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Fachkräftemangel im ÖPNV: Sollten wir uns ein Beispiel an Österreich nehmen?

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Der Fachkräftemangel im ÖPNV ist alarmierend. Dem Freilassinger Buslinien Betreiber Thomas Richter fehlen derzeit rund 25 Fahrer.
Der Fachkräftemangel im ÖPNV ist alarmierend. Dem Freilassinger Buslinien-Betreiber Thomas Richter fehlen derzeit rund 25 Fahrer. © hud

Die Mobilitätsbranche wächst – und mit ihr die Personalnot. Schon jetzt fehlen zahlreiche Fachkräfte im ÖPNV. Vor allem der Busbetrieb ist betroffen. Für Thomas Richter, Betreiber der Linie 24 zwischen Freilassing und Salzburg, liegen die Gründe für den Mangel auf der Hand.

Freilassing / Salzburg – Der Sommerfahrplan bei den Salzburger Obussen geht diese Woche zu Ende, statt alle 10 bis 15 Minuten soll dann ab Montag ein Obus wieder alle 7 bis 10 Minuten kommen. Freilassing, Salzburg. Sollte, weil wegen nach wie vor hoher Krankenstände und dem allgemeinen Fahrermangel nicht klar, ob der Obus-Betreiber Salzburg AG nicht bald wieder in einen Notbetrieb umschalten wird. Seit Monaten herrscht ein politischer Streit darüber, ob die Salzburg AG den Obusbetrieb bewusst aushungern lässt oder ob es tatsächlich zu wenige Lenker gibt. Wie sieht die Situation im Berchtesgadener Land aus, zum Beispiel bei Thomas Richter, der grenzüberschreitend die Linie 24 zwischen Freilassing und Salzburg betreibt.

„Die personelle Situation ist eine absolute Katastrophe“, räumt Richter unumwunden ein, „Die Politik fordert immer mehr Busse und Bahnen aber das geht nur mit einem Fundament“, und damit meint Richter nicht das Fahrmaterial sondern die Lenker. Die hohen Ausbildungskosten würden viele potentielle Bewerber abschrecken, „Wer will denn schon 10.000 Euro in die Ausbildung investieren, wenn er dann 2000 Euro im Monat netto verdient“. In Österreich seien mit nur neun Mindest-Fahrstunden weit weniger vorgeschrieben als in Deutschland mit 58. „In Österreich sagt man, wenn einer es nach neun Stunden nicht kann dann auch nicht mit 58“, so Richter scherzhaft. Bei seinem Unternehmen im Süden Freilassings beschäftigt Richter 120 Busfahrer für Linienverkehre in Oberbayern, sowie im Salzburger Land. „Aktuell fehlen alleine bei mir 25 Fahrer“.

Und wie kann ein Unternehmer auf fehlendes Personal reagieren? „Wir müssen das Angebot ausdünnen, teilweise fahre ich selbst, oder der Werkstattleiter, eigentlich fährt bei uns jeder der einen Führerschein“. Statt einem Bus mit 20 Passagieren würden dann zum Beispiel drei Sprinterbusse mit jeweils neun Sitzen eingesetzt, die auch mit einem B-Führerschein gefahren werden dürfen.

Fertig ausgebildete Asylbewerber von Abschiebung bedroht

Schwierig gestaltet sich für Richter auch die Situation mit ausgebildeten Flüchtlingen, „wir haben Azubis mit Flüchtlingshintergrund, die wären am Ende ihrer Lehrzeit auch ausgebildete Fahrer, aber sind durch ein nicht abgeschlossenes Asylverfahren am Ende von der Abschiebung bedroht“. Auch Vertriebene aus der Ukraine dürfen mit ihrem ukrainischen Führerschein nur mit einer Galgenfrist bis Februar 2023 fahren, dann bräuchten sie einen deutschen Führerschein. „Die sind doch in der Ukraine mit ihren Führerscheinen nicht mit Eselskarren gefahren“, mit speziellen Programmen sollten die Führerscheine der Ukraine doch umgeschrieben werden können.

Kosten des Bus-Führerscheins

In Österreich kostet ein Bus-Führerschein (Klasse D) rund 2000 bis 2500 Euro, viele Unternehmen wie zum Beispiel das ÖBB-Unternehmen Postbus übernehmen diese Kosten für Bewerber, wenn sie dann eine gewisse Zeit beim Unternehmen bleiben. „In Deutschland muss man mit Kosten bis zu 10.000 Euro rechnen“, sagt Thomas Richter, „denn während man in Österreich mit sechs Mindestfahrtstunden auskommt sind es in Deutschland zehnmal so viel“.

Tatsächlich sind für den D-Führerschein in Deutschland 58 Fahrstunden vorgeschrieben, das macht bei einem Stundenpreis von 120 Euro in Summe knapp 7000 Euro, dazu kommt noch die theoretische Ausbildung. „Wenn jemand schon einen Lkw-Führerschein hat dann sind es immerhin noch 44 Stunden“, so Heinz Baptistella von der gleichnamigen Fahrschule in Traunstein.

hud

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