1. bgland24-de
  2. BGLand
  3. Rupertiwinkel
  4. Ainring

Ainring als Zentrum, Ortsteile als Satelliten: So soll Seniorenwohnen künftig aussehen

Erstellt:

Von: Melanie Fischer

Kommentare

Bürgermeister Martin Öttl mit Stefan Mayer
Bürgermeister Martin Öttl und Planer Stefan Mayer präsentierten am Informationsabend das Projekt Seniorenwohnen. © Collage Melanie Fischer, Gemeinde Ainring

„Schaut’s, dass älter werd’s“ war das Motto des Informationsabends über das geplante Seniorenwohnen in Ainring. Im Mittelpunkt stand dabei der Neubau am Ainringer Dorfplatz. Was das Ganze mit Satelliten zu tun hat, erklärten Bauamtsleiter Thomas Fuchs und Planer Stefan Mayer.

Ainring - Ein Satellit ist in der Astronomie ein Objekt, das sich in einer Umlaufbahn um ein anderes, deutlich massereicheres Objekt befindet. Unser Mond ist solch ein Satellit. Um den Saturn kreisen über 80 Monde. Überträgt man dieses Modell auf die Gemeinde Ainring, so ist das neue Seniorenwohnen am Dorfplatz der Mutterplanet, seine Satelliten bilden dann Thundorf, Feldkirchen, Perach, Hammerau und Mitterfelden.

Das Satellitenmodell war Teil des Informationsabends für die Ainringer Bürger am Donnerstag, 26. Januar. Im Haus der Kultur mussten aufgrund der vielen Besucher zusätzliche Stühle aufgestellt werden. Etwa 150 überwiegend ältere Menschen waren gekommen, um den Ausführungen des Bauamtsleiters und des Planers zu folgen.

Das Seniorenwohnen soll das Dorfbild in Zukunft entscheidend prägen

Das Haupthaus, um das es vorwiegend an dem Abend ging, wird an der Ulrichshögler Straße am Dorfplatz in Ainring entstehen. Bauamtsleiter Thomas Fuchs zeigte historische Bilder vom Altwirt mit dem dazugehörigen Saal und Altwirtstadel, die das Dorfbild über viele Jahre geprägt haben. „Der alte Charme soll wiederhergestellt werden“ - und somit ein neuer Mittelpunkt im Ainringer Dorfleben entstehen.

Fuchs erklärte, dass es für das Areal einen Bebauungsplan gäbe, dieser aber veraltet sei und neu aufgestellt werden müsse. Der neue, sogenannte vorhabenbezogene Bebauungsplan habe den Vorteil, „dass das Bauvorhaben mit einer bestimmten Frist notariell genau festgelegt wird.“ Des weiteren müsse die Öffentlichkeit daran beteiligt werden.

Auf dem Gelände soll Raum für betreutes Wohnen entstehen. Es handelt sich hierbei nicht um ein Altersheim, sondern den Senioren soll ermöglicht werden, in der gewohnten dörflichen Umgebung zu bleiben und bei Bedarf Pflege im Haus in Anspruch zu nehmen. Fuchs zeigte sich von dem Vorhaben begeistert: „Ich hätte mir nie gedacht, das ich einmal aus dem Haus, das ich selbst gebaut habe, rausgehen würde. Aber so kann ich mir das plötzlich vorstellen.“

Satellitenaufnahme des Grundstückes an der Ulrichshögler Straße
Das Haupthaus entsteht an der Ulrichshögler Straße. © Gemeinde Ainring

Im Haupthaus entstehen etwa 30 Wohnungen

Stefan Mayer ist der Planer des Projektes. Der Bauingenieur und Sozialwirt hat in den letzten 25 Jahren viele vergleichbare Vorhaben betreut. Als Vorbild dient das „Haus der Begegnung“ in Kirchanschöring, das 2018 fertig gestellt wurde. Der Gemeinderat war schon mehrmals vor Ort, um sich selbst ein Bild zu machen.

