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Bewohnerin wundgelegen und abgemagert: Schockierende Enthüllungen um Salzburger Seniorenheim

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Von: Michael Hudelist

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Beim Bau des privaten Seniorenwohnhauses in Lehen wurde die SeneCura-Gruppe mit 4,8 Millionen Euro Steuergeld gefördert, jetzt steht ein Stockwerk leer.
Beim Bau des privaten Seniorenwohnhauses in Lehen wurde die SeneCura-Gruppe mit 4,8 Millionen Euro Steuergeld gefördert, jetzt steht ein Stockwerk leer. © hud

Das privat geführte Seniorenwohnheim SeneCura im Stadtteil Lehen steht schon seit längerem wegen mangelnder Pflege in der Kritik, Frühstück habe es oft erst gegen Mittag gegeben, eine Patientin sei bei einer Kontrolle mangels Pflege wundgelegen und auf 42,5 kg abgemagert gewesen.

Salzburg - Im April hat sich die Volksanwaltschaft die Zustände bei einem unangemeldeten Termin angesehen und rügt jetzt in einem erschütterten Bericht sowohl den Betreiber, als auch das Land Salzburg. Die Mängel seien „massiv“, zudem hätte die Kommission eine „massive personelle Unterbesetzung und eine Überbelastung“ festgestellt.

Volksanwaltschaft stellt gravierende Pflegemängel fest

Die Volksanwaltschaft, ein Kontrollorgan der öffentlichen Verwaltungen, kam im April unangekündigt in das Heim und stellte „gravierende Pflegemängel fest, die eine Gefährdung für die psychische und physische Unversehrtheit und Versorgung der Bewohner darstellten“.

Im Abschlussbericht der Volksanwaltschaft wird das SeneCura-Pflegeheim in Lehen als Kategorie 0 einstuft, das heißt „gefährliche Pflege“. Als besonders dramatisch schildert der nun vorgelegte Bericht den Fall einer Bewohnerin, deren Wunden nur mangelhaft versorgt wurden und die auf 42,5 Kilogramm abgemagert war. Die Frau verstarb kurz nach dem Besuch der Kommission. 

Der für die Seniorenheime im Bundesland zuständige Soziallandesrat der Grünen, Heinrich Schellhorn, rechtfertigt sich, die zuständige Heimaufsicht des Landes, sei „nah dran“ gewesen und habe bei Kontrollen vor Ort im Dezember 2021 , sowie im März und April 2022 Empfehlungen ausgesprochen und verbindliche Vereinbarungen mit der Heimleitung getroffen. Es habe zu wenig Personal gegeben, die Zahl der Heimbewohner sei daraufhin von 90 auf 60 reduziert worden.

„Bankrotterklärung von Schellhorn“

Die Missstände in dem Haus des Orpea-Konzerns haben zahlreiche Reaktionen ausgelöst. „Wenn Bewohner wundliegen und hungern, aber Schellhorn sagt, die gesetzlichen Mindeststandards waren erfüllt, ist das eine Bankrotterklärung“, so KPÖ-Gemeinderat Kay-Michael Dank. Bis heute hätten ÖVP und Grüne in der Landesregierung keine wirksamen Kontrollen auf die Reihe gebracht. „Wie hoch ist die Dunkelziffer von Bewohnern, die hungern und an Schmerzen leiden, aber wo zufällig niemand hinschaut?“.

FPÖ fordert Rücktritt

Für Dankl ist eine menschenwürdige Pflege eine öffentliche Aufgabe, SeneCura hingegen sei seit 2015 Teil von Orpea, dem größten profitorientierten Pflegekonzerns Europas, der von Portugal bis Polen über tausend Pflegeheime und Kliniken betreibe. Zwar würden alle Betreiber von Senioreneinrichtungen händeringend Personal suchen, aber SeneCura habe sich wieder einmal disqualifiziert, Stadt und Land sollten das Haus in Lehen übernehmen.

Die FPÖ in Salzburg fordert gleich den Rücktritt von Schellhorn, „er hat in seiner Aufsichtsrolle als Pflege- und Soziallandesrat vollkommen versagt, das muss einen Rücktritt bedeuten“, so FPÖ-Chefin Marlene Svazek.

Stadt hat bereits SeneCura-Bewohnerinnen übernommen

Die in der Stadt für fünf städtische Seniorenwohnhäuser zuständige Sozialstadträtin Anja Hagenauer sagt, seit Juli seien bereits neun Bewohnerinnen in städtische Seniorenwohnhäuser übernommen worden, um den privaten Betreiber zu entlasten.

„Ursprünglich wollte der Betreiber eine große Anzahl der Bewohner in seine Heime in die Steiermark überstellen, was die Stadt, sowie die Bewohnerinnen und deren Angehörige vermeiden wollten“.

hud

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