Grundausbildung beim Ortsverband BGL startet
So rettet das THW BGL im Ernstfall Leben
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Ob beim Hochwasser im Talkessel, in der Pandemie oder beim Busunglück in Inzell: Der THW-Ortsverband Berchtesgadener Land unterstützt stets mit kreativsten Mitteln. Die nächste Grundausbildung startet und das Team sucht neue Mitglieder. Ein Einblick in die Arbeit des THW:
Ainring - Baggerarm anheben, das Fass mit der giftgrünen Flüssigkeit greifen und zurückfahren. Mit voller Konzentration führt Thomas Huber die Gefahrgutbergung mithilfe der Einsatz-Rettungs-Spinne durch. Huber sitzt dabei jedoch nicht in der Kabine des Fahrzeugs, sondern lenkt und fährt den Spinnenbagger mithilfe einer Fernsteuerung.
Einsatzspinne, Sauerstofflanze und Co: Das THW BGL stellt sich vor




THW Berchtesgadener Land stellt sich vor
Die Rettungsspinne ist eine von zweien in ganz Deutschland und ein Kind des Berchtesgadener Landes. „Wir haben das Konzept der Einsatzspinne ausgearbeitet, basierend auf einem Forschungsbericht der Uni Karlsruhe, die sich Bergungs- und Rettungstechniken angesehen haben“, so Thomas Wellenhofer, stellvertretender Ortsbeauftragter. Vorher war der Ortsverband bei Einsätzen oft auf das limitiert, was ein Helfer tragen kann. „Das haben wir etwa im Ahrtal und Rott am Inn Kreis bei den Schlammlawinen gut gebraucht. Die Spinne schafft mit zwei Helfern, was sonst ein ganzer Zug an einem ganzen Tag wegarbeitet. Ohne, dass jemand schwitzt oder in Gefahr ist, sondern die Einsatzspinne fährt einfach durch den verklausten Bach durch.“
Eine Idee aus dem Berchtesgadener Land: Die Rettungsspinne
Diese Schreit- und Spinnenbagger werden vor allem im Alpenraum verwendet. Der Ortsverband hat sich deswegen an die dortigen Hersteller gewendet, ein Konzept ausgearbeitet und es dem THW und dem Innenministerium vorgestellt. „Es hat nicht viel Überzeugungsarbeit gebraucht. Dann haben wir schon ein solches Gerät bestellt.“ Seit Ende 2008 ist der Bagger beim Ortsverband BGL im Einsatz, der zweite bei den Kollegen in Remscheid. Zwischen 2024 und 2026 soll die Maschine bundesweit ausgerollt werden. „Da sind wir sehr stolz. Das ist eines unserer Babies“, so Wellenhofer. Nicht nur die anderen Ortsverbände bundesweit übernehmen die Idee aus dem Berchtesgadener Land. Auch die deutsche Bundeswehr und das Schweizer Militär haben die Maschinen gekauft.
Das Technische Hilfswerk ist die Zivil- und Katastrophenschutzorganisation des Bundes in Deutschland. Der Ortsverband ist deswegen nicht nur im BGL, sondern auch bundes- oder sogar weltweit beschäftigt. Jeder Ortsverband in Deutschland hat eigene Schwerpunkte und wird dann bei Bedarf angefragt. Die Truppe im BGL ist etwa unter anderem auf die Schwere Bergung spezialisiert, der auch die Einsatz-Rettungs-Spinne untergliedert ist.
Neben etwa Sturm- und Hochwassereinsätzen oder der Personenbergung gehört auch die Unterstützung in der Pandemie oder bei Gebäudeeinstürzen dazu.
Sauerstofflanze und Betonkettensäge: So durchdringt das THW sogar Brücken
Muss etwa eine Gebäudemauer durchbrochen werden, gibt es zwei Möglichkeiten. „Die Betonkettensäge wird hydraulisch angetrieben und funktioniert über und unter Wasser. Sie wird benutzt, um intaktes Mauerwerk erschütterungsfrei zu durchdringen. Die sogenannte Sauerstofflanze ist hingegen eine Technik, die für massive Mauerwerke wie Brücken oder Beton geeignet ist. Mit über 3000 Grad verflüssigt sie das Mauerwerk dann weitgehend erschütterungsfrei“, so Wellenhofer. Der verflüssigte Beton hat während dem Vorgang eine Temperatur von 1700 und 2000 Grad. Die Einsatzkräfte des THW tragen währenddessen eine silberne Schutzausrüstung.
Während die Sauerstofflanze auf Feuer als Element setzt, funktioniert die Betonkettensäge mit Wasser. „Da sind drei Schläuche dran. Zwei sind fürs Öl. Das ist ein hydraulisch angetriebenes Gerät mit einem Vorlauf und einem Rücklauf und der dritte ist für das Wasser zur Kühlung. Und der Feinstaub in Verbindung mit dem Wasser wirkt zusätzlich wie ein Abriebmittel. Dadurch kann man schneller vordringen“, erklärt Wellenhofer. Bevor die Einsatzkraft die Mauer durchschneidet, wird erst ein Dreieck markiert. „Die Öffnung, um Personen retten zu können, sollte 30 mal 50 cm fassen. Hier kann man durchkriechen, muss aber den Helm abnehmen.“ Nach ein paar Minuten ist das Dreieck bereits in den Beton geschnitten. Ein paar Tritte und Hammerschläge später ist die Öffnung frei.
Hochwasser im Ahrtal, Pandemie und Ukraine-Flüchtinge - vielseitiges Einsatzspektrum
Derzeit ist das THW BGL parallel bei mehreren Einsätzen beschäftigt. „Seit Beginn der Pandemie sind wir für die Gesundheitsdienstleiter im Namen des Landkreises mit Unterstützungsarbeiten beschäftigt. Parallel helfen wir bei den Flüchtlingen, die aus der Ukraine ankommen. Das ist das, was unseren Alltag prägt. Dazu kommen etwa Fachberatereinsätze bei Großunfällen“, so Wellenhofer. Lange beschäftigt war das Team auch nach dem Hochwasser im Ahrtal. „Wir sind nach dem Abarbeiten des Hochwassers in Bischofswiesen und Berchtesgaden nahtlos in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen aufgeschlagen. Dort waren wir bis Mitte November immer mit Teileinheiten beschäftigt, die dort Tage bis Wochen mit unseren Fähigkeiten unterstützt haben.“
Grundausbildung startet - Interessierte sind herzlich willkommen
Im Ortsverband sind circa 60 ehrenamtliche Helfer und 15 Junghelfer aktiv. Am 5. Mai startet wieder die Grundausbildung. Interessierte können jederzeit einsteigen und auch unverbindlich an ersten Ausbildungsdiensten teilnehmen. Die Ausbildungsabende sind donnerstags zwischen 19 und 22 Uhr in der THW-Unterkunft in Mitterfelden.
Kontakt: THW-Ortsverband Berchtesgadener Land, Industriestraße 6, 83404 Ainring; Telefon: 08654 8706; E-Mail: ov-berchtesgaden@thw.de; www.thw-bgl.de
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