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Wie in Neukirchen leidenschaftlich Kaffee geröstet wird

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 Lucian Mathes (rechts) und Christoph Schlosser mit dem Röstapparat.
Lucian Mathes (rechts) und Christoph Schlosser mit dem Röstapparat. © kon

Lucian Mathes aus Neukirchen hat ein besonderes Hobby. Er röstet Kaffee, und zwar nach allen Regeln der Kunst - heller für Filterkaffee, dunkler für Espresso. Was mit der Leidenschaft der Familie Mathes für den Kaffee und das Kaffeetrinken begann, hat inzwischen zur Gründung der kleinen „Binder Lenz Kaffeerösterei“ in Neukirchen geführt.

Neukrichen An einem Tag der offenen Tür konnten Kaffeeliebhaber und solche, die es werden wollen, hinter die Kulissen blicken, Filterkaffee und Espresso probieren, beim Rösten der Bohnen zusehen und von Lucian Mathes erfahren, warum seine kleine Kaffeerösterei diesen Namen trägt. 

Der Neukirchner Lucian Mathes ist Student der Physik in München und arbeitet zurzeit an seiner Doktorarbeit. Auch sein Vater, Dr. Roland Mathes, ist promovierter Physiker. Die beiden haben aber nicht nur die Liebe zur Physik gemeinsam, sondern auch die Leidenschaft für den Kaffee. Der Vater entwickelt seit längerem beruflich Kaffeevollautomaten und Espressomaschinen für namhafte Hersteller, die erfolgreich auf den Markt gekommen sind. Einige davon konnte man beim Tag der offenen Tür bestaunen und den darauf vom Entwickler selbst zubereiteten Kaffee genießen.

Fachkundige Erklärungen wurden sozusagen gratis mitgeliefert. Oder wussten Sie beispielsweise, dass man bei der Herstellung von Espresso die angegebene Kaffee-  und Wassermenge genauestens einhalten sollte? Dr. Mathes hat sie für jede Portion einzeln abgewogen. Oder kannten Sie die geschmacklichen Unterschiede zwischen Espressos aus „Café arabica“ und „Café robusta?“ . Arabica schmeckt nussiger und fruchtiger, robusta erdig intensiv, so die Erklärung des Kaffeekenners Mathes. 

Die „Kaffee-Geschichte“ der Familie Mathes geht aber noch weiter zurück. Um 1900 hat ein Uropa von Lucian, der Binder Lenz, mit bürgerlichem Namen Lorenz Buchner, seinen Hof in Lauter gebaut. Dabei hatte er auch italienische Gastarbeiter als Helfer, die ihm in den Pausen wort- und gestenreich den „Ottimo Espresso“ beschrieben, den sie nur in ihrer Heimat trinken konnten. Denn in Bayern gab es damals nur Filterkaffee. Erst Lorenz Buchners Söhne konnten bei ihren Italienreisen und durch die neu erfundene Mokkakanne in den Genuss von Espresso kommen. „Mein Uropa würde sich bestimmt freuen, wenn er wüsste, dass sein Urenkel selbst Kaffee röstet und sowohl Filterkaffee als auch Espresso mit italienisch anmutender Crema bieten kann“, so Lucian Mathes. Deshalb hat er seine Rösterei nach dem Uropa als „Lenz Binder Kafferösterei “ benannt. 

Die Bohnen, die Lucian Mathes und sein Freund und Helfer Christoph Schlosser in ihrem im Internet erworbenen Gerät rösten, kommen aus Brasilien, Kolumbien (Sorte arabica) und Indien (Sorte robusta). „Wir verwenden nur Bohnen bester Qualität“, so Lucian Mathes, denn dies ist neben vielen anderen ein wichtiger Faktor für einen hochwertigen Bohnenkaffee. Bei jedem Röstvorgang kommen drei Kilo grüne, getrocknete Kaffeebohnen in die Trommel des Rösters. Die Temperatur innerhalb der Trommel kann von Zimmertemperatur beim Start bis zu maximalen 190 Grad gesteuert werden, zudem kann die Luftzufuhr geregelt und so Einfluss auf die Röstkurve genommen werden. Die Bohnen werden in der Trommel ständig bewegt, damit sie gleichmäßig rösten. Den Vorgang kann man über ein kleines Fenster beobachten.   

Die gerösteten Bohnen beim Auskühlen
Die gerösteten Bohnen beim Auskühlen © kon

Nach dreizehn bis vierzehn Minutenwerden die gerösteten Bohnen in die Abkühlpfanne entleert, wo sie unter ständigem Umrühren in etwa zehn Minuten auskühlen.  „Das Kühlen ist essenziell, um den Röstprozess zu dem Zeitpunkt und bei genau dem Röstgrad abzuschließen, den man will“ erklärt Christoph Schlosser und verfolgt die Temperaturkurve auf seinem Laptop. Bei einem Röstvorgang können in Neukirchen drei Kilo Bohnen geröstet werden. „Das ist zwar kein Vergleich mit den großen Kaffeeröstereien, aber für uns ist es genau richtig, denn wir wollen ja auch noch weiter experimentieren, welche Mischungen am besten schmecken“ ist Lucian Mathes überzeugt.  Denn noch rösten die Neukirchner den Kaffee aus Leidenschaft, inzwischen aber nicht mehr ganz ohne Eigennutz. Das große Besucherinteresse am Tag der offenen Tür hat gezeigt, dass die jungen „Nebenerwerbsunternehmer“ mit ihrer Geschäftsidee auf einem guten Weg sind. 

kon

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