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Verkehr, Erdrutsche und doch lieber ein Wirtshaus - Ainringer diskutieren über Schicksal der Reiter Alm

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Von: Christina Eisenberger

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Reiter Alm Ainring
Statt Wellness-Hotel eine Rehaklinik: Die Reiter Alm soll ein neues Gesicht bekommen. Die Bürger der Gemeinde Ainring stellten den Investoren dazu Fragen und äußerten auch Sorgen. © ce (Montage)

Die Familie Brüderl plant eine Rehaklinik auf der Reiter Alm in Ainring. Doch nicht alle Bürger und Gemeinderäte stehen hinter dem Vorhaben. Die Investoren stellten sich am Infoabend den Fragen der Kritiker.

Ainring - Eine psychosomatische Rehaklinik - das planen Investoren auf der Reiter Alm am Högl. In Stein gemeißelt ist das Projekt jedoch noch nicht. Das Verfahren, um überhaupt bauen zu dürfen, steht noch ganz am Anfang. Am Infoabend (25. Januar) hat die Gemeinde gemeinsam mit den Investoren, dem Familienunternehmen Brüderl aus Traunreut, die Bürger in Ainring über das Vorhaben aufgeklärt und sich der Diskussion gestellt.

Diskussion um Rehaklinik Reiter Alm

Im Rahmen einer Therapie sollten sich Patienten weder exponiert noch isoliert fühlen, meint der evangelische Pfarrer Jürgen Henrich. Die Reiter Alm sei jedoch durch ihre Lage genau mit diesen beiden Bedingungen belegt. Außerdem interessierte den Pfarrer, ob das Projekt mit einer Seelsorge einhergehe. Durch das Projekt solle das Thema psychische Gesundheit in der Mitte der Gesellschaft ankommen, meinte Dr. Bachler, der das Projekt der Rehaklinik fachlich mit begleitet. Die Patienten sollen nicht isoliert werden. Auch zur Seelsorge gebe es bereits Überlegungen. Eine Kapelle bei der Reiter Alm ist Schorsch Brüderls Herzensangelegenheit. „Ein Andachtsraum in Form einer Kapelle spielt auch im Klinikkonzept eine wichtige Rolle“, so Brüderl. Dort könnten auch Bürger innehalten.

Reiter Alm Ainring Planung
So soll die Rehaklinik Reiter Alm aussehen: Das Hauptgebäude bleibt im Bestand erhalten. Neu dazu kommt ein Bettenhaus und eine Tiefgarage. © Gemeinde Ainring/Firma Brüderl

Wirtshaus statt Rehaklinik

Tobias Quaiser aus Mitterfelden sorgt sich um das Wirtshaussterben in der Gemeinde Ainring. „Warum sehen Sie in dieser Richtung kein Entwicklungspotenzial?“ Von Großprojekten sollten vor allem die Einwohner einer Gemeinde etwas haben und nicht Externe, so Quaiser

Eine Klinik als Ort der Ruhe und der Kraft und eine öffentliche Gaststätte würden nicht zusammenpassen, so Schorsch Brüderl. „Diese Klinik wird aber nicht eingezäunt, sondern ist ein freies Gelände.“ Die Bürger könnten weiterhin den Blick von der Reiter Alm aus genießen und etwa bei der Kapelle innehalten. Die Halbe Bier müsse man aber selbst mitnehmen. Dass die Einheimischen bei der „Perle unserer Heimat“ auch eine Sitzmöglichkeit bekommen, sich dort ausruhen und die Aussicht genießen können, war auch Gemeinderat Ernst Peter besonders wichtig. Peter habe das Projekt der Rehaklinik von Anfang an begeistert.

„Eine Wirtschaft, die stirbt, ist nicht schön. Aber eine Klinik, die geboren wird, ist auch was wert“, meinte Gemeinderat Friedhelm Schneider. Die Gemeinde habe noch andere Wirtshäuser, aber eine Unterversorgung bei der psychosomatischen Versorgung. Es sei ein tolles Projekt, so Wirt und Musiker Thomas Berger. Und: „Wer gerne Wirt werden möchte, ich hätte da ein paar Wirtshäuser.“

Georg Brüderl, Dr. Bachler, Schorsch und Benedikt Brüderl (v.l.) beim Vortrag im Haus der Kultur in Ainring.
Georg Brüderl, Dr. Bachler, Schorsch und Benedikt Brüderl (v.l.) beim Vortrag im Haus der Kultur in Ainring. © ce

Gefahr von Hangrutschen nicht bekannt

Gemeinderat Sepp Ramstetter nennt sich selbst Gegner der Klinik. Er wolle „einen der schönsten Flecke in unserer Heimat“ nicht verkaufen. Man müsse zwar auf der Reiter Alm etwas ändern, aber die Gemeinde könne selbst darüber entscheiden. Am besten solle die Gemeinde selbst das Grundstück kaufen, „dann haben wir endlich eine Ruhe“. Ramstetter sorgt sich außerdem wegen möglichen Hangrutschen.

Für Bauamtsleiter Thomas Fuchs ist es eine Frage der Alternativen. „Man muss es akzeptieren: Das Objekt ist verkauft worden.“ Was sei nun die beste Alternative? Die Gemeinde habe Angebote für Wohnungen oder Chaletdörfer bekommen. Die Rehaklinik könnte hingegen ein weiteres Standbein für die Gemeinde sein. Laut dem Landesamt für Umwelt seien im Bereich der Reiter Alm keine Gefahren, wie mögliche Hangrutsche, bekannt, so Fuchs. Und die Reiter Alm liege nicht im Landschaftsschutzgebiet, wie Ramstetter zuvor behauptet hatte.

Geringe Verkehrsbelastung durch Klinik

Kreisheimatpfleger Karl-Heinz Spranger unterstützt das Konzept der Klinik, kritisiert aber die Bauweise. Diese sei untypisch und erinnere ihn an eine chinesische Mauer. Brüderl entgegnet, dass dafür extra der Gestaltungsbeirat der Gemeinde Ainring beteiligt wäre. Dieser habe mit über die Pläne entschieden.

Mehrere Bürger äußerten auch ihre Sorgen wegen mehr Verkehr. Die Straße sei für die zusätzliche Belastung nicht ausgerichtet, meint Sonja Jaksch aus Ulrichshögl. Außerdem würde das Projekt das Landschaftsbild zerstören. Im Schnitt blieben die Patienten vier bis sechs Wochen auf der Reiter Alm, erklärt Dr. Bachler. Der Großteil des Pkw-Verkehrs entstehe durch die Mitarbeiter im Schichtbetrieb. Insgesamt rechnet ein Gutachten im Schnitt mit 53 Autos pro Tag. Davon die meisten bis Mittag sowie gegen 18 Uhr.

Schorsch Brüderl meinte abschließend: „Wir sind kein Konzern, sondern bodenständige Leute. Wir werden die Rehaklinik natürlich halten und weiterhin ausbauen.“

ce

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