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Hilferuf aus Kliniken Südostbayern: Wir brauchen dringend Pfleger! Bundeswehr im Noteinsatz

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Von: Tanja Weichold

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Der Eingangsbereich der Traunsteiner Klinik mit der Corona-Schleuse im Container. Hinter den Mauern sind Druck und Belastung für das Klinikpersonal in Zeiten der hohen Inzidenzen dauerhaft am Limit. Soldaten unterstützen, händeringend wird weiteres Fachpersonal gesucht.
Der Eingangsbereich der Traunsteiner Klinik mit der Corona-Schleuse im Container. Hinter den Mauern sind Druck und Belastung für das Klinikpersonal in Zeiten der hohen Inzidenzen dauerhaft am Limit. Soldaten unterstützen, händeringend wird weiteres Fachpersonal gesucht. © Weichold

Die Hotspot-Regeln fallen im Landkreis Traunstein ab Montag (6. Dezember) weg. Aber die Intensivstationen sind voll, das Personal arbeitet am Limit, jetzt kommen auch noch Krankheitsausfälle dazu. Die Nothilfe der Bundeswehr reicht nicht aus.

Traunstein – Die Sieben-Tage-Inzidenz für den Landkreis Traunstein lag jüngst seit fünf aufeinander folgenden Tagen unter einem Wert von 1000. Damit entfallen ab Montag, 6. Dezember 2021, die regionalen Hotspot-Regelungen, wie das Landratsamt mitteilt. Die Situation auf den Intensivstationen der Kliniken Südostbayern (KSOB) bleibt dennoch stark angespannt. Soldaten unterstützen und auch Bürger sind aufgerufen, zu helfen. Was bedeutet das? Die OVB-Heimatzeitungen haben nachgefragt.

Kliniken suchen dringend Fachkräfte

„Wir brauchen in unseren Kliniken dringend qualifizierte Pflegekräfte, am besten mit Fachweiterbildung Anästhesie und Intensiv, die für eine Patientenversorgung auf einer Intensivstation auch ausgebildet sind“, erklärt Kliniken-Sprecherin Sabine Segerer-Utz und ergänzt: „Zudem benötigen wir qualifizierte Pflegekräfte zur Unterstützung in den Notaufnahmen sowie auch im bettenführenden Bereich.“

Für Interessierte besteht die Möglichkeit, sich über den Bayerischen Pflegepool (www.pflegepool-bayern.de) zu registrieren oder sich auf der Karriere-Seite der Kliniken (www.kliniken-südostbayern.de) zu bewerben. Gesucht wird laut Segerer-Utz auch nicht-medizinisches Personal in der Verwaltung. „Für Angebote ohne Qualifikation und Betreuungstätigkeiten haben wir ausreichend Bewerber“, sagt Segerer-Utz.

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Der hohe Anteil an Corona-Patienten sowohl im Normal- als auch Intensivbereich führten wie berichtet zu einer sehr angespannten Personalsituation. Obwohl die planbaren Eingriffe abgesagt und zum Teil wichtigen Operationen verschoben worden sind, arbeitet das Klinikpersonal am Limit. „Krankheits- oder quarantänebedingte Ausfälle in der Belegschaft verschärfen die Situation“, so Segerer-Utz. „Daher sind wir über die Einsatzkräfte der Bundeswehr sehr froh.“ Die Soldaten seien gut angekommen und bereits voll in unseren Klinikalltag integriert.

Soldaten helfen bei Lagerung und Mobilisation der Patienten

„Sie sind im überwiegend im Intensivbereich, in den Zentralen Notaufnahmen und bettenführend im Iso- und Nicht -Isobereich eingesetzt, aber auch in der Einlasskontrolle. Kurzum: Sie werden flexibel da eingesetzt, wo sie gerade gebraucht werden und unterstützen können“, schildert die Sprecherin.

Die Soldaten leisten Unterstützungsarbeiten in sämtlichen Bereichen, zum Beispiel bei der Grundpflege und bei sogenannten Anreichtätigkeiten im Isolationsbereich. Damit ersparen sich die professionellen Pflegekräfte das zeitaufwendige Ausschleusen, also An- und Ablegen der Corona-Schutzkleidung. Des Weiteren unterstützen die Soldaten laut Segerer-Utz bei Patiententransporten, Lagerungs- und Mobilisationstätigkeiten, bei Assistenz- und Servicetätigkeiten, etwa bei der Körperpflege – je nach individuellem Zutrauen und ausführliche Anleitung durch das Personal.

