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Schreinerin und Bootskapitänin: Lena Barofke hat beide Berufe vereint

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Von: Kilian Pfeiffer

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In der Rolle der Kapitänin fühlt sich Lena Barofke wohl. Im Winter kümmert sie sich als Schreinerin in der Werft unter anderem um die Restauration der Boote.
In der Rolle der Kapitänin fühlt sich Lena Barofke wohl. Im Winter kümmert sie sich als Schreinerin in der Werft unter anderem um die Restauration der Boote. © kp

Bei Lena Barofke dreht sich alles rund um die Schifffahrt. Sie ist Kapitänin auf dem Königssee und arbeitet als Schreinerin in Deutschlands größter Werft, gleich am Ufer des Sees. Dass sich die 26-jährige - gebürtig aus dem Düsseldorfer Ecke stammend - in ihrer Arbeit nun mit Rettungsmanövern und Bootsplanken beschäftigt, hat auch ein bisschen mit Glück zu tun.

Schönau am Königssee Geigenbauerin wollte sie werden, gelernt hat sie dann den Beruf der Schreinerin. Heute schippert Lena Barofke als eine von zwei Kapitäninnen tausende Besucher über den Königssee. Ihr handwerkliches Geschick ist bei der Bayerischen Seenschifffahrt höchst willkommen. 

Mahagoni ist eines der Lieblingshölzer von Lena Barofke. Am Königssee macht sie damit fast täglich Bekanntschaft. Die 26-Jährige, die aus der Düsseldorfer Ecke stammt, kam wegen der Ausbildung nach Berchtesgaden. „Die Schnitzschule hier hat einen super Ruf.” Nur ein kleiner Teil der Bewerber hat eine Chance. Sie meldete sich an und wurde genommen. Ihr Gesellenstück war ein Sideboard aus Mahagoni, eine Art Geschirrschrank, 1,70 Meter lang, schwalbenschwanzverzinkt. Lena Barofke ist stolz auf das Mahagoni-Kunstwerk, das sie damals schuf. 

Stolz ist die junge Frau aber auch in anderer Hinsicht: „Ich habe an der Königssee mitgearbeitet.” Die Königssee? Das ist das jüngste Elektroboot am Touristensee, gebaut in Deutschlands höchstgelegener Werft. Und Lena? Sie hat dort Hand angelegt. „Natürlich bin ich nur eine von ganz vielen Handwerkern - aber immerhin”, sagt sie.

Angefangen als Stegwart

Dass die 26-Jährige vor vier Jahren überhaupt bei der Schifffahrt landete, hat auch ein bisschen mit Glück zu tun. Nach erfolgreicher Ausbildung wollte sie in Berchtesgaden bleiben, heimisch werden und Arbeit finden. Fernweh in die alte Heimat? Nur bedingt vorhanden.

Viele ihrer Bewerbungen verliefen zunächst im Nichts. Einmal hieß es: „Bevor wir eine Frau einstellen, kaufen wir lieber eine Maschine.” Lena Barofke kann nur den Kopf schütteln, wenn sie sich daran erinnert.

Also kellnerte sie zunächst in der Gastronomie. Erfüllend war das nicht. Dann stieß sie auf eine Anzeige der Bayerischen Seenschifffahrt: „Saisonkräfte als Stegwart” gesucht. „Vielleicht rutsch ich rein und werde übernommen”, dachte sie sich. 

Als Stegwart hat man viele Zuständigkeiten: Tickets entwerten, den Gästen beim Einsteigen behilflich sein, und wer Fragen hat, stellt sie sowieso dem Personal am Ufer. Die Arbeit an der Seelände, in Salet und auf St. Bartholomä bereitete ihr Spaß und gefiel ihr zunehmend besser. Trotz der Masse an Leuten, die sich die Saison über hier jeden Tag tummeln. 

Weg zur Kapitänin war nun geebnet

Es dauerte nicht lange, dann bekam Lena Barofke ein Angebot von der Seenschifffahrt. „Ich wusste nicht, ob das was für mich ist”, sagt sie rückblickend. Ablehnen? Das wollte sie auf keinen Fall. Lena Barofke durfte den Bootsführerschein machen. Damit könnte sie selbst am Steuerrad der Elektroboote sitzen und Personen befördern. Der Gedanke gefiel ihr. 

