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Neue Blutspende-Verordnung in Österreich - so profitiert auch das BGL

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Bürgermeister Georg Djunda spendet erstes Blut
Mit 38 Jahren spendete Oberndorfs Bürgermeister Georg Djunda (Mitte) zum ersten Mal Blut, er lebt seit 16 Jahren mit seinem Partner zusammen. © Michael Hudelist

Seit 1. September dürfen in Österreich auch homosexuelle Männer Blutspenden. Bisher waren sie davon ausgeschlossen. Von dieser neuen Verordnung profitiert auch das Berchtesgadener Land, da hier seit diesem Jahr das Salzburger Rote Kreuz für die Blutspenden zuständig ist. Im grenznahen Bürmoos profitierte am Donnerstag als einer der ersten Oberdorfs Bürgermeister Georg Djundja von der neuen Verordnung. Er lebt seit 16 Jahren mit seinem Partner zusammen.

von Michael Hudelist

Salzburg, Oberndorf, Laufen – „Die neue Verordnung war überfällig. Endlich werden Menschen, die spendefähig sind und helfen wollen, keine Hürden mehr in den Weg gestellt“, so Djunda vor seinem ersten Blutspenden, medial begleitet von zwei Kamerateams und jeder Menge Fotografen. Bisher waren homosexuelle Männer prinzipiell ausgeschlossen. Jetzt gilt die „Drei-mal-drei-Regel“ für alle Spender, also eine allgemeine Frage zum Risikoverhalten: „Hatten Sie in den letzten drei Monaten mehr als drei Sexualpartner oder Sex mit einer Person, bei der Sie wissen oder annehmen müssen, dass diese in den letzten drei Monaten mehr als drei verschiedene Sexualpartner hatte?“. Es ist die vorletzte von insgesamt 39 Fragen des Anamnesebogens. „Wenn ich hier jetzt ‚Ja‘ ankreuzen würde, hätte ich nicht nur beim Blutspenden ein Problem“, scherzte Dundja, zu seinem ebenfalls anwesenden Partner lachend. 

Dass er sich als Erster im Bundesland Salzburg zur Verfügung stelle und nicht auf einen Termin in seiner eigenen Stadt wartete, erklärt Djundja so: „Es ist mir wichtig, dass alle ihren Beitrag zu dieser wichtigen Hilfe leisten und da bin ich gerne Vorbild“. Begleitet von einem Blitzlichtgewitter und zwei Kamerateams wurden dann auch dem Oberndorfer Bürgermeister, wie nach ihm vielen anderen Blutspendern an diesem Nachmittag, 450 Milliliter Blut abgezapft, das dann in die Salzburger Blutspende-Zentrale am Landeskrankenhaus kam. 

Bis jetzt war die sexuelle Orientierung eine Zulassungsbedingung für das Blutspenden, das Österreichische Gesundheitsministerium hatte das so festgelegt. Dass sich das Rote Kreuz selbst lange Zeit gegen die Aufnahme von homosexuellen Männern gewehrt hätte, weist Landesrettungskommandant Toni Holzer zurück. „Es war in vielen Ländern eine lange Diskussion. Letzten Endes geht es aber darum, welches Risikoverhalten ein Mensch hat. Da spielt die sexuelle Orientierung keine Rolle, und das wurde in der neuen Verordnung nun eindeutig festgelegt.“ Jedes gespendete Blut wird in der Blutspende-Zentrale am Landeskrankenhaus auf Infektionskrankheiten hin untersucht, „aber es gibt natürlich auch ein diagnostisches Fenster, also wenn die Infektion erst seit ein, zwei Tagen vorbei ist, können das auch die modernen Geräte nicht feststellen“. 

„Wir schauen nicht in das Schlafzimmer des Spenders“

Ob jeder Blutspender die Frage 38 – also nach dem Sexualverhalten – wirklich wahrheitsgemäß beantwortet, kann naturgemäß nicht kontrolliert werden. „Wir können natürlich nicht in das Schlafzimmer des Spenders hineinschauen. Entscheidend ist, dass jeder Blutspender sich im Klaren sein muss, dass er die Verantwortung für die Patienten hat, die das Blut bekommen“, so Holzer. 

Der Rettungskommandant ist froh, dass er nun eine neue Gruppe erschließen kann, er geht von rund 600 neuen Spendern aus, auch im Berchtesgadener Land, wo das Salzburger Rote Kreuz seit Anfang des Jahres offiziell für das Blutspenden zuständig ist. „Die Grenze zwischen Salzburg und dem benachbarten Berchtesgadener Land existiert nicht mehr, auch nicht in den Köpfen der Blutspender.“ Die neue Verordnung mit der „Drei-mal-drei-Regel“ gilt somit auch für die Blutspender, die zu entsprechenden Terminen im Berchtesgadener Land kommen. Der nächste Termin in BGL ist übrigens am 27. September von 16 bis 20 Uhr in der Grundschule Laufen. 

Blutspenden in Traunstein und Rosenheim

Für Blutspende-Termine außerhalb des Berchtesgadener Landes, also zum Beispiel in Traunstein oder Rosenheim, gilt eine Bestimmung des Robert Koch Institutes für Männer, die Sex mit Männern haben und Blut spenden wollen. Sie ist der österreichischen Regel ähnlich: Demnach ist für Personen mit einem Sexualverhalten, „welches ein gegenüber der Allgemeinbevölkerung deutlich erhöhtes Übertragungsrisiko für durch Blut übertragbare schwere Infektionskrankheiten birgt, eine einheitliche Rückstellfrist von vier Monaten festgelegt“. Darunter fallen dann auch Männer, die in den letzten vier Monaten einen neuen oder mehr als einen Sexualpartner hatten. Für homosexuelle Männer, die seit mindestens vier Monaten in einer sexuell exklusiven Partnerschaft leben, besteht kein erhöhtes Infektionsrisiko, hier ist das Blutspenden dann genauso möglich wie in Österreich. 

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