1. bgland24-de
  2. BGLand
  3. Rupertiwinkel
  4. Freilassing

„Aus“ für 100 Wohnungen im Freilassinger Matulusgarten: „Wir konnten nicht anders entscheiden“

Erstellt:

Von: Michael Hudelist

Kommentare

Noch vor vier Monaten hatten Bernard Aicher vom Walser Bauunternehmen Hillebrand und Werner Schmölzl die beiden Ausgleichsflächen präsentiert, die sie für schützenswerte Tierarten angekauft und angelegt hatten.
Noch vor vier Monaten hatten Bernard Aicher vom Walser Bauunternehmen Hillebrand und Werner Schmölzl die beiden Ausgleichsflächen präsentiert, die sie für schützenswerte Tierarten angekauft und angelegt hatten. © hud

Was geschieht mit dem Matulusgarten in Freilassing? Die bisherigen Bauherren, Schmölzl und Hillebrand hatten gegen ärgste Widerstände und einen Bürgerentscheid das Wohnbauprojekt für 100 Eigentums- und Mietwohnungen auf dem ehemaligen Gelände des Krankenhauses durchgesetzt und im April noch davon gesprochen im Frühjahr 2023 mit dem Bau beginnen zu wollen. Werner Schmölzl vom gleichnamigen Bauunternehmen in Bayerisch Gmain hat sich BGLand24.de gegenüber erstmals zu möglichen Gründen für die Abtretung des Projekts an Max Aicher geäußert.

Freilassing – Noch im April dieses Jahres präsentierten Schmölzl und Bernard Aicher von Wohnbau Hillebrand stolz Ausgleichsflächen für Fledermäuse und andere Tiere. Nach deren erfolgreicher Absiedlung vom geplanten Wohnbau-Gelände an der Matulusstraße wollten sie im Frühjahr 2023 mit dem Bau beginnen, drei Jahre später als geplant.

Schmölzl will sich zu den genauen Gründen der nun bekannt gewordenen Abtretung nicht öffentlich äußern, es habe allerdings nichts mit neuen, naturschutzrechtlichen Bedenken oder den aktuell hohen Baupreisen zu tun, versichert er. „Die Entscheidung hat sich einfach ergeben, Herr Aicher und wir sind zeitgleich aufeinander zugekommen“, so Schmölzl.

Schmölzl selbst hatte auch im Stadtrat das Projekt an der Matulusstraße mehrmals mit Herzblut vorgestellt und insgesamt 18 mal nach den Wünschen des Stadtrates und der Kritiker umgeplant, warum legt er sein „Baby“ so kurz vor der Geburt ab? „Wenn es keinen Doktor und keine Hebamme gibt bleibt einem nichts anderes übrig“, antwortet Schmölzl kryptisch.

Nach den Ergebnissen eines Verkehrsgutachten sollte das neue Bauverfahren noch vor dem Sommer im Stadtrat positiv erledigt werden, danach stehe einem Baustart nichts mehr im Wege, so der Bauunternehmer aus Bayrisch Gmain noch zuversichtlich im April dieses Jahres. Auf die Frage jetzt, warum er nicht zu bauen beginnt, antwortet Schmölzl mehrmals: „Fragen Sie den Bürgermeister“, offensichtlich sind die Pläne zuletzt in der Stadtverwaltung oder im Stadtrat ins Stocken geraten. Er, Schmölzl, stehe nach wie vor hinter dem Projekt, „aber unter den Umständen konnten Hillebrand und ich nicht anders entscheiden“.

Max-Aicher-Klinikum statt Wohnbau?

Was Bauunternehmer Max Aicher mit dem 1,3 Hektar großen Grundstück in unmittelbarer Nachbarschaft zum Noch- Krankenhaus vorhat ist völlig ungewiss, der Heimatzeitung gegenüber meinte er aus dem Urlaub heraus nur, er wolle ein Gespräch mit Landrat Bernhard Kern und dem Vorstandsvorsitzenden der Kliniken Südostbayern, Uwe Gretscher suchen.

Das deutet darauf hin, dass er die Pläne für das Wohnprojekt – die er mit übernommen hat – erst einmal nicht weiterverfolgt sondern möglicherweise eigene Pläne hat, zum Beispiel für einen Krankenhaus-Neubau. Aicher sitzt bekanntlich im Freundeskreis für den Erhalt des Krankenhauses und hatte Freilassing immer wieder als Standort für den geplanten Neubau eines Zentralklinikums im Berchtesgadener Land ins Spiel gebracht.

Aicher als später „Gewinner“

Interessantes Detail am Rande: Max Aicher soll sich schon 2017 beim Verkauf des Grundstückes durch die Kliniken Aktiengesellschaft – Eigentümer sind die Landkreise Traunstein und BGL – beworben haben, damals aber leer ausgegangen sein. Die Kliniken AG hatte das Areal für kolportierte sechs Millionen Euro an Schmölzl und Hillebrand verkauft, die mit ihrem Konzept einer gemischten Nutzung für Eigentümer und Mieter, sowie betreute Wohneinheiten überzeugte.

Im Oktober 2019 begann eine Bürgerinitiative, hauptsächlich von betroffenen Anrainern ausgehend, Unterschriften zu sammeln und gegen die ihrer Meinung nach zu dichte Verbauung zu protestieren, ein Bürgerentscheid am 19. Juli 2020 verfehlte allerdings die nötige Zahl der Stimmen. Die beiden Unternehmen speckten die Pläne trotzdem mehrmals ab und kümmerten sich zuletzt auch um zwei Ausgleichsflächen, um Mops-Fledermäuse und andere Tiere absiedeln zu können.

„Diese Ausgleichsflächen kosten so viel wie drei Wohnungen“, erklärte Schmölzl noch bei einem Vor-Ort-Termin mit BGLand24.de, also rund eine Million Euro. Das neue Bauverfahren sollte noch vor dem Sommer positiv erledigt werden, „der Baustart ist unmittelbar danach“, so Schmölzl. Dazu kommt es wohl nicht mehr, der Bürgermeister von Freilassing, Markus Hiebl, will sich am Nachmittag dazu äußern.

hud

Auch interessant

Kommentare