Kommunale Gebietsreform 1971
Vor rund 50 Jahren: So lief die Eingemeindung der Teisendorfer Ortsteile
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Vor fünfzig Jahren wurden durch die Eingemeindungen von Freidling, Holzhausen und Roßdorf die ersten Schritte hin zur heutigen Marktgemeinde Teisendorf vollzogen. Daran erinnerte Bürgermeister Thomas Gasser in der jüngsten Gemeinderatssitzung.
Teisendorf - Am 1. April 1971 kam Freidling zu Teisendorf, am 1. Januar 1972 folgten dann die Gemeinden Holzhausen und Roßdorf. Rückstetten wurde mit dem 1. Januar 1972 zu Oberteisendorf eingemeindet. Abgeschlossen wurde die kommunale Gebietsreform zur Bildung der Einheitsgemeinde Markt Teisendorf dann 1978, mit der Eingemeindung von Oberteisendorf, Weildorf und Neukirchen. In einem Gespräch mit BGLand24.de erörterte Bürgermeister Thomas Gasser die Gründe und Ziele, die vor fünfzig Jahren die Gebietsreform eingeleitet haben und wie der erste Schritt formell vollzogen wurde.
Ende der 1960er begannen in der Bayerischen Staatsregierung und in den politischen Parteien die Überlegungen über die Neueinteilung des Staatsgebietes auf der Ebene der Gemeinden und der Landkreise. In einer ersten Phase wurden freiwillige Zusammenschlüsse durch den Freistaat Bayern mit Sondermitteln von bis zu 400.000 DM gefördert. Diese wurden den Gemeinden zugewiesen, die zusammengekommen sind. Die Mittel konnten für Investitionen in der Gemeinde verwendet werden. Freidling hatte zum Zeitpunkt der Eingemeindung 410, Holzhausen 680 und Roßdorf 616 Einwohner, während Teisendorf 2162 Einwohner zählte.
Der Aufbau einer zukunftsfähigen Gemeindeverwaltung mit eigenen Sachgebieten und hauptamtlichen Verwaltungsangestellten, die die stetig wachsenden Aufgaben der Kommunen effektiv bewältigen konnten, war in den kleinen Strukturen nicht möglich. Ein Zusammenschluss der kleinen Gemeinden, deren Zuschnitt aus der Entstehungszeit um 1818 überwiegend unverändert geblieben sind, mit der deutlich größeren Gemeinde Teisendorf war nur folgerichtig. Die in Aussicht gestellten Fördermittel beschleunigten den Zusammenschluss.
Eingemeindung von Ortsteilen in Teisendorf: Unterlagen geben Aufschluss
Den bei der Gemeinde aufbewahrten Unterlagen ist zu entnehmen, dass die Abwicklung der Eingemeindungsverfahren in allen drei Gemeinden ähnlich verlief. Nach eingehender Diskussion der örtlichen Gemeinderäte wurde eine gemeinsame Sitzung mit dem Teisendorfer Gemeinderat anberaumt, bei der die Möglichkeiten einer Eingliederung gemeinsam beraten und die Bedingungen die in dem Eingemeindungsvertrag aufzunehmen waren, geregelt wurden. In allen drei Fällen stand das Thema Straßenausbau ganz vorn. Es war die Zeit zunehmender Motorisierung.
Viele Strassen waren noch wenig ausgebaut und nicht asphaltiert. Die Gemeinden wollten die Zusicherung, dass begonnene oder geplante Maßnahmen nach der Eingemeindung von der Marktgemeinde Teisendorf weiter verfolgt und auch finanziert werden. Im Gegenzug gingen die Fördermittel des Freistaates an die neue Marktgemeinde. Auch die Räumung der Gemeindestraßen im Winter wurde genau geregelt.
Eingemeindung: Vor- und Nachteile wurden erörtert
Nach den Treffen der Gemeinderäte wurden Bürgerversammlung zur Information der Bevölkerung über die Vor- und Nachteile des Zusammenschlusses abgehalten. Anschließend wurden die wahlberechtigten Bürger der drei Gemeinden in geheimer Abstimmung befragt, ob sie mit der Vereinigung ihrer Gemeinde mit dem Markt Teisendorf einverstanden sind. In Freidling haben 63 Prozent der Wähler dafür gestimmt, in Roßdorf waren es rund 58 Prozent. Auch in Holzhausen hat die Zustimmung überwogen, genaue Zahlen sind den Unterlagen nicht zu entnehmen.
