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Rehe lassen sich Grabblumen auf dem Bergfriedhof in Schönau schmecken

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Von: Kilian Pfeiffer

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Rehwild Schild
Der Bergfriedhof gilt schon lange als Tummelplatz für die Rehe, die gleich nebenan wohnen und in den frischen Schnittblumen das große Fressen sehen. © kp

Die frischen Rosen auf den Gräbern schmecken und locken immer wieder Rehe auf den Bergfriedhof in Schönau am Königssee. Der Ärger ist bei manchem groß. Vom gelegentlichen Zwischensnack der Waldbewohner weiß man in der Friedhofsverwaltung Bescheid, bestätigt Johann Hallinger. “Meine Blumen sind schon zweimal gefressen worden”, klagt eine Besucherin.

Schönau am Königssee - Idyllisch liegt der Bergfriedhof in der Oberschönau am Fuße des Hügels, der in einen Wald mündet. Ein Maschendrahtzaun trennt das Friedhofsgelände vom Beginn des Waldes. Mehrere Hektar groß ist der „Neue Friedhof”, der 1948 eröffnet wurde und als Nachfolger des seit 1685 bestehenden Alten Friedhofs im Zentrum Berchtesgadens gilt.

Rund 4500 Grabstätten gibt es hier. Jedes Jahr werden hier rund 250 Personen beerdigt. Zuständig für die beiden Friedhöfe Berchtesgadens ist der Friedhofsverband Berchtesgaden, ein Zweckverband der Gemeinden Markt Berchtesgaden, Bischofswiesen und Schönau am Königssee.

Der Ort der Stille gilt schon lange als Tummelplatz für die Rehe des Waldes, die gleich nebenan wohnen und in den frischen Schnittblumen das große Fressen sehen. „Vor allem in der Zeit, in der die Natur selbst wenig bietet”, sagt Johann Hallinger.

Weil das Fressproblem kein neues ist, sind an den fünf Eingangstüren, die rund um den Friedhof Einlass gewähren, Schilder angebracht: „Wegen Rehwild bitte unbedingt Tor schließen!” steht dort geschrieben. Nicht nur Rehe können nicht lesen: Auch so mancher Friedhofsbesucher befolgt nicht, was auf dem laminierten Ausdruck steht. Und so ist das Problem meist ein selbstgemachtes. Den Rehen, die meistens nachts erscheinen, stehen dann Tür und Tor offen.

„Das gesamte Friedhofsgelände ist eingezäunt”, bekräftigt man in der Friedhofsverwaltung. In gewissen Abständen würde der etliche hundert Meter lange Zaun, der das Gelände einfasst, kontrolliert werden. Auf der gegenüberliegenden Seite ist das Areal von natürlichen Hecken abgegrenzt - ein Durchkommen kaum möglich.

Der Friedhofsverwalter kennt Vorfälle von herabfallenden Ästen, die den Zaun beschädigt hatten. „Dann haben wir aber immer sofort alles repariert”, sagt er.

Die Chance zum Festmahl gewähren mit großer Sicherheit die Friedhofsbewohner selbst, die die Holztüren nicht schließen, sagt auch eine Friedhofsbesucherin. Namentlich möchte sie nicht genannt werden. Einmal pro Woche besuche sie das Familiengrab, sagt sie. Dieses Mal hat sie gelbe Osterglocken mitgebracht. Manchmal waren es Rosen. Auf ihrem Grab sollen dieses Jahr auch wieder Stiefmütterchen blühen. Verschmäht haben die Rehe beides noch nicht. Sie kennt die Fresslaune des Schalenwilds. Dabei dachte sie am Anfang, ein Unbekannter hätte Unfug am Grab getrieben. „Bis ich es auch mal von anderen Leuten hörte”, sagt sie. Dabei würde sie am liebsten keine abgenagten Stängel auf dem Grab sehen, sondern vor allem blühende Blumen. Zweimal habe es ihr Grab getroffen.

Dass Bambi und Co. über den Wildzaun als ungebetene Gäste in den Friedhof eindringen, schließt Johann Hallinger aus. „Da kommen sie nicht drüber”, ist sich der Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung sicher. Auf frischer Tat ertappt worden seien die Rehe zwar noch nicht. Gesichtet wurden sie hingegen schon häufiger.

Eine Frau sagt, sie habe das Grab ein Jahr lang mit einem Netz bedeckt. Die Präventivmaßnahme sei allerdings nicht nötig gewesen: Probleme mit Rehen hatte sie an der familieneigenen Ruhestätte noch keine.

Von anderen Tieren wurde der Wildzaun bereits untertunnelt, weiß man bei der Friedhofsverwaltung. Blumenfresser dürften die Graber aber keine sein. Gefahr von oben kommt zudem aus der Luft: Johann Hallinger weiß von Krähen, die sich an Grabkerzen bedienten. „Die schälen hin und wieder das Wachs heraus - und fressen es”, sagt er.

Dass manche Friedhofsbesucher verärgert sind, tue ihm leid. „Natürlich ist es ein Ärgernis für uns, wenn sich deswegen hin und wieder die Leute an uns wenden”, sagt Hallinger. In der Vergangenheit hatte es die Friedhofsverwaltung bereits mit automatisch schließenden Türen rund um den Friedhof versucht. „Allerdings gab es Probleme.” Die Holztüren am Friedhof seien dann schwieriger zu öffnen gewesen. Ältere Herrschaften könnten ihre Schwierigkeiten haben, die Eingangsbereiche zu bedienen, sagt er.

In der Friedhofsverwaltung überlegt man, das Thema erneut auf die Tagesordnung zu nehmen und über mögliche Lösungsansätze zu diskutieren.

kp

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