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Runder Sozialer Tisch im Rathaus: Traunsteiner Hospiz- und Palliativdienste stellten sich vor

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Beim Runden Sozialen Tisch in Traunstein
Beim Runden Sozialen Tisch ging es diesmal um ein „schweres Thema“: die Hospiz- und Palliativversorgung schwer kranker und sterbender Menschen. © Eva Schneider © Große Kreisstadt Traunstein

Sozialarbeit wird in Traunstein großgeschrieben: Über 40 soziale Einrichtungen, Vereine und Verbände kümmern sich um das Wohlergehen der Bürger, beraten, helfen und unterstützen im Alltag und bei Notlagen. 

Die Meldung im Wortlaut:

Traunstein - Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer lud die Vertreter der Traunsteiner Sozialeinrichtungen am 21. März zu einem Runden Sozialen Tisch in das Rathaus ein. Das Treffen findet zweimal im Jahr statt.

Diesmal stellten sich das Netzwerk Hospiz (Verein für Hospizarbeit und Palliativbetreuung Südostbayern e.V.) und der Ambulante Hospizdienst des Caritas-Zentrums Traunstein vor. Die beiden Traunsteiner Einrichtungen betreuen und begleiten schwer kranke und sterbende Menschen.

Dr. Christian Hümmer begrüßte an die 30 Teilnehmer im Großen Saal und dankte herzlich für ihre Arbeit: „Ich freue mich, dass wir in Traunstein ein sehr großes Angebot an sozialen Einrichtungen haben. Mein Dank gilt den zahlreichen ehrenamtlichen und hauptberuflich sozial Engagierten. Der Runde Soziale Tisch ist eine sehr gute Plattform, um das vielfältige Angebot zu vernetzen.“

Nach seiner Begrüßung übergab der Oberbürgermeister das Wort an Waltraud Wiesholler-Niederlöhner. Die ehemalige dritte Bürgermeisterin leitet und moderiert den Runden Sozialen Tisch. Sie begrüßte unter den Gästen auch Dr. med. Melanie Kretschmar, erste Vorsitzende des Ärztlichen Kreisverbands Traunstein.

Das Netzwerk Hospiz war mit sieben Repräsentanten erschienen. Nach einer Begrüßung von Stephan Bierschneider, dem ersten Vorsitzenden des Vereins, stellten mehrere Referenten die Bereiche des Netzwerks Hospiz vor.

Uta Sommer-Lihotzky, Pflegeleitung der SAPV (Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung) erläuterte, dass die Patienten, die vom Team des Netzwerk Hospiz betreut werden, an einer nicht heilbaren, weit fortgeschrittenen Erkrankung mit begrenzter Lebenserwartung leiden. Zugrundeliegend sind hauptsächlich Tumorerkrankungen, aber auch internistische (wie Herz-/Nierenschwäche, COPD) oder neurologische Erkrankungen (z.B. ALS, weit fortgeschrittene Demenz). Damit einhergehend schränken komplexe belastende Symptome wie Schmerzen, Atemnot, Übelkeit und Erbrechen das Leben der Patienten oft massiv ein.

Im Team des Netzwerks Hospiz arbeiten über 30 qualifizierte Fachkräfte aus verschiedenen Professionen (Mediziner, Pflegekräfte, Sozialarbeiter, Seelsorger, Verwaltung), um den komplexen Problematiken der Patienten auf physischer, psychischer, sozialer und spiritueller Ebene begegnen zu können.

Dr. Robert Kühnbach, Ärztlicher Leiter der SAPV, ging auf die Entwicklung des Netzwerks Hospiz ein. Gegründet 2005 auf Initiative von Alois Glück, Stefan Nowack und weiteren Mitstreitern, übernahmen zunächst die so genannten „Brückenschwestern“ die Aufgabe, im Landkreis Traunstein die Versorgung von schwerkranken Patienten zu Hause zu koordinieren. Sie fungieren sozusagen als Bindeglied oder „Brücke“ zwischen Krankenhaus und Wohnung oder Pflegeheim, erstellen in Absprache mit dem jeweiligen Hausarzt Notfallpläne und beraten die Angehörigen in pflegerischen Belangen. 2010 wurde der Dienst auf den Landkreis Berchtesgadener Land ausgeweitet.

