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Wissenswertes aus sechzig Jahren Vereinsgeschichte – Hoffen auf frostige Nächte

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Martin Kamml, der Vorsitzende vom EC Saaldorf (rechts) und sein Stellvertreter Alfons Gröbner freuen sich, dass Bürgermeister Andreas Buchwinkler (links) die vom Eisstockclub neu gestaltete Vitrine im Eingangsbereich des Rathauses in Augenschein nimmt. © Karin Kleinert

Eine neue Ausstellung in der Vitrine im Eingangsbereich des Rathauses zieht seit kurzem die Blicke auf sich. Passend zur Jahreszeit zeigen die Saaldorfer Eisstockschützen, was zu ihrem Sport alles dazu gehört, vom Wildeisstock bis zum Olympiastock, dazu jede Menge schöne, gedrechselte Siegerpreise und eine Menge Fotos aus sechzig Jahren Vereinsgeschichte.

Saaldorf-Surheim – Mit den kleinen Ausstellungen, die alle paar Monate wechseln, hat die Gemeinde Saaldorf-Surheim eine gute Möglichkeit für die örtlichen Vereine geschaffen, die Bürger auf ihre ehrenamtliche Arbeit aufmerksam zu machen.

Über Schnee und Minustemperaturen freuen sich im Moment viele Wintersportler, so auch die Männer des EC Saaldorf. Sie gehen ihrem Traditionssport am liebsten im Freien nach, beim sogenannten Wildschießen auf der eigenen, 80 Meter langen Bahn. Diese wurde 1974 gebaut und befindet sich am Waldrand hinter dem Saaldorfer Sportgelände. Das Grundstück stellte Franz Schindler „Waldhauser“ zur Verfügung. 

1982 errichteten die Mitglieder an der Eisbahn zuerst einen Gerätekeller, dann eine Flutlichtanlage und einen frostsicheren Wasseranschluss. Sieben Jahre später kam die Vereinshütte dazu, deren großes Panoramafenster zum Zuschauen einlädt. Vor allem ältere Stockschützen, die nicht mehr selbst aktiv sind, nehmen gerne in der Hütte Platz, schauen den Aktiven zu und sitzen gemütlich zusammen, berichtet Martin Kamml. Seit 1997 ist er der Vorsitzende des Vereins und – wie die gesamte Familie Kamml - eine prägende Figur im hiesigen Stocksport. Sohn Martin Kamml junior wurde bekanntlich 2018 mit der deutschen Nationalmannschaft Weltmeister im Mannschaftsspiel.

Zu Beginn noch 34 Mitglieder, sind es heute knapp zweihundert

Gegründet wurde der EC Saaldorf 1962 auf Initiative von Jakob Armstorfer. Zu Beginn waren 34 Mitglieder aktiv, inzwischen sind es knapp zweihundert. Eine auf der Vereinshomepage veröffentliche Chronik nennt bedeutende Daten und Fakten. So wurden 1976, also zwei Jahre nach der Eisbahn, neben der Mehrzweckhalle drei Asphaltbahnen gebaut, um den Sport auch im Sommer betreiben zu können. 1978 wurde ein eigener Asphaltclub gegründet. Im Jahr 1999 wurden dann Asphalt- und Eisstockclub zusammengelegt und von einem gemeinsamen Vorstand geleitet. Durch die so gewonnenen Synergieeffekte war es dem EC Saaldorf 2001 möglich, die Asphaltbahnen einzuhausen und 2004 die Halle mit einem Stüberl auszustatten. 

Das älteste Exponat in der Vitrine ist ein alter Holzstock, wohl aus der Mitte der 1940er Jahre, wie Vereinsmitglied Roland Schlehaider vermutet, der beim Einrichten der Vitrine mitgeholfen hat. Sein Hobby ist das Drechseln. Er fertigt Stöcke und originelle Siegespreise für den EC an. Früher wurden die Stöcke vom Wagner gedrechselt und vom Schmied mit einem Eisenring bereift. Schlehaider glaubt, dass viele der alten Holzstöcke in der Saaldorfer Schreiner Armstorfer gefertigt wurden, die Anfang des 20. Jahrhunderts als Wagnerei und Holzverarbeitungsbetrieb begann.

Der Abtseepokal wurde zuletzt 2006 ausgetragen

Die Fotografien zeigen die Stocksportler bei Turnieren, bei Siegerehrungen, bei Arbeiten an der Bahn und mit Kindern beim Ferienprogramm. Es sind auch Aufnahmen vom 1972 erstmals ausgetragenen Abtseepokal zu sehen. Neben Saaldorf waren die Mannschaften aus Leobendorf, Triebenbach und Oberheining mit dabei. 2006 fand der Pokal das letzte Mal statt, erinnert sich Martin Kamml, danach seien die Winter zu milde gewesen, sodass sich nie eine genügend dicke Eisschicht bilden konnte, um auf dem See zu schießen. 

Man hoffe, demnächst ein „Drei-Vereine-Turnier“ auf der eigenen Bahn ausrichten zu können. Eingeladen sind die Mannschaften aus Steinbrünning und Sillersdorf. Bahnwart Alfons Weber habe bereits begonnen aufzuspritzen, also die Bahn mit Wasser zu füllen und das Eis langsam wachsen zu lassen. Damit es jedoch eine gute, tragfähige Eisschicht wird, braucht es zwei kalte Nächte mit Temperaturen von mindestens –8 Grad. Wenn es diese Temperaturen hatte, muss es schnell gehen, erklärt Martin Kamml, dann werden die Schützenmeister der Vereine informiert und das Turnier wird kurzfristig anberaumt.  

Es fehlt dem Verein an Nachwuchs

Also halten alle den Wetterbericht im Auge und hoffen auf ein paar frostige Nächte. Auf das Turnier freuen sich nämlich nicht nur die Aktiven. Es ist auch wichtig, um Jugendliche an den Stocksport heranzuführen, sie für das Eisschießen zu begeistern. Denn da geht es dem EC wie vielen anderen Vereinen, es fehlt an Nachwuchs. Insofern wolle er sich ganz herzlich bei Bürgermeister Andreas Buchwinkler bedanken, dass die Gemeinde den Vereinen die Vitrine zur Verfügung stellt, um damit vielleicht ein paar Nachwuchssportler zu gewinnen.

Wer Interesse am Stocksport hat und es selbst ausprobieren will, kann jeden Dienstag und Freitag um 18.30 Uhr zum Asphaltschießen kommen. Wer das Winterschießen versuchen möchte, kann sogar jeden Nachmittag von 13.30 Uhr bis 16.30 Uhr vorbeischauen – vorausgesetzt es war kalt genug und die Bahn geht.

Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten des Rathauses frei zugänglich. Vereine aus Saaldorf-Surheim, die sich ebenfalls in der Rathaus-Vitrine präsentieren wollen, werden gebeten, sich unter der E-Mailadresse kultur@saaldorf-surheim zu melden.

Karin Kleinert

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