Auf dem Weg zurück nach Freilassing
Ukraine-Hilfsbus voll mit Frauen, Kindern und einem Hund: BGL-Busunternehmer Richter ist fassungslos
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Ein Busunternehmer aus dem Berchtesgadener Land hatte kurzerhand einen Reisebus in einen Hilfsbus umformiert und sich auf den Weg gemacht. Nun ist er mit seinem Hilfsbus, der voll mit Frauen, Kindern und einem Hund ist, wieder auf dem Rückweg nach Freilassing.
Update, 6. März, 12:40 - Ukraine-Hilfsbus auf dem Weg zurück nach Freilassing
Nach über zehn Stunden haben wir Thomas Richter am Samstagabend (5. März) gegen 22 Uhr wieder erreicht, er zeigt sich fassungslos über das Chaos und das Leid der Menschen, die vor der Grenze auf die Ausreise nach Polen warten. „Hunderte Autos stehen hier, zum Teil schon verlassen, wir sind jetzt links vorbeigefahren, aber wir stehen jetzt auch wieder seit Stunden und es geht nichts weiter“.
Zuvor hat es Richter mit seinem Bus und seinen Hilfspaketen bis nach Lemberg geschafft, „an jeder Ecke und jeder Ortseinfahrt kommt eine Miliz und kontrolliert, ob wir ja keine ukrainischen Männer im Bus haben.“
Jetzt auf der Rückfahrt haben Richter und seine Helfer entlang der Kolonne Mütter, Kinder, schwangere Frauen aufgenommen, „die nehmen wir auf alle Fälle mit bis nach Freilassing, ‚wir bringen euch in Sicherheit‘, das habe ich ihnen versprochen“. Im Bus sei es zwar warm, aber mittlerweile gibt es auch nichts mehr zu Essen an Bord, alle Pakete wurden in Lemberg ausgeladen.
Richter weiß nicht genau, wann er am Sonntag zurückkommt, „aber wir brauchen auf alle Fälle Wohnungen für die Leute, die AWO und Aicher sind schon eingeschalten und bemühen sich, aber evtl. brauchen wir morgen Hilfe, wenn wir ankommen, warmes Essen und so weiter“. Mit dem Landrat und dem Landkreis ist er aber in Verbindung, damit die Leute erstmal in Freilassing oder BGL bleiben können, „wenn es sein muss fahr ich halt am Montag mit ihnen nach München, wenn sie sich bei der Regierung von Oberbayern registrieren lassen müssen“.
In der Ukraine habe er keinen Internet-Empfang gehabt, er habe daher nichts auf Facebook posten können. Richter will sich am Sonntag wieder melden, wenn er seine Ankunftszeit mit den Flüchtlingen in Freilassing ungefähr weiß. Wenn er dann noch Hilfe braucht, also warmes Essen und Unterkünfte, werden wir das hier gerne weitergeben.
Erstmeldung
Freilassing – „177 Kilometer bis zum Ziel“ postete Busunternehmer Thomas Richter am Samstagvormittag (5. März) öffentlich in seinem Facebook-Profil. Auf der polnischen Autobahn seien „hunderte Deutsche“ zum Großteil mit Anhängern unterwegs in Richtung polnisch-ukrainische Grenze. „Wir sind jetzt Richtung Lemberg unterwegs, also jeder der einen Transporter hat oder einen Sprinter hat ist hier unterwegs“, so Richter, der auf seinem Facebook-Profil seine Familie, sowie seine Helfer so gut es geht auf dem Laufenden hält.
Zahlreiche Spenden wurden am Freitagnachmittag (4. März) abgegeben, um 17 Uhr waren sowohl die Gepäckräume des Reisebusses, als auch ein Anhänger voll mit Hilfsmaterial, Lebensmittel, Medikamente, Hygieneartikel und auch Baby- und Kindernahrung, die von Marianne und Andreas Arnemann gesammelt wurden. Gespendet hatte auch die Bahnhof-Apotheke in Freilassing, unter anderem Verbandstoffe und Hilfsmittel im Wert von über 1000 Euro.
Richter hatte sich erst am Mittwoch (2. März) spontan entschieden, Hilfsgüter an die polnisch-ukrainische Grenze zu bringen, „wenn es sein muss, fahren wir auch in die Ukraine hinein“. Auf der Rückfahrt hat er dann über 50 Sitzplätze im Bus, „das heißt wir können dann auch Flüchtlinge mit nach Deutschland nehmen“, allerdings müsse vorher mit seinen Helfern geklärt sein, wohin sie fahren wollen, denn am Betriebshof des Busunternehmens könnten sie ja nicht unterkommen.
„Alles was nicht kämpfen kann ist an der Grenze“
Bei einem Anruf direkt von der polnisch-ukrainischen Grenze schilderte Thomas Richter kurz vor 12 Uhr, dass er und seine Mitfahrer an der Grenze alle Hilfsmittel aus dem Bus und dem Anhänger ausräumen mussten, „zumindest wollen die ukrainischen Grenzer sehen was drinnen ist“. Die Kontrollen würden von Soldaten mit Maschinengewehren durchgeführt, „man wird hier schikaniert und fotografiert, viele Hilfstransporte müssen auch wieder umdrehen oder werden umgeleitet auf andere Grenzübergänge“, so Richter.
Am Grenzübergang selbst seien auch auf ukrainischer Seite tausende Frauen, viele viele kleine Kinder, ältere Menschen, Personen im Rollstuhl, „alles was nicht kämpfen kann versucht offensichtlich aus dem Land zu kommen“. Er will mit seinen Hilfsmitteln weiter in die Ukraine fahren, weiß aber noch nicht, ob er überhaupt einreisen darf. Wenn ja, will er auch Ukrainer mitnehmen, die wieder in das Landesinnere zurückwollen, also hauptsächlich Männer, die ihre Familien bis zur Grenze begleitet haben. Nach rund fünf Minuten am Telefon musste Richter das Gespräch beenden, „jetzt kommen sie wieder, die Grenzer“.
hud