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Familie verliert Zuhause bei verheerendem Brand: „Plötzlich bricht die Sicherheit weg“

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Von: Christina Eisenberger

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Unbewohnbar: Durch einen Fassadenbrand an ihrem Wohnhaus in Freilassing verlieren Uli E. und ihr Sohn sowie zwei weitere Parteien ihr Zuhause.
Unbewohnbar: Durch einen Fassadenbrand an ihrem Wohnhaus in Freilassing verlieren Ulrike E. und ihr Sohn sowie zwei weitere Parteien ihr Zuhause. © Privat

Zerborstene Fensterscheiben, verbranntes Holz, verrußte Möbel - Nach einem Brand bleibt ein Mehrparteienhaus in Freilassing unbewohnbar zurück. Der Schock sitzt tief, erklärt Ulrike, die dabei auf einen Schlag ihr Zuhause verlor.

Freilassing - „Wenn Menschen mich fragen, wie es mir geht, dann ist das so schwer beschreibbar. Ich finde selbst kaum Worte dafür. Eine gefühlte Sicherheit ist plötzlich weg. Wenn man in der Früh außer Haus geht, denkt man nicht darüber nach, ob man am Abend wieder heimkommen und sich in sein Bett kuscheln kann. Wenn so etwas auf einmal wegbricht, verstehst du die Welt nicht mehr.“

Verheerender Brand zerstört Mehrparteienhaus in Freilassing

Es ist Donnerstagnachmittag, der 25. August. Ulrike E. arbeitet, als ihr 17-jähriger Sohn anruft und sagt, dass ihr Zuhause in Flammen steht. Es ist ein Holzfassadenbrand, der auf die Balkone und den Dachstuhl eines Mehrparteienhauses in Freilassing-Hofham übergreift. Drei Freiwillige Feuerwehren aus Freilassing, Ainring und Surheim rücken aus, um der Flammen Herr zu werden. Die Ehrenamtlichen evakuieren und sichern das Gebäude und löschen den Brand.

Zurück bleiben durch die Hitze geborstene Fensterscheiben, eine verbrannte Außenfassade sowie eine teilweise und eine größtenteils zerstörte Wohnung. Das Ausmaß des Schadens ist enorm, schreibt die Polizei später in einer Mitteilung. „Auch der Dachstuhl musste von der Feuerwehr geöffnet werden und wurde erheblich in Mitleidenschaft gezogen“, so die Polizei. Der Schaden liegt im mittleren sechsstelligen Bereich.

Sohn (17) rief die Feuerwehr - „Schock sitzt tief“

Mein Sohn war allein zuhause, als der Brand ausgebrochen ist. Er hat erst die Feuerwehr angerufen und dann mich in der Arbeit kontaktiert. Er hat dann versucht, die Nachbarn zu stoppen, die unten noch ihren Balkon mit Wasser löschen wollten. Auch mit 17 oder als Erwachsener ist das ein Ereignis, auf das man nicht vorbereitet ist“, erzählt Ulrike E., die zusammen mit ihrem Sohn und ihren zwei Katzen im ersten Stock wohnte.

Schwer verletzt wurde bei dem Brand glücklicherweise niemand. Die Kriminalpolizei Traunstein ermittelt derzeit zur Brandursache. Die Bewohner des Hauses stehen währenddessen vor dem Nichts. Sie alle sind woanders untergebracht, denn das Mehrparteienhaus ist nicht mehr bewohnbar. „Wir sind körperlich unversehrt und sind darüber sehr froh, aber es ist natürlich eine gewaltige Belastung. Es ist einfach ein Schock, der sehr tief sitzt und der nachwirkt. Das ist sicher nicht innerhalb der nächsten zwei Wochen vorbei.“ 

Für Ulrike E. ist diese „gefühlte Sicherheit, von der man ganz selbstverständlich ausgeht“, weggebrochen. „Und wenn so etwas von jetzt auf gleich wegbricht, dann stehst du da und verstehst die Welt nicht mehr. Man kriegt diese Sache nicht in den Kopf und auch nicht ins Herz, um zu verstehen, was eigentlich überhaupt los ist. Das ist wirklich heftig. So ähnlich muss es Menschen gehen, die aus ihrem Land flüchten müssen. Ich kann jetzt nachfühlen, wie das ist, wenn die Heimat wegbricht, weil man nicht mehr zurückkann.“

Flammen, Rauch und Löschwasser zerstören Zuhause

Ulrike E. und ihr Sohn müssen jetzt ein neues Zuhause suchen und die alte Bleibe ausräumen. In ihrer Wohnung im ersten Stock, die laut Polizei „teilweise zerstört“ wurde, sind große Teile durch den Rauch und das Löschwasser beschädigt worden. „Was in der Nähe des Balkons war, ist auch verbrannt. Aber der Schaden kommt mehrheitlich durch das Löschwasser und durch den Rauch, der überall drinnen sitzt“, erklärt Ulrike. „Wir versuchen gerade die Kleidung zu waschen und schauen, ob der Brandgeruch rausgeht. Auch bei den Möbeln habe ich ein Kastl schon nach draußen gestellt, um zu schauen, ob dieser Brandgeruch aus dem Holz wieder rausgeht.“

Ulrike ist dabei, ihre Sachen aus der Wohnung so weit wie möglich zu retten. „Es ist alles verrußt und voller Rauch. Ich lüfte das alles, dann werde ich es putzen und schauen, was ich behalten kann. Vieles ist auch so vom Löschwasser verzogen, dass ich es nicht mehr nutzen kann. Das ist einfach kaputt.“

Ermittlungen zur Brandursache laufen

Wie die Polizei mitteilt, werden die Ermittlungen zur Brandursache noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Zum derzeitigen Zeitpunkt könne die Polizei keine Angaben zur Brandursache machen.

Erst eine Woche vor dem verheerenden Brand in Freilassing hatten Feuerwehrler aus dem ganzen Landkreis unter realen Bedingungen genau für so eine Situation geübt. In einem Brandübungscontainer simulierten die Feuerwehrfrauen und -männer einen Brandeinsatz in einem Gebäude. Brennende Pressspanplatten verursachten dabei die giftigen Rauchgase, die auch bei echten Wohnungsbränden entstehen. Die Ehrenamtlichen bekamen dabei auch ein Gespür, wie sich Hitze bei 600 Grad anfühlen kann und wie sich das Wasser bei den Löscharbeiten verhält.

ce

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