Aktuell besonders extrem: die Fichten-Pollen

Dass teils ganze Pollen-Wolken über die Lande ziehen, liegt hauptsächlich an den derzeit blühenden Fichten. Grundsätzlich blühen die Fichten jedes Jahr, aber nicht immer die gleiche Menge. Heuer ist ein sogenanntes „Mastjahr“. Das bedeutet, dass Samen massenhaft produziert werden – und folglich massenhaft in der Luft herumwirbeln.

Es scheint so, als würden Bäume in Rhythmen planen. Das gibt es auch in der Tierwelt, beispielsweise bei den 17-Jahres-Zikaden, so wird der Rhythmus weniger vorhersagbar für Fressfeinde. Diverse Faktoren würden beim Rhythmus der Fichten für Variabilität sorgen. In welchen Abständen ein Baum blüht, ist nicht präzise vorhersagbar. Nur weil ein Baum blüht, braucht er noch lange keine Samen zu haben. So kann es vorkommen, dass ein Baum gleich wieder blüht, wenn die vorherige Blüte nicht zur Mast geführt hat. Wenn es eine Massenblüte wie heuer gibt, bedeute das oft, dass die Bedingungen für die Bäume im Vorjahr positiv waren.

Ob die Blüte initiiert wird, entscheidet sich im Juli des Vorjahres. Da werden die Knospen angelegt. Sind die Witterungsbedingungen zu dieser Zeit günstig, kommt es zur Blüte.

Was beeinflusst den Blütenbeginn?

Eine Mischung aus Tageslänge und Temperatur beeinflusst den Blütenbeginn. Der Niederschlag könnte hier eine wichtige Rolle spielen: Windbestäubte Pflanzen profitieren davon, dass Pollen so lange wie möglich in der Luft sind. Wenn es regnet, werden sie aber aus der Luft ausgekämmt. Das wiederum wäre für die Fortpflanzung nicht förderlich. Auf einen Baum wirke es sich grundsätzlich nicht negativ aus, wenn er die Ressourcen fürs Blühen aufbringt.

Vielen kommt es so vor, als hätten die Fichten in den vergangenen Jahren besonders oft geblüht. Hans-Peter Dietrich von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) bestätigt, dass die Blüte Beobachtungen zufolge zunimmt. „Es gab eine alte Regel, die besagt, dass Fichten alle fünf bis sieben Jahre blühen, das war aber damals schon nicht zutreffend.“ Generell gehe aber die Tendenz zumindest bei Fichten und Buchen zur Zunahme. „Durch die Erwärmung ergeben sich günstige Wachstumsbedingungen“, erklärt er. Diese würden außerdem durch hohe Stickstoffeinträge gefördert. „Die Nährstoffe, die für das Wachstum benötigt werden, sind also gegeben.“

Wie lange blüht die Fichte noch?

Dr. Christoph Heibl, Botaniker und stellvertretender Leiter von Naturschutz und Forschung im Nationalpark Bayerischer Wald geht davon aus, dass die Fichtenpollen – je nach Wetterlage – noch ein, zwei Wochen herumfliegen werden. „Die Blütezeit der Fichten ist relativ kurz, aber die Pollen sind noch eine Weile unterwegs. Sie liegen rum und werden weitergeblasen.“ Allergiker können – zumindest ein wenig – aufatmen. Für laufende Nase und tränende Augen sind laut WetterKontor in 95 Prozent der Fälle die Hauptallergiepollen Hasel, Erle, Birke, Gräser, Roggen und Beifuß verantwortlich.

lh

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