Jetzt wurde die 49-Jährige verurteilt
„Gequält und misshandelt“: Pflegerin prügelte auf Rosenheimer Rentner-Ehepaar ein
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Sie sollte sich um ein demenzkrankes Ehepaar aus Rosenheim kümmern, doch im Wodka-Rausch schlug sie immer wieder zu und verbrühte auch noch die 77-Jährige mit heißem Wasser. Jetzt wurde eine Pflegerin deswegen verurteilt.
Rosenheim/Traunstein - An Demenz erkrankt, nicht mehr mobil, pflegebedürftig - das Rosenheimer Rentnerehepaar, er 83, sie 77 Jahre alt, ist dringend auf Hilfe angewiesen. Was die beiden am 11. Dezember 2020 erleben mussten, war aber das glatte Gegenteil davon. Von ihrer polnischen Pflegerin wurden die beiden mehrfach ins Gesicht geschlagen. „Gequält und roh misshandelt“ habe sie das Ehepaar, so Richter Thilo Schmidt am Montag (14. Juni). Das Amtsgericht Traunstein verurteilte die 49-Jährige deshalb zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren. Außerdem muss sich die Frau in den kommenden anderthalb Jahren einen anderen Beruf suchen.
Dementes Ehepaar geschlagen: Urteil gegen Pflegerin
Auch wenn sich die Angeklagte an die Taten angeblich kaum mehr erinnern könne, räumte sie die Vorwürfe über ihren Anwalt Harald Baumgärtl vollumfänglich ein. Gerichtsmediziner Fritz Priemer sprach von „ganz erheblichen und wuchtigen Schlägen“, die die Opfer abbekamen. Mindestens vier Mal traf es den 83-Jährigen, mindestens drei Mal seine 77-jährige Ehefrau. Beim Mann sei auch vier Tage später noch das Gesicht geschwollen gewesen, so der Gerichtsmediziner - und: der Ring, den die Pflegerin trug, hinterließ in den Gesichtern der beiden auch noch „musterartige Abdrücke“. Die Tochter war es, die die Verletzungen an jenem Abend als erste entdeckte und den Notruf wählte.
Hinzu kommt, dass die 77-Jährige auch noch mit 50 bis 60 Grad heißem Wasser an Mund, Hals und Brust verbrüht wurde. Verurteilt wurde die Frau schließlich wegen gefährlicher Körperverletzung sowie Misshandlung von Schutzbefohlenen. Seit der Tat verbrachte sie die meiste Zeit in der JVA Aichach in Untersuchungshaft. Laut Verteidiger Baumgärtl habe sie schon am Vormittag mit jenen Pflegern zu trinken begonnen, die sie bei dem Ehepaar in Rosenheim für einige Wochen ablöste. Weil sie auch nach den Schlägen weitertrank - unter anderem floss Wodka - war die Alkoholisierung zur Tatzeit für Gerichtsmediziner Priemer nicht einfach festzustellen. Er vermutete schließlich einen Wert von rund 1,5 Promille.
Rollstuhlfahrerin mit heißem Wasser verbrüht
Die Angeklagte wirkte vor Gericht schwer mitgenommen, kämpfte immer wieder mit den Tränen. Sie hatte sich bei weitem nicht das erste Mal um das Ehepaar gekümmert. „Ich bin zuvor gut mit den beiden klargekommen, ich liebe meine Arbeit“, so die 49-Jährige. Nach ihren Angaben brauchte der Mann vor allem Hilfe beim Baden, Aufstehen, Anziehen und auf der Toilette. Seine Frau, an den Rollstuhl gebunden, habe alleine „gar nichts“ gekonnt. Die Angeklagte ist ausgebildete Rettungssanitäterin, arbeitete dann in der Sterbebegleitung und seit 2012 in der Pflege - wie es zu dem Gewaltausbruch kommen konnte, darauf hatte keiner der Prozessbeteiligten eine wirkliche Antwort.
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Rubriklistenbild: © Ina Fassbender