2012 nahm die „Außerklinische Ethikberatung“ ihre Arbeit auf. Das unabhängige Gremium, bestehend aus Juristen, Medizinern, Pflegekräften, Sozialarbeitern und Seelsorgern, berät Patienten sowie deren Angehörige bei ethisch schwierigen Entscheidungen. Gemeinsam werden Vorschläge zum weiteren Vorgehen erarbeitet. Die Beratung ist kostenfrei. Dr. Birgit Krause-Michel, Vorsitzende der außerklinischen Ethikberatung, berichtete beim Runden Sozialen Tisch von zunehmenden Anfragen zu Sterbewünschen.

2015 nahm schließlich die SAPV ihren Dienst auf. Bei den hier betreuten Patienten steht die Linderung von komplexen Beschwerden im Mittelpunkt. Das SAPV-Team kann auf Verordnung des Hausarztes hinzugezogen werden und stellt eine Krankenkassen-Leistung dar.

Die Zahl der vom Team des Netzwerks Hospiz betreuten Patienten ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Rund 20 Prozent aller Verstorbenen in den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land wurden vom Netzwerk Hospiz mitbetreut. Die Rückmeldungen der hinterbliebenen Angehörigen fallen durchwegs positiv aus. Sie sind dankbar für die Unterstützung und die Möglichkeit, rund um die Uhr einen kompetenten Ansprechpartner in schwierigen Situationen zu haben.

Andreas Aschauer, Leiter der Brückenschwestern, Hans-Werner-Kalleder, Geschäftsführer der Netzwerk Hospiz Südostbayern gGmbH, schilderten eindrücklich und teils sehr persönlich in zwei Fallbeispielen, wie die Betreuung von Patienten durch das Netzwerk Hospiz aussehen kann.

Im Anschluss stellten Christel Kaa und Lisa Weßels, zwei der drei hauptamtlichen Mitarbeiterinnen vom Ambulanten Hospizdienst der Caritas, ihre Arbeit vor. Gegründet schon 1994 als Hospizinitiative wird die Hospizarbeit der Caritas heute von  rund 60 ehrenamtlichen Hospizbegleitern getragen:  mehr Frauen als Männer,  mit den verschiedensten beruflichen und privaten Hintergründen, im Alter von Ende 30 bis 80 Jahren, die im gesamten Landkreis verteilt wohnen. Sie sind durch Grund- und Aufbauseminare gut ausgebildet und werden selber in ihrem Ehrenamt fortlaufend fachlich und persönlich begleitet.

Die Hospizbegleiter unterstützen Patienten und Angehörigen mit Zeit, sei es für Gespräche oder für kurze Überbrückungen, damit jemand nicht so viel allein sein muss. Sie sind einfach da und offen für Bedürfnisse der zu Begleitenden. Der Ambulante Hospizdienst der Caritas kümmert sich auch um Menschen in Trauer und lädt zum Beispiel auch zu monatlichen Trauercafés ein.

Den Abschluss des Runden Sozialen Tisches bildete ein Kurzvortrag von Tanja Hauck. Sie ist Koordinatorin des im Februar neu gegründeten Hospiz- und Palliativversorgungsnetzwerks Traunstein. Dieses hat sich zum Ziel gesetzt, die in der Hospiz- und Palliativversorgung tätigen Akteure miteinander zu vernetzen, und so die Palliativversorgung im Landkreis Traunstein zu stärken und weiterzuentwickeln: zum Wohl der Patienten und ihrer Angehörigen, aber auch mit Blick auf die in der Palliativversorgung beschäftigten Mitarbeiter.

Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer bedankte sich am Ende der Veranstaltung bei den Anwesenden mit den Worten: „Das normale Leben fällt leichter, wenn man es vom Ende her denkt.“ Und Waltraud Wiesholler-Niederlöhner verabschiedete die Teilnehmer mit dem Spruch: „Man muss den Tagen mehr Leben, nicht dem Leben mehr Tage geben“ – ein Leitspruch der Hospizdienste.

Pressemeldung der Stadt Traunstein

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