800 Besucher und stehende Ovationen für das Musical „Franzi“ in Freilassing

Lässt sich das Leben und Wirken des Hl. Franz von Assisi in die Gegenwart übertragen? Ja, es geht – und wie! Mit dem in Eigenregie inszenierten Musical „Franzi“ erwiesen die Freilassinger Mädchenrealschule und die angeschlossene Fachoberschule anlässlich des 100-jährigen Schuljubiläums ihrem Namenspatron eine Ehre der ganz besonderen Art.
Der Pressebericht im Wortlaut:
Freilassing - Der Bühnenvorhang geht auf und gibt den Blick frei auf ein Klassenzimmer. Die jugendlichen Schülerinnen im typisch zeitgeistigen Gehabe: Handy checkend, sich über Follower und Modetrends austauschend, der eigenen kleinen Welt rundum zugetan. Wortführerin: Die selbstbewusste und eloquente „Franzi“. Friede, Freude, Eierkuchen – wäre da nicht die öko-angehauchte „Clara“, die den coolen Mädels als willkommenes Mobbing-Opfer dient.
Der Handlungsstrang wird sichtbar: Auf der einen Seite die unbeschwert in ihrer Teenie-Welt lebende Clique um Franzi (Veronika Dedkov) – im Kontrast dazu die Ökogruppe mit Clara (Andrea Sterz) als Wortführerin. Musical-Time ist angesagt, dies wird gleich beim ersten Song „Insta Girl“ klar: Singend und tanzend, begleitet vom Chor und kleinem Orchester wirbeln die Protagonistinnen über die Bühne. Dass die Insta-Generation mit der Welt der „Alten“ oftmals im Clinch liegt, wird in der nächsten Szene beim kontroversen Dialog zwischen Franzi und ihren Eltern thematisiert. Hilf- und Ratlosigkeit auf beiden Seiten. Tief deprimiert zieht sich Franzi auf ihr Zimmer zurück und die Mutter (Daniela Hönig) sinniert singend über „All die Jahre“ vermeintlich vergebener Liebesmüh.

Franzi findet allerdings schnell wieder ins Leben und zu alter Form zurück. Ausgelassen wird in einer Disco gefeiert und getanzt – bis eine Ausweiskontrolle die Party jäh beendet. Franzi landet auf dem Polizeirevier, wo sie überraschend auf ihre Klassenkameradin Clara trifft: „Was machst Du denn hier?“, wundert sich Franzi. In wunderbar bayerischem Dialekt antwortet Clara: „Mi hams beim Containern dawischt“. (Containern bezeichnet die unerlaubte Mitnahme von Lebensmitteln aus Abfallcontainern von Supermärkten). Clara erklärt ihrer Mitschülerin Hintergründe und Sinnhaftigkeit ihres Tuns und lädt Franzi schließlich zu einem Treffen der Ökogruppe ein.
Das folgende Bühnenbild hat Hollywood-Format: Eine riesige Auto-Attrappe, die raffinierte Videoproduktion im Hintergrund vermittelt den Eindruck, dass sich das Fahrzeug im fließenden Verkehr bewegt. Am Steuer Franzis Vater (Dominik Fischer), neben ihm die Tochter, die gerade vom Revier abgeholt wurde. Im Gespräch legen die beiden ihre unterschiedlichen Sichtweisen dar: „Das ist mein Leben“, beharrt Franzi. Ihr Vater, Besitzer eines großen Mode-Labels, erklärt fast flehentlich, dass er sich die Tochter als Betriebserbin wünscht.

Szenenwechsel ins Klassenzimmer: Die Clique hat die Annäherung zwischen Franzi und Clara mitbekommen – und plötzlich wird Franzi zum Mobbing-Opfer, „Im Stich gelassen“, wie sie es gesanglich zum Ausdruck bringt. Keine Insta-Nachrichten mehr, ausgeschlossen, aussortiert – zu Hause in ihrem Zimmer überkommt Franzi eine tiefe Niedergeschlagenheit. „Meine Welt zerbricht vor mir, nun steh ich vor einem Scherbenmeer“, singt sie. Zeit für eine Pause.
Frisch gestärkt eröffnet sich den Besuchern eine Suppenküche, in der Öko-Freaks fleißig Gemüse (wohl aus Containern gerettet) schnipseln, um eine warme Mahlzeit für Bedürftige zuzubereiten. Franzi betritt die Szene. Sie wird von den Ökos aufmunternd empfangen und zum Mitmachen eingeladen. „Nichtstun ist keine Option“ heißt es in dem hitreifen Song „Bist Du dabei?“.
Zurück in der Klasse wird der Konflikt zwischen Franzi und ihrer Clique nochmals offen ausgetragen, beziehungsweise im Duett von Clara und Franzi eindrucksvoll musikalisch in Szene gesetzt. „Wie soll ich mich entscheiden?“ Die Antwort findet sich im großen Finale: Franzi stellt sich nicht nur auf die Seite ihrer Öko-Freunde und demonstriert mit ihnen, sie überzeugt auch einen Teil ihrer Clique von der Sinnhaftigkeit des Mitmachens. Und schließlich überredet sie auch noch ihren Vater, der Familien-Firma ein Öko-Label zu verpassen.

„Tochter übernimmt 50-Millonen-Konzern Baumgartner“ solche und ähnliche fingierte Zeitungs-Schlagzeilen werden als finaler Gag groß eingeblendet, als sich die Musical-Truppe unter tosendem Beifall auf der Bühne versammelt. Der galt besonders den beiden Hauptdarstellerinnen Veronika Dedkov und Andrea Stelz, die schauspielerisch und gesanglich uneingeschränkt überzeugten. Stürmischer Applaus auch für Jens Emmert, der die Gesamtleitung des Projekts inne hatte und sich zusammen mit Ben Haintze für Drehbuch, Regie und Produktion verantwortlich zeigte. Der Dank der beiden Schulleiter Ulrich Anneser und Dr. Jochen Gollhammer erging selbstverständlich auch an die vielen weiteren Akteure, die auf und hinter der Bühne zum großen Erfolg des Projekts beitrugen.
Pressebericht von Norbert Höhn