Ähnlich sehen die Pläne für Ainring aus. Es handelt sich um ein L-förmiges, dreistöckiges Gebäude mit Innenhofcharakter. In der Mitte des Gartens wird ein Pavillon als Treffpunkt stehen. Im Erdgeschoß sind zehn ambulant betreute Wohnungen angesiedelt. Bei den oberen Stockwerken soll es etwa 20 Wohnungen zwischen 40 und 90 Quadratmetern geben. Viel Platz bieten auch die Gemeinschaftsflächen. Der Gemeinde ist es besonders wichtig, so der Alterseinsamkeit vorzubeugen.

Die Kosten für den Bau liegen derzeit bei etwa 18 Millionen Euro. Die Gemeinde hat vor, sich mit 51 Prozent einzukaufen. Für Einheimische und die Gemeinde soll ein Vorkaufsrecht für die ersten drei Monate gelten. Mayer verwies auf mehrere Möglichkeiten: „Man kann sich entweder über die Gemeinde einmieten oder sich selbst einkaufen, um dort zu wohnen. Oder man kauft eine Wohnung als Kapitalanlage und vermietet sie – bevorzugt an Einheimische. Das Mindestalter für einen Einzug liegt bei 60 Jahren. Also schaut’s, dass älter werd’s!“  

In den Ortsteilen entstehen Satelliten

In Thundorf, Feldkirchen, Perach, Hammerau und Mitterfelden sollen jeweils circa acht Service-Wohnungen mit einer Fläche von 40 bis 90 Quadratmetern gebaut werden. Zusätzlich wird Platz für generationenübergreifendes Wohnen geschaffen. Ist ein Leben aufgrund des erhöhten Pflegebedarfs für die Senioren in den Satelliten nicht mehr möglich, können sie ins Haupthaus in die ambulant betreute Wohngemeinschaft umziehen. Bürgermeister Martin Öttl rechnet mit der Fertigstellung in Ainring im Jahr 2025, der Satellitenteil in Thundorf würde etwa drei Jahre länger dauern. Für Perach und Hammerau existieren noch keine konkreten Pläne. In Mitterfelden gibt es bereits die Möglichkeit für betreutes Wohnen, ein zweites Projekt befindet sich im Bau.

Noch sind einige Fragen ungeklärt

Seitens der Bürger kam die Frage auf, ob man sich das leiten könne. Mayer rechnet bei einer Mietwohnung mit etwa dem gleichen Preis wie bei einer durchschnittlichen Neubauwohnung, wobei die Gemeinden oft unter dem Schnitt Mietflächen anböten. Beim Kauf tat er sich schwer, einen genauen Preis zu nennen: „Vor zwei Jahren lagen wir bei 4500 Euro pro Quadratmeter, unter 6500 geht im Moment gar nichts mehr.“

Auch die Parkplatzsituation ist nicht geklärt. Der Boden ist in dem Areal sehr steinig. Daher muss geklärt werden, ob eine Tiefgarage überhaupt möglich ist. Längsparken könne man zur Not auch rechts und links vom Eingang. Zudem sei man mit den umliegenden Eigentümern im Gespräch, so Bauamtsleiter Fuchs. Eine Bürgerin verwies darauf, dass man dringend noch Ärzte in der Gemeinde brauche. Mayer entgegnete, dass gerade barrierefreie Arztpraxen, wie sie im Haupthaus geplant sind, sehr beliebt seien. Dass tatsächlich ein Arzt einziehen wird, wollte er aber nicht garantieren. Ein Hochwasserschutzgutachten wird klären, ob Gefahren seitens des Mühlstätter Grabens drohen. Auch ein Immissionsgutachten zum Thema Lärm steht noch aus. Fuchs betonte, dass die Veranstaltungen am angrenzenden Dorfpark dadurch nicht gefährdet seien.: „Wir kriegen das hin.“

mf

Auch interessant

Kommentare