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Rinderzuchtverband: Neubau der Chiemgau-Halle wird „größte Herausforderung seit 1975“

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Von: Markus Zwigl

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Die „Chiemgau-Halle“ am Festplatz an der Siegsdorfer Straße in Traunstein.
Die „Chiemgau-Halle“ am Festplatz an der Siegsdorfer Straße in Traunstein. © xe

Der Rinderzuchtverband (ZV) Traunstein blickt optimistisch in die Zukunft, wenngleich der Verband auch in diesem Jahr viele Aufgaben zu bewältigen hat.

Teisendorf - „Das Züchterjahr 2022 blieb in der Vermarktung von massiven Einschränkungen durch das Corona-Virus verschont. Sehr erfreulich waren die deutlich höheren Vermarktungserlöse. Der durchschnittliche Preis pro kg Lebendgewicht konnte bei den Kälbern um 25 Cent gesteigert werden, Jungkühe kosteten annähernd 300 Euro mehr“. Über diese positiven Entwicklungen konnte Hubert Hartl, der 1. Vorsitzende des Rinderzuchtverbandes (ZV) Traunstein bei der gut besuchten Jahresversammlung im Poststall Teisendorf berichten.

Allerdings müsse man den gestiegenen Erlösen für die Bauern die inflationsbedingten höheren Ausgaben für Betriebsausgaben gegenrechnen, fuhr Hartl fort. Den Neubau der Vermarktungshalle in Traunstein bezeichnete er als „die größte Herausforderung seit 1975“. Hartl beschrieb den langen und mühsamen Weg bis zur Baugenehmigung und bedankte sich bei Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und Landrat Bernhard Kern für ihre Unterstützung zur Erreichung der Förderung nach dem Marktstrukturgesetz. Baubeginn für die Halle war im August, inzwischen sind die Kellerwände betoniert.

Im Moment ruht der Bau, es finden aber regelmäßig Baubesprechungen mit der Baufirma Mayer aus Ruhpolding statt. Nach Fertigstellung soll die Halle 60 Boxen zur Unterbringung von 900 Kälbern umfassen. Zu Beginn hatten 2. Vorstand Josef Thaler und Christian Warislohner, Gebietsvertreter der Viehzuchtgenossenschaft (VZG) Teisendorf, die Teilnehmer begrüßt, darunter Ortsbäuerinnen und Ortsobmänner, Besamungstechniker, Vertreter von Behörden, Verbänden, Selbsthilfeeinrichtungen und der Molkerei Piding.

Gekommen war auch Landrat Bernhard Kern, der in einem kurzen Grußwort die Bedeutung der neuen Vermarktungshalle hervorhob. Josef Thaler ging unter anderem auf die Aktivitäten der Jungzüchter im Berchtesgadener Land ein, wie die erfolgreiche Teilnahme an der Bayerischen Jungzüchter Nightshow in Wertingen.

„Die Zucht hat sich in den letzten Jahren extrem verändert“, so der Zuchtleiter des ZV Traunstein Dr. Rudolf Maierhofer in seinem Bericht. Durch die genomische Selektion könnten sichere Aussagen zur Vererbung allein durch die Untersuchung einer Gewebeprobe gemacht werden. Für die nächste Stiergeneration könne man deshalb sehr junge Genetik verwenden. Der Schwerpunkt liegt auf dem Jungrind, das sehr gezielt angepaart wird. Auch die Zuchtstiere in den Besamungsstationen werden nach dem Ankauf sofort umfangreich eingesetzt.

Linienvielfalt soll erhalten bleiben

Damit hat man das Generationsintervall verkürzt. Die Züchtung hornloser Rinder wird vorangetrieben, wobei man aber auch bemüht ist, die Linienvielfalt zu erhalten. Milchleistungssteigerungen wird keine hohe Priorität mehr zugeordnet, da höhere Leistungen mit einen höheren Kraftfuttereinsatz verbunden sind. Die Zukunft basiert in unserer Region auf hohen Grundfutterleistungen für Grünland. Der Schlüssel für die Zukunft liege in der Verbesserung der Fitness der Rinder durch Zucht, so der Zuchtleiter. Dafür müsse eine ausreichende Datenbasis geschaffen werden.

Maierhofer warb um die freiwillige Teilnahme der Landwirte an dem Programm Gesundheit und Robustheit. Die Teilnehmer müssten dort zu über sechzig Prozent junge Vererber einsetzen, von denen noch wenig Daten vorhanden sind und Gesundheitsdaten regelmäßig in eine Datenbank melden. Als Gegenleistung verbilligt sich die genomische Untersuchung einer Probe auf zehn Euro.

Der Landwirt bekommt so wertvolle Infos für die Anpaarung des Jungrindes. Mit den Gesundheitsdaten baut er den Lebenslauf jedes Rindes auf und kann auf seinem Handy genau nachvollziehen, wann eine Kuh krank war, wie oft Klauenpflege notwendig war, wie fruchtbar sie ist und vieles mehr.

Lukrative Vermarktung

„Bei der Vermarktung in Traunstein wurden die besten Preise je kg Körpergewicht bei den Kälbern im Vergleich zu allen anderen Zuchtverbänden erzielt. Vergleicht man die Preise über das ganze Jahr, so liegt der Preis am Kälbermarkt klar über den Preisen, die im bayerischen Handel bezahlt werden“, freute sich der Geschäftsführer des ZV Traunstein Bernhard Reiter. Die Jungkuhpreise liegen deutlich über 2.000 Euro.

Ein noch höherer Auftrieb wäre erwünscht, da die Nachfrage groß ist. Das Enthornen von Kälbern ist ein notwendiger Kundenservice, denn enthornte Kälber werden verstärkt nachgefragt. Kälber dürfen nach der neuen Verordnung erst ab einem Alter von 28 Tagen geliefert werden. Kälber werden zu fünfzig Prozent außerhalb Bayern abgesetzt, da in Bayern die entsprechenden Mäster fehlen.

Exporte von Jungvieh gehen im Moment vermehrt in die Schweiz und nach Irland. Stefan Grabmeier, Teamleiter für Traunstein beim Landeskuratorium für tierische Veredlung, stellte die Entwicklung der Milchleistungsprüfung (MLP) vor. In Bayern haben im letzten Jahr circa 500 Betriebe die Milchleistungsprüfung eingestellt. Im Bereich des ZV Traunstein waren es 26. Die in MLP stehenden Kühe wie auch die Herdengröße sind geringfügig gestiegen. Die Leistung der Kühe ging leicht zurück auf durchschnittlich 8.021 kg in 2022. Inzwischen haben über 3.000 Betriebe einen Melkroboter im Einsatz, Tendenz steigend.

Der Rinderzuchtverband Traunstein arbeitet als Selbsthilfeeinrichtung vertrauensvoll mit vielen Partnern zusammen. Bei ihnen allen bedankte sich der 1. Vorstand Hubert Hartl zum Ende der Versammlung. Mit einer großen Tombola endete ein interessanter und informativer Abend.

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