Runder Tisch Biodiversität
Gemeinsam für mehr Vielfalt in der Natur: Biodiversitäts- und Wildlebensraumberater treffen Verbände
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Traunstein - In Weibhausen fand vor kurzem der Runde Tisch Biodiversität mit Teilnehmern aus den Landkreisen Berchtesgadener Land und Traunstein statt.
Die Meldung im Wortlaut
„Eigentlich wollen wir doch alle dasselbe: Eine schöne, lebenswerte Heimat mit intakter Natur.“ Darüber bestand große Einigkeit bei den 25 Teilnehmern des „Runden Tisches Biodiversität“, zu dem das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Traunstein (AELF) vor Kurzem in den Gasthof Alpenblick in Weibhausen eingeladen hatte. So fand man bei dem Treffen zahlreiche Möglichkeiten, zum Wohl unseres heimischen Naturhaushaltes, zum Beispiel bei der Schaffung von Biotopverbünden, bei der insektenschonenden Mahd oder bei der Gestaltung von Agri-PV-Anlagen intensiver zusammen zu arbeiten.
Biodiversitäts- und Wildlebensraumberater
Nach dem erfolgreichen Volksbegehren „Artenvielfalt und Naturschönheit in Bayern“ wurden an den Landratsämtern Biodiversitätsberater eingestellt und an den ÄELF Wildlebensraumberater bestellt. Nach ihrer Einarbeitungsphase wollten sie sich und ihre Aufgaben den Nutzer- und Naturschutzverbänden vorstellen. Bettina Gschlößl, Traunstein, und Hendrik Klar, Berchtesgadener Land, informierten darüber, dass der Fokus bei der Biodiversitätsberatung auf die Beratung und Unterstützung von Landwirten und Kommunen sowie der Durchführung von Naturschutzprojekten vor allem in Schutzgebieten ausgerichtet ist.
Die Wildlebensraumberater des AELF, Regina Bernhart und Franz Gmaindl, dagegen versuchen, auf der übrigen landwirtschaftlich genutzten Fläche zusammen mit den Landwirten Lösungen zu finden, wie Maßnahmen zur Verbesserung der Biodiversität möglichst geschickt in den laufenden landwirtschaftlichen Betrieb integriert werden können. Diesem Ziel kommt zugute, dass beide Wildlebensraumberater eine fundierte landwirtschaftliche Ausbildung haben und Franz Gmaindl zugleich auch für die Gewässerschutzberatung zuständig ist.
„Dadurch ergeben sich vielfältige Synergien, die wir durch das heutige Treffen noch verstärken und ausbauen wollen“, betonte der Chef des AELF Traunstein, Alfons Leitenbacher, bei der Begrüßung. „Wir möchten niemandem etwas künstlich aufsetzen, sondern Überzeugungsarbeit leisten, das zu tun, was zum Standort passt, der Natur hilft und wenig zusätzliche Belastung für den Bewirtschafter schafft.“ Der Schlüsselbegriff sei „Vernetzung“, Vernetzung von Akteuren und Vernetzung von Lebensräumen.
Auch Landwirte tun viel für die Verbesserung des Naturhaushaltes
Bauernverband und Maschinenring stellten heraus, dass die Landwirte insbesondere in den letzten Jahren bereits viel für die Verbesserung des Naturhaushaltes unternommen hätten, wie zum Beispiel die Anlage von Blühflächen oder Blühstreifen, den vermehrten Anbau von Zwischenfrüchten oder der im Sommer blühenden Siphie als Biomais-Ersatz sowie extensive Wiesennutzung mit späterem Mähzeitpunkt. Neuerdings können über den Maschinenring auch Doppelmesserbalken-Mähwerke zur insektenschonenden Mahd eingesetzt werden.
Marlene Berger-Stöckl verwies auf die vielfältigen Initiativen der Ökomodellregion Waginger See, wie Streuobstpflanzungen oder das ökologische Pflegkonzept für kommunale Flächen, das hervorragende Anknüpfungsmöglichkeiten für einen Biotopverbund böte. Auf die hohe naturschutzfachliche Bedeutung von Hecken und Säume gingen besonders Imkervertreter Franz Vollmeier sowie Beate Rutkowski vom Bund Naturschutz und Sabine Pröhls vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz ein.
Dem schlossen sich auch die Vertreter der Jägerschaft ein, wobei Hans Berger von der Kreisgruppe BGL forderte, nicht nur eine Tier- oder Pflanzengruppe zu betrachten, sondern das gesamte Zusammenspiel in der Natur. In dieser Gesamtschau sollten dann ideologiefreie Entscheidungen getroffen werden. Auch die herausragende Bedeutung vielfältiger Wälder wurde angesprochen, die nur bei angepassten Wildbeständen zu realisieren sei.
Zu viele Vorschriften behindern naturfördernde Maßnahmen
Einig waren sich alle Teilnehmer des Runden Tisches, dass manche Vorschriften naturfördernde Maßnahme eher behinderten als förderten. So würden deutlich mehr Landwirte Hecken anlegen, wenn sie die Gewissheit hätten, diese später unter gewissen Umständen auch wieder beseitigen zu dürfen. Unverständnis äußerten Matthäus Michlbauer vom Bauernverband sowie der Pittenharter Bürgermeister und Imker Sepp Reithmeier daran, dass für Agri-PV-Anlagen ein zusätzlicher naturschutzfachlicher Ausgleich gefordert würde. Man solle vielmehr solche Flächen selbst dazu nutzen, mehr natürliche Vielfalt zu schaffen.
Insgesamt hat der Runde Tisch Biodiversität gezeigt, wie wichtig es ist, dass alle Akteure auf der Fläche sich austauschen, das gegenseitige Verständnis fördern und die Zusammenarbeit intensivieren. Eine regelmäßige Wiederholung solcher Treffen wurde daher vereinbart.
Pressemitteilung Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Traunstein