1. bgland24-de
  2. BGLand
  3. Rupertiwinkel
  4. Laufen (Salzach)

Wann fließt der Heimat-Strom? – Stadt Laufen setzt auf Regionalwerk Chiemgau-Rupertiwinkel

Erstellt:

Von: Hannes Höfer

Kommentare

Photovoltaik 2
Beiderseits der Bahnlinie zwischen Lepperding (im Hintergrund) und Gastag produzieren große PV-Flächen regionalen Ökostrom. © Archiv Höfer

„Wann kann ich Strom liefern?“ Grünen-Stadtrat Michael Spitzauer hat nach eigener Angabe die zweitälteste Photovoltaik-Anlage der Gemeinde auf seinem Dach. Doch die ursprüngliche Förderung läuft aus wie bei vielen Altanlagen, die aber weiterhin zuverlässig Sonnenlicht in Energie umwandeln.

Laufen – Dieser Strom soll künftig über ein virtuelles „Kraftwerk“ Wohnungen und Betriebe mit preiswertem Öko-Strom versorgen. Basis hierfür ist das Regionalwerk Chiemgau-Rupertiwinkel, bei dem die Stadt Laufen Gründungsmitglied ist. Weil neben den 16 Starter-Kommunen 15 weitere Interesse beteuert haben, braucht es eine neue Unternehmungssatzung. Dem 26-seitigen Werk stimmte Laufens Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung geschlossen zu. 

Im Jahr 2021 gegründet, ist das Regionalwerk eine Anstalt des öffentlichen Rechts. Die 31 Städte und Gemeinden liegen in den Landkreisen Berchtesgadener Land, Traunstein, Altötting und Rosenheim. Das Ziel: eine regionale Strom- und Wärmeversorgung mit dem Fokus auf Klimaschutz aufzubauen. Bis März sollen alle Kommunen der neuen Satzung zugestimmt und die Bürgermeister unterzeichnet haben. Im Verwaltungsrat stellt künftig jede Gemeinde einen Vertreter. Anders als zuvor, wo es einer Kapital- und einer Stammeinlage in Höhe von jeweils 15 000 Euro je Mitglied bedurfte, ist jetzt allein ein Stammkapital von 30 000 Euro einzubringen. Macht in Summe 930 000 Euro. Würde eine Kommune wieder austreten wollen, so bekäme die ihr Geld zurück.  

15 bis 18 Cent je Kilowattstunde: „lukrativ und regional“

Geschäftsleiter Christian Reiter begründete einige Verzögerungen mit Corona und mit Software-Problemen. Nun aber soll es zügig losgehen. „Wir nehmen Zug um Zug alle Interessenten auf“, verwies Reiter auf ein „Abfrageblatt“ auf der Homepage des Regionalwerks. „Wir haben extra eine Kollegin eingestellt“, betonte Reiter die Nachfrage, die „extreme Vertragsverhandlungen“ erforderlich mache. „Bitte einfach melden“, appellierte Reiter, der als zweiter Vorstand mit fünf Wochenstunden für das Regionalwerk tätig ist. „Wir suchen händeringend Leute“, hofft er auf Verstärkung des Teams, das aus dem hauptamtlichen Vorstand, Diplomingenieur Michael Perkmann, Christian Reiter, einer Vollzeit- und einer Teilzeitkraft besteht. Das Büro ist in Kirchanschöring beheimatet. Abgewickelt wird das Stromgeschäft über die Stadtwerke Rosenheim. Stichwort Strom: Der Marktpreis lag zum Monatsende zwischen 15 und 18 Cent je Kilowattstunde. Für Reiter „lukrativ und regional“. 

Ein Faktor bei dem Projekt ist der Umstand, dass das Bergamt bei Tiefengeothermie eine Doppelnutzung fordert, was bedeutet, man darf nicht allein auf eine Stromgewinnung setzen, sondern die Wärme ebenso zu nutzen. Reiter sprach von einer Geothermie-Linie, entlang der alles auf den Prüfstand kommen soll. Ebenso Abwärme aus der Industrie. Langfristig denke man daran, die Laufener Altstadt auf diese Weise zu versorgen. Wobei der Geschäftsleiter einräumte: „Das ist ein Projekt von Jahren.“ 

In Laufen denke man darüber nach, oberflächennahe Geothermie einzusetzen, also keine Tiefenbohrung, aber dennoch tiefer als es bei Wärmepumpen in Privathaushalten üblich ist. Laut Reiter gibt es hier im Salzachtal dafür „hohes Potenzial“. Er zeigte sich insgesamt sehr zuversichtlich: „Es gibt keine von diesen 31 Kommunen, wo nicht schon irgendetwas läuft.“ Nicht zuletzt strebe man eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Salzburg und Oberösterreich an.

Hannes Höfer

Auch interessant

Kommentare