„Wichtig ist, dass alle wieder sorglos leben können“

Schnaitsee - Ingeborg und Joachim Kliem atmen nach dem Urteil auf: Die 70-jährige Hundebesitzerin, deren Rottweiler die Pudelhündin "Sissy" totbiss, wurde jetzt zu sieben Monaten Haft verurteilt - ausgesetzt zur Bewährung.
„In erster Linie war es unser Ziel, dass nach dem schrecklichen Vorfall, bei dem unsere Pudelhündin „Sissy“ ihr Leben lassen musste, wieder alle ihre Artgenossen, aber auch alle Familien mit Kindern wieder sorglos in den Straßen unseres Dorfes spazieren gehen können“, zeigen sich Ingeborg und Joachim Kliem sehr zufrieden mit dem Urteil des Traunsteiner Amtsgericht unter dem vorsitzenden Richter Maximilian Lermer. Dieser verurteilte die Hundehalterin R. zu sieben Monaten Freiheitsstrafe, ausgesetzt auf drei Jahre zur Bewährung. Außerdem darf die Angeklgte währen der Bewährugszeit keinen Hund - egal welcher Rasse - führen oder halten. Außerdem muss die Rentnerin 1200 Euro Geldstrafe an das Tierheim in Trenkmoos zahlen.
„Das Urteil des Richters ist ganz in unserem Sinn, zumal ein Verbot der Hundehaltung und –führung für Frau R. ausgesprochen wurde. Das war unser Ansinnen und auch das von wahrscheinlich sehr vielen Schnaitseer Bürgern. Uns kam es nicht auf die Strafe an. Richter Lermer zeigte hervorragende Kenntnis der Sachlage und ist deshalb zu diesem Urteil gekommen. Sehr gut ist auch, dass Gutachter Breitsamer aus München bestätigte, dass der Rottweiler an sich ein großes Gefahrenpotenzial darstellt. Meine Recherchen haben ergeben, dass allein im letzten Jahr etwa 20 Beissvorfälle bekannt sind. Erst vor wenigen Wochen starb ein einjähriges Kind in Wien nach dem Anfall eines Rottweilers. Das sollte allen Eltern zu denken geben. Durch ihre Initiativen könnten solche Vorfälle in Zukunft in ihrer jeweiligen Gemeinde vermieden werden. Die Haltung solcher Kampfhunde kann von der Gemeinde verboten werden, da allein die Gemeinde die gesetzliche Instanz darstellt, hier eine Regelung zu treffen. Hier kann jeder Gemeinderat für die Sicherheit sorgen, die wir jetzt in Schnaitsee haben.“ In diesem Zusammenhang lobte das Ehepaar Kliem Bürgermeister Vitus Pichler und den Schnaitseer Gemeinderat. „Die kommunalen Gremien haben in allen Punkten korrekt gehandelt und dafür gesorgt, dass die Sicherheit wieder gewährleistet ist.“

Während des Gespräches in der Wohnung der Familie Kliem treibt die junge Zwergpudelhündin „Susy“ ihr „Unwesen“. Sie tollt durch das Wohnzimmer, hat auch keine Scheu vor dem fremden Besucher und lässt sich einfühlsam den dargebotenen Bauch kraulen. Ingeborg Kliem bezeichnet die „Susy“ als neuen Sonnenschein. „Sie bringt nach den schweren Monaten wieder richtig Leben ins Haus. Sie wurde uns von italienischen Freunden in Zagreb besorgt. In Italien, Kroatien und Slowenien sorgte der damalige Fall mit dem Rottweiler für großes öffentliches Aufsehen. Unsere Freunde haben uns wirklich geholfen.“
Ingeborg Kliem ist nach wie vor in ärztlicher Behandlung. „Besonders nachdem durch den Prozess jetzt alles wieder aufgewühlt wurde, geht es mir noch gar nicht gut. Aber jetzt hoffe ich, dass alles vorbei ist.“ Joachim Kliem freut sich auch darüber, dass die Geldstrafe dem Tierheim in Trenkmoos zugute kommt. „Auch das Tierheim hatte seine negativen Erfahrungen mit dem Kampfhund gemacht. Da ist es gut, dass die Summe jetzt ihm zukommt."
Vor dem Verwaltungsgericht in München zog am Donnerstag R. ihre Klage gegen den Kostenbescheid der Gemeinde zurück, so dass mittlerweile auch dieser Bereich entschieden ist. „Das Verfahren rund um Schmerzensgeld und Schadenersatz läuft noch, nimmt aber einen positiven Verlauf, so dass die ganze Angelegenheit bald komplett erledigt sein wird und wir und viele Familien wieder sicher im schönen Schnaitsee leben können“, so das Ehepaar Kliem.
ju