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Wäscherei aus Anger: „Bleibt uns nichts anderes übrig, als vorzusorgen!“

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Von: Heinz Seutter

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Die Wäscherei Abel aus Anger.
Die Wäscherei Abel aus Anger. © Wäscherei Abel KG

Zuletzt wurden sie für ihr Umwelt-Engagement ausgezeichnet doch auf einmal schafft die Wäscherei Abel aus Anger nun einen großen Heizöltank an. Wir haben uns erkundigt, warum sie sich angesichts der aktuellen Lage zu diesem Schritt gezwungen sahen.

Anger - „Dieser Tank soll nun nicht die primäre Treibstoffquelle für unseren Betrieb werden. Das ist rein als Alternative gedacht, falls wir kein Gas mehr bekommen“, betont Christian Abel, Geschäftsführer der gleichnamigen Wäscherei, die ihren Hauptsitz in Anger hat. Eigentlich sei der Betrieb bemüht, seinen energetischen und umwelttechnischen Fußabdruck zu verbessern. „Wir haben ja zuletzt in den Jahren 2014 bis 2016 extrem viel dafür getan, dass unser Betrieb Energie spart und weniger CO2 ausstößt.“ So hätten 28 Prozent an CO2-Ausstößen reduziert werden können, zudem sei für etwa eine Million Euro eine 400 kWh-Photovoltaikanlage mit einem 500 kWh Batteriespeicher, der auch der Notstromversorgung dient, angeschafft worden.

Alfred Huber Immobilien: Freilassings Erster Bürgermeister Markus Hiebl, BGLW-Geschäftsführerin Dr. Anja Friedrich-Hussong, Geschäftsführer Alfred Huber und Landrat Bernhard Kern bei der Übergabe der Urkunde „Teilnehmer am Umweltpakt Bayern“.
Alfred Huber Immobilien: Freilassings Erster Bürgermeister Markus Hiebl, BGLW-Geschäftsführerin Dr. Anja Friedrich-Hussong, Geschäftsführer Alfred Huber und Landrat Bernhard Kern bei der Übergabe der Urkunde „Teilnehmer am Umweltpakt Bayern“. © Landratsamt Berchtesgadener Land

Dieses Engagement fand auch Würdigung durch die Staatsregierung. Im Juli 2021 wurde der Wäscherei für ihre freiwilligen Leistungen, neben anderen Unternehmen aus der Region, vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz die Urkunde „Teilnehmer am Umwelt- und Klimapakt Bayern“ verliehen. In seiner jüngsten Sitzung stimmte der Gemeinderat von Anger für den Bauantrag der Firma Abel zum Einbau eines 50.000 Liter-Heizöl-Erdtanks als Maßnahme für die Notversorgung bei einem Gasengpass. „Der dafür vorgesehene Bereich liegt außerhalb des Baufensters des Bebauungsplangebiets, daher war das Einverständnis der Gemeinde notwendig“, erläutert Geschäftsleiter Albert Mauerer, „Dieses wurde erteilt, da sich das Projekt als städtebaulich vertretbar darstellt, keine nachbarlichen Interessen beeinträchtigt und die vorgesehen Fläche bereits versiegelt war. Somit sind davon keine Nachteile zu befürchten.“

Wäscherei Abel aus Anger: Warum schaffen sie nun einen Heizöltank an?

„Textilreinigungen und Wäschereien gehören zu den energieintensiven Gewerken. Im Branchenvergleich aller deutschen Handwerksbetriebe führen Textilreinigungsunternehmen damit das Feld der Energieverbraucher an; im Durchschnitt benötigen sie hierfür 10 bis 15 Prozent ihres Jahres­umsatzes und verursachen dadurch etwa 9 Prozent der gesamten Energiekosten aller deutschen Handwerksbetriebe“, betont die Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz, welche durch die Bundesministerien für Umwelt und Wirtschaft gefördert wird, in einem Ratgeber. „Der Verbrauch teilt sich im Durchschnitt zu 10 bis 15 Prozent für elektrische Antriebsenergie und Beleuchtung und zu 85 bis 90 Prozent für die Erzeugung von Prozesswärme auf. Die wirtschaftlich teuerste und vom Primärenergiefaktor ungünstigste aller Energie­formen ist die elektrische Energie, daher sollte hier ein effizienter Einsatz besonders im Fokus stehen und es sollte versucht werden diese so wenig wie möglich einzusetzen.“

„Neben der möglichen elektrischen Wärmeerzeugung sind die größten elektrischen Verbraucher Elektromotoren, Klima- und Lüftungs­anlagen, Druckluft und Beleuchtung. Der mit Abstand größte Wärmeenergiebedarf wird für die Erzeugung von Prozessdampf eingesetzt“, so die Mittelstandsinitiative. „Die Energiekosten galoppieren uns davon“, hatte Abel unterdessen bereits bei einer Sitzung des IHK-Regionalausschusses im März diesen Jahres gemahnt und war damit nicht der einzige Unternehmer aus der Region, der angab unter dieser Sorge zu leiden. „Ja, wir haben nun, wie gesagt diese Photovoltaikanlage. Aber die reicht leider bei weitem nicht dafür aus, unseren Energiebedarf zu decken“, betont Abel nun im Gespräch mit unserer Redaktion.

„Am Ende des Tages bleibt uns also nichts anderes übrig als vorzusorgen, damit bei uns bei einer Gasknappheit nicht die Lichter ausgehen“, fährt Abel fort, „Wir haben ja auch eine gewisse Verpflichtung, weiterzuarbeiten. Wir versorgen Krankenhäuser, Altenheime, die Feuerwehr und Rettungsdienste. Was sollen die tun, wenn es auf einmal keine sauberen Betttücher und so weiter gibt?“ Die Wäscherei gilt als größter Betrieb ihrer Art im Landkreis. „Aber wir hoffen ja darauf, dass es gar nicht so weit kommt“, schließt Abel.

hs

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