Der feierliche Unterzeichnung des Eingemeindungsvertrags mit Freidling durch den Freidlinger Bürgermeister Josef Aschauer und den Teisendorfer Bürgermeister Nikolaus Blank fand am 26. März 1971 im Gasthaus Schiller in Teisendorf statt. Am 27. Dezember 1971 wurden an derselben Stelle die Eingemeindungsverträge zwischen Holzhausen und Teisendorf und Roßdorf und Teisendorf unterzeichnet.
Für Holzhausen unterzeichnete Bürgermeister Martin Seidl, für Roßdorf Bürgermeister Franz Aicher. In den Gemeinderat Teisendorf wurden jeweils mit dem Datum des Zusammenschlusses drei Gemeindevertreter aus den neu dazugekommenen Gemeinden gewählt. Es waren dies für Freidling die Gemeinderäte Johann Aschauer sen., Karl Windfellner und Franz Burghartswieser, für Holzhausen Martin Seidl, Stefan Hocheder und Stefan Mühlbauer und für Roßdorf Franz Aicher, Lorenz Mösenlechner und Peter Auer.
Eingemeindung: Erhalt der Feuerwehren
Erwähnenswert ist auch, dass in allen drei Eingemeindungsverträgen der Erhalt der Freiwilligen Feuerwehren vor Ort als Löschgruppe der Freiwilligen Feuerwehr Teisendorf festgelegt wurde. „solange dies für den Feuerschutz in der Gemeinde zweckmäßig ist“. Für Freidling und Roßdorf gilt das noch heute. Die Feuerwehr Holzhausen wurde inzwischen aufgelöst, weiterhin aktive Mitglieder sind zur Feuerwehr Teisendorf dazugegangen. Interessant auch eine Festlegung im Vertrag, die heute in der Zeit von Handy und Internet nur ein Schmunzeln hervorruft, damals aber immanent wichtig war: Die „öffentlichen Fernsprechstellen“ in den Gemeinden sollen fortgeführt werden, „solange dies für die Ortschaft wichtig ist“.
Mit der Unterzeichnung der Eingemeindungsverträge hatte sich die Gemeindefläche des Marktes Teisendorf ab dem 01. Januar 1972 von 1.231 Hektar auf 3.220 Hektar vergrößert, die Einwohnerzahl ist auf 3868 Personen angestiegen. Die in Bayern politisch diskutierte Zielvorstellung von circa 5000 Einwohnern je Kommune sei damit zwar noch nicht erreicht worden, so Bürgermeister Gasser zum Abschluss des Gesprächs, ein erster wichtiger Schritt aber gemacht.
Gasser erinnerte dann noch an die Worte von Bürgermeister Nikolaus Blank bei der Unterzeichnung der Eingemeindungsverträge mit Roßdorf und Holzhausen, die auch heute noch gültig wären: „Die nunmehr zusammengeschlossenen Gemeinden gehörten seit Generationen zusammen... Ihre Bewohner besuchten die gleiche Schule und dieselbe Kirche. Sie bestatteten ihre Toten im gleichen Friedhof. Wie nun diese Zusammenlegung vollzogen wird, ist allein unser aller Angelegenheit“.
Eingemeindung: Rückstetten zu Oberteisendorf
Die Gemeinde Rückstetten mit Bürgermeister Matthias Fuchs hatte sich für einen Zusammenschluss mit der Gemeinde Oberteisendorf entschlossen, nachdem kurz auch die Gründung einer Verwaltungsgemeinschaft überlegt worden war. Das Prozedere war ähnlich wie bei der Eingemeindung von Freidling, Holzhausen und Roßdorf zu Teisendorf. Man war sich in Rückstetten zu diesem Zeitpunkt aber schon bewußt, dass dies, so Bürgermeister Fuchs, „nur ein erster Schritt im Rahmen der Reformpläne der Regierung sein wird, zur Gründung einer Großgemeinde Markt Teisendorf“. Der zweite Schritt ist dann 1978 erfolgt.
kon