Nach Stolleneinsturz bei Teisendorf
Gefährliche Stollen in Neukirchen? So viele Häuser stehen über dem Altbergbau
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Das Bergamt untersucht nach wie vor den Krater in Neukirchen. Doch wie viele Häuser stehen eigentlich über den alten Stollen der Matthäus Zeche? Und sind diese einsturzgefährdet? BGLand24.de hat beim Bergbaumuseum Achthal nachgefragt.
Neukirchen/Teisendorf - An Tag vier seit dem Einsturz des Stollens in Neukirchen laufen die Untersuchungen der Aufsichtsbehörde, dem Bergamt Südbayern, noch immer. Am Montag (2. Mai) hat die Behörde eine Kamerabefahrung der Schadensstelle und eine messtechnische Überwachung veranlasst. Das teilt Wolfgang Rupp, Pressesprecher der Regierung von Oberbayern auf Nachfrage von BGLand24.de mit.
Nach Krater neben Wohnhaus in Neukirchen - Untersuchungen laufen
Das Technische Hilfswerk überwacht ebenfalls seit Montag mögliche Bewegungen an den Häusern. „Weitere Maßnahmen zur Sicherung und Schadensbehebung werden im Laufe der Woche nach Auswertung der vorliegenden Informationen auf den Weg gebracht werden“, so Rupp. Zusätzliche Informationen zu dem Krater bei Neukirchen kann Rupp aufgrund der laufenden Untersuchungen derzeit nicht nennen.
Zahlreiche Häuser in Neukirchen stehen auf alten Stollen
Die Stollen unter der Schwarzenberger Straße sind alt. Bereits im frühen 19. Jahrhundert wurden die unterirdischen Gänge kartiert, erklärt Roland Klosa, 1. Vorsitzender des Fördervereins Bergbaumuseum Achthal. Seit 1925 steht der Erzabbau jedoch still. Doch wieso kam es jetzt zu dem plötzlichen Einsturz? Klosa könnte sich vorstellen, dass eine vorhandene Holzplattform durchgebrochen ist. Doch bestätigt ist die Vermutung noch nicht. Ob noch weitere Stollen einsturzgefährdet sind, kann auch Klosa nicht seriös einschätzen. Teils seien die Stollen jedoch sogar noch begehbar, aber nicht für die Öffentlichkeit. „Der Zugang des Altbergbaus für Nichtberechtigte ist aus nachvollziehbaren Gründen verboten.“
Doch nicht nur das betroffene Gebäude in der Schwarzenberger Straße in Neukirchen befindet sich auf einem alten Stollen. Klosa schätzt, dass rund 20 Häuser heutzutage über den alten Gängen stehen. Dazu zählen die Häuser am Berghang der Schwarzenberger Straße und einige Häuser in Neukirchen im Bereich des ehemaligen Grubenfeldes. Laut Klosa sind „nahezu alle Schächte und Stollen in Seigerissen erfasst“. Diese Grubenkarten aus mehreren Jahrhunderten zeigt auch das Bergbaumuseum im Achthal in seiner - derzeit noch geschlossenen - Ausstellung. „Inwieweit mal ein Blindschacht oder -stollen nicht erfasst wurde, lässt sich heute kaum mehr nachvollziehen.“
Kein Hausbau über gefährdeten Stollen möglich
Das Bergamt Südbayern, das derzeit die Untersuchungen am Krater leitet, ist gleichzeitig auch Träger öffentlicher Belange. Heißt, wenn in diesem Fall die Gemeinde Teisendorf einen Bereich des Altbergbaus als Baufläche ausweisen möchte, gibt das Bergamt Süd auch eine Stellungnahme dazu ab. Wenn dabei bekannt werde, dass sich dort alte Stollen befinden, weist das Amt extra darauf hin, erklärt Gemeinderat Georg Wetzelsperger. Sollte die Fläche durch die Stollen gefährdet sein, ist keine Bebauung möglich.
„Ein Beispiel ist bei der Autobahnausfahrt Neukirchen. Ein Gewerbegebiet wurde hier nicht mehr fortgesetzt, weil nicht klar ist, wie sich das mit den Stollen verhält“, so Wetzelsperger. Das sei schon fast das tägliche Leben mit der Vergangenheit des Bergbaus im Achthal, meint der Gemeinderat weiter.
Für Sicherungsarbeiten in den alten Stollen sind die Betreiber bzw. Verantwortlichen zuständig. In diesem Fall wurde der ehemalige Bergbaubetrieb der Matthäus-Zeche von der Bayerischen Hütten- und Salzbergwerke AG betrieben, einer Gesellschaft des Freistaats Bayern.
ce