„Das ist wie ein Führerschein”, sagt Lena Barofke heute. Sie sitzt mit Kapitänsmütze am Steuerrad. Sechs Wochen Zeit hat der „Führerschein” in Anspruch genommen. Viel Bootstheorie liegt hinter ihr, viel Praxis an den Stegen. Sie hat Manöver verinnerlicht, weiß nun, wie sie dabei zu reagieren hat. Bei „Mann über Bord” etwa hat das Manöver oberste Priorität - vor allen anderen Dingen. Die Aktion gilt als zentraler Teil auf dem Wasser. Jeder Handgriff muss sitzen, in der Praxis wird das Manöver regelmäßig trainiert. Ihr erlerntes Wissen einsetzen musste sie aber noch nicht.

Lena Barofke darf nun ganz offiziell Personen in der Binnenschifffahrt befördern. Drei bis vier große Runden dreht sie am Königssee pro Tag, ein bis zwei Leerfahrten kommen hinzu: “Wir müssen die Gäste ja schließlich auch wieder abholen”, sagt sie.

Während der Fahrt über den See, ist der Kapitän der Unterhalter. Es gilt, die Gäste bei guter Laune zu halten und ihnen eine angenehme Zeit zu garantieren. „Mein Ziel ist es, dem Besucher ein Erlebnis zu bieten, das er nie vergessen wird”, sagt die 26-Jährige. Fakten und Wissenswertes berichtet sie dann, streut die eine oder andere Anekdote mit ein. „Jeder hat da seine eigene Art, wie er die Fahrt gestaltet.”

An der Seelände warten bereits die nächsten Gäste, die zu ihr aufs Boot drängen. Tag für Tag dasselbe Bild. An Schönwettertagen sind es tausende, die die Fahrdienste der rund 50 auf dem See Beschäftigten in Anspruch nehmen. Als Bootsführer, wie es offiziell heißt, ist man nie allein auf dem Wasser. “Einer muss ja mit der Trompete das Echo auf dem Königssee blasen,” sagt sie. Lena Barofke erfüllt ihr Job. „Es ist alles: außer langweilig.” Sie erhalte von den Urlaubsgästen viel Zuspruch. Dankende Worte, liebe Kommentare, „das freut mich”.   

Im Winter als Schreinerin in der Werft tätig

Mittlerweile hat Lena Barofke eine Festanstellung. Nicht als Kapitänin, sondern als Schreinerin. In der Werft, am Ufer des Königssees, arbeitet sie an den Elektrobooten, die hier in Handarbeit entstehen. In den kalten Monaten des Jahres, wenn die Gästezahlen weniger werden, bereiten die Mitarbeiter die Boote auf, reparieren und restaurieren. Bei der Seenschifffahrt sind alle Gewerke vertreten: Schlosser, Elektriker, Installateure arbeiten hier gemeinsam mit Zimmerern und Polsterern zusammen.

Der Fokus liegt auf der Handarbeit. Mahagoni ist eines der Hölzer, mit dem gearbeitet wird. „Ein schönes Produkt”, sagt Lena Barofke. Es ist witterungsbeständig, perfekt für den Bootsbau. Mittlerweile kommt das Edelholz aber seltener zum Einsatz. Beplankt wird etwa mit Ulme oder Esche. Die neueren Boote haben einen Metallrumpf. „An der neuen ‘Königssee’ habe ich vor ein paar Jahren bereits mitgearbeitet, heutzutage steuer ich das Boot auch”, freut sich die junge Frau.  

Auf ihrem Balkon zuhause stehen zwei Bänke. Die Bänke stammen aus einem alten Königssee-Boot, das ausrangiert und entsorgt wurde. Lena Barofke hat sich die hölzernen Sitzgelegenheiten gesichert und in Eigenregie hergerichtet. Das Ergebnis sei toll. Wenn sie nach getaner Arbeit mal durchatmen will, nimmt sie dort Platz. Sie weiß, dass die Entscheidung, Schreinerin zu werden, die richtige war

kp

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