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Bräu Christian Wieninger und Köhlerliesl Theresa entzünden Meiler in Neukirchen

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Eröffnung der Köhlerwochen in Neukirchen am 27. Juli
Köhlerliesl Theresa und Bräu Christian Wieninger beim Anzünden des Meilers. © kon

Es hat eine Weile gedauert, bis aus dem oberen Kranz des Kohlenmeilers auf dem Gelände des Köhlervereins in Neukirchen weißer Rauch aufgestiegen ist. Bräu Christian Wieninger und Köhlerliesel Theresa Zollhauser hatten die brennende Lunte, ein an einer etwa 4,5 Meter langen Holzstange befestigtes Büschel getrockneter Fichtenzweige, durch einen freigelassenen Kanal in die Mitte des Meilers geschoben und dann gespannt gewartet, ob sich der Meiler entzündet.

Teisendorf - Mit den ersten Rauchfahnen löste sich die Spannung, denn nun gab es Gewißheit: Der Meiler brennt, das langsame Verkohlen von Innen beginnt. Nach etwa zwei Stunden wurde auch die Öffnung, durch die der Stab eingeführt wurde, verschlossen. 

Pfarrer hält Andacht

Vor dem Anzünden hat Pfarrer Martin Klein in einer Andacht den Meiler gesegnet, damit das Werk gut gelinge. Unter den Klängen der Alphornbläser von Ruhpolding zog eine stattliche Schar von Gläubigen mit dem Pfarrer zum Kohlenmeiler. Mit dabei waren Bräu Christian Wieninger, das Köhlerliesl Theresa Zollhauser, Ehrenvorstand Martin Mayer, der ehemalige Vorstand Alois Prechtl, Vorstände weiterer Vereine aus Neukirchen und viele Zuschauer. Stephanie Enzinger, Vorsitzende des Köhlervereins hatte alle an der Köhlerhütte begrüßt. Dann wurde Theresa Zollhauser, die den Verein in diesem Jahr zum dritten Mal als Köhlerliesl repräsentiert, die offizielle Schärpe für dieses Jahr umgelegt.  

Er freue sich immer, wenn die Segnung eines neuen Kohlenmeilers in Neukirchen anstehe, so Pfarrer Klein in seiner Begrüßung, denn das sei etwas ganz Besonderes. In seiner Predigt ging er auf einen Heiligen ein, der selbst Köhler war, wie es sein Name auch zeigt: St. Alexander Carbonarius, zu deutsch Alexander der Köhler. Er war Bischof des antiken Bistums Comana in Pontus, heute ein Trümmerfeld beim Dorf Gümenek in der Türkei. Alexander war nicht nur Kohlenbrenner, sondern auch Philosoph und lebte, um dem Weltlichen zu entfliehen, in der Einsamkeit. Obwohl er von vornehmer Herkunft war, hatte er allem entsagt, um Jesus in Armut und Demut ähnlich zu werden.

Als man sich auf keinen Kandidaten als Bischof für das Bistum einigen konnte, wurde Alexander, der immer zerlumpt und schmutzig daherkam, zuerst spotteshalber vorgeschlagen. Gregor Traumaturgos, Bischof der Alten Kirche von Neocäsarea, nahm den Vorschlag ernst und weihte den tugendhaften Alexander zum Bischof. Alexander erwies sich dieser Aufgabe gewachsen und starb zuletzt sogar den Märtyrertod. Er soll verbrannt worden sein. Nach einem kurzen Gebet segnete Pfarrer Klein den  Meiler mit Weihwasser und Weihrauch. Während er den Meiler umrundete trug Köhlerliesl Theresa das Weihwasser, die Alphornbläser spielten eine traditionelle Weise. Mit einem Vater Unser für alle verstorbenen Mitglieder des Köhlervereins und dem Segen endete die Andacht

Auch der kleine Meiler aufgerichtet

Neben dem großen Meiler hatten die Köhler noch einen kleinen Meiler aufgerichtet, der von zwei Jungen gekonnt und erfolgreich angezündet und später auch verschlossen und abgedichtet wurde. Die „Nachwuchsköhler“ stellten sich sehr geschickt an, sehr zur Freude der Alten, die sich um die Zukunft des Vereins wenig Sorgen machen  müssen

Unter den Klängen der Musikkapelle Neukirchen und  der „d’Rauschberger Musi“ wurde dann an  der Köhlerhütte noch lange zünftig gefeiert. Der Köhlerverein sorgte für das leibliche Wohl und auch das erste Brot wurde von Alois Prechtl im historischen Brotbackofen gebacken. 

Meiler wird nicht aus den Augen gelassen

Trotz allen Feierns werden die Neukirchner Köhler den Meiler in den nächsten anderthalb Wochen Tag und Nacht nicht aus den Augen lassen. Für die Nacht haben sie  ganz in der Nähe einen Rindenkobel errichtet, mit einer Schlafstätte aus Heu, wie es ihre Vorfahren als Köhler auch hatten. Dort werden sie „wochtn“, das heißt auf den Meiler aufpassen, ihn befeuchen, Löcher stechen, Löcher schließen und achtgeben, dass alles seine Ordnung hat. Wer den Meiler am häufigsten überwacht hat, wird beim großen Köhlerfest am 14. August zum „Wochtakönig“ ernannt werden.

Aber bis dahin warten auf die  Besucher noch zwei gesellige Wochen mit ungewöhnlichen sportlichen Wettbewerben, wie Hufeisenwerfen oder Taubenschiessen, traditionellen kulinarischen Genüssen, wie frisch gebackenes Brot aus dem historischen Brotbackofen oder frisch zubereitete Dampfnudeln, Kräuterwanderungen und viel Musik beim Musi-Hoagart oder beim Köhlerfest. Alles auf dem Köhlergelände in Neukirchen, immer den rauchenden Kohlenmeiler im Blick. Wenn Petrus dann noch für die richtige Wetterlage sorgt, wie er das beim Anzünden des Meilers bereits getan hat, kann bei den Neukirchner Köhlerwochen nichts mehr schief gehen.

kon

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