Nicht zuletzt seien die Soldaten auch eine mentale Stütze für das Klinikpersonal, denn sie bringen in der aktuellen Akutlage Krisenerprobtheit, Sicherheit und Zuverlässigkeit mit: „Das kommt sowohl den Patienten als auch den Mitarbeitern zugute.“

Klinikpersonal unter Dauerbelastung

Die Belastungen im Personal sind nach Auskunft der KSOB weiter sehr hoch, zu hoch und das schon eine ganze Weile. „Dies besorgt uns sehr, es bleibt kaum Zeit zur Ruhe zu kommen. Wir versuchen alle unser Möglichstes, um auch diese Welle zum Wohl unserer anvertrauten Patienten meistern zu können“, erklärt Segerer-Utz.

Corona spiele die große Rolle: „Zum einen die enorm hohe Arbeitsbelastung aller Mitarbeiter. Der Pflegeaufwand von Covid-19-Patienten ist erheblich höher als im Nicht-Covid-Bereich – auch das Tragen von Schutzkleidung ist anstrengend. Dazu kommen leider notwendige Trennungen von Teams aufgrund der dynamischen Situation, in der wir im Rahmen der Covid-19 Versorgung unsere Kapazitäten ständig neu anpassen müssen.“ So arbeiten die Mitarbeiter teilweise nicht in ihrer gewohnten Umgebung oder Fachrichtung. Zum anderen gehen ihnen die Schicksale der Patienten nahe – manche der schwer an Covid-19 Erkrankten seien zum Teil sehr jung. „Eine langfristige Entlastung wird in erster Linie eine Steigerung der Impfquote bringen“, betont die Sprecherin. „Dann ist eine Normalisierung der Versorgung wieder möglich.“

Corona-Beschränkungen gelockert: Das gilt ab Montag, 6. Dezember 2021, im Landkreis Traunstein

Ab heute dürfen im Landkreis Traunstein laut Auskunft des Landratsamtes folgende Bereiche unter 2Gplus für Besucher wieder öffnen:Kultur-, Freizeit- und Sporteinrichtungen , also Kinos, Museen, Bäder und Fitnessstudios. Auch Veranstaltungen außerhalb privater Räumlichkeiten sind wieder möglich, Weihnachtsmärkte bleiben allerdings weiterhin untersagt. „Für alle Bereiche gilt: Insbesondere in Gebäuden und geschlossenen Räumlichkeiten dürfen maximal 25 Prozent der regulären Besucherkapazität genutzt werden“, informiert das Landratsamt. Die zulässige Höchstteilnehmerzahl richtet sich nach der Anzahl der vorhandenen Plätze, bei denen ein Mindestabstand von 1,5 Meter zu anderen Plätzen gewahrt sein muss. Wieder öffnen unter der 2G-Regelung dürfenBeherbergungsbetriebe für touristische Zwecke undGastronomiebetriebe . Die Sperrstunde beginnt um 22 Uhr und gilt bis 5 Uhr, die 2G-Regel gilt im Innen- wie im Außenbereich. Der Betrieb vonDiskotheken, Bars und reinen Schankwirtschaften bleibt untersagt.Körpernahe, nichtmedizinische Dienstleistungen , zum Beispiel Kosmetiker und Nagelstudios, dürfen öffnen, ebensoBibliotheken und Archive. AußerschulischeBildungsangebote einschließlich der beruflichen Aus-, Fort und Weiterbildung sowie Musikschulen, Fahrschulen und der Erwachsenenbildung sind wieder zulässig. Hochschulen dürfen Präsenzveranstaltungen durchführen. Für Prüfungen können Personen abweichend mit einem PCR-Test zugelassen werden, das entpricht 3Gplus. FürHandels- und Dienstleistungsbetriebe gilt: Die Zahl der gleichzeitig im Ladengeschäft anwesenden Kunden darf nicht höher als ein Kunde je zehn Quadratmeter Fläche sein. Ab Mittwoch, 8. Dezember, ist gemäß landesweiter Vorgabe ein Besuch von Ladengeschäften nur noch unter 2G-Bedingungen gestattet, soweit sie nicht der Deckung des täglichen Bedarfs dienen, zum Beispiel Lebensmittelgeschäfte. Diese bleiben weiterhin alle zugänglich.

Die G-Regeln:

3Gplus verlangt geimpft, genesen oder PCR-getestet (Kinder bis zum sechsten Geburtstag, noch nicht eingeschulte Kinder und Schüler, die regelmäßig der Testung im Rahmen des Schulbesuchs unterliegen sind gleich gestellt). 2G heißt geimpft oder genesen (Kinder, die das zwölfte Lebensjahr plus drei Monate noch nicht vollendet haben sind gleich gestellt). Die verschärftere 2Gplus-Regelung verlangt zusätzlich zum Status geimpft oder genesen einen negativen Schnelltest (Kinder, die das zwölfte Lebensjahr plus drei Monate noch nicht vollendet haben sind gleich gestellt). Ungeimpfte Schüler zwischen zwölf und 17 Jahre, die in der Schule regelmäßig negativ getestet werden, können in Gastronomie, Hotel sowie beim Ausüben von Sport und Kultur zugelassen werden.

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