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Tierschutzorganisation PETA fordert Pferdekutschen-Verbot – aber findet keinen Anklang bei Landrat Kern

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Von: Kilian Pfeiffer

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Kutschengespann stürzt am Samstag (20. August) bei Schönau in Ache
Die Pferde wurden von Helfern aus der Königsseer Ache geborgen.  © kp

Die Tierschutzorganisation PETA hat sich in einem Schreiben an Landrat Bernhard Kern gewandt. Sie fordert das Verbot von Pferdekutschen im Berchtesgadener Land. Dem vorausgegangen war ein Kutschenunfall an der Königsseer Ache, bei dem ein Kutschengespann in den Fluss gestürzt war, zwei Insassen verletzt wurden und die beiden Pferde einen Schock erlitten. Das Verbot befürwortet der Landrat aber nicht. 

Berchtesgaden/Schönau am Königssee – Die Tierrechtsorganisation warnt seit vielen Jahren vor den Risiken bei der Nutzung von Pferden vor Kutschen. „Pferde sind Fluchttiere, daher ist es generell fahrlässig, sie vor Kutschen einzusetzen“, sagt Monic Moll, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA. Schon das kleinste Erschrecken könnte eine Tragödie auslösen, sagt sie.

Landrat Kern reagiert nicht auf Forderung

„Eine tier- und artgerechte Haltung muss Anspruch jeder Tierhaltung sein, egal ob von Pferden oder anderen Tierarten“, so antwortet Landrat Bernhard Kern in einer Anfrage. Kern sei überzeugt davon, dass „jeder verantwortungsbewusste Pferdehalter darauf achtet, diese Bedürfnisse zu erfüllen und sein Tier lange gesund zu erhalten“. Der Landrat sagt, dies sei unabhängig davon, ob der Mensch das Pferd eine Kutsche ziehen lasse, reite oder anderweitig für ausreichende Bewegung für das Tier sorge. Pferde benötigten „gutes Futter, frisches Wasser, entsprechende Pflege und medizinische Versorgung“ sowie „natürliches Sonnenlicht“, sagt Bernhard Kern.

Schwere Unfälle mit Kutschen vorprogrammiert

Weil Kutschen weder über sichere Bremssysteme, Airbags noch eine Knautschzone verfügten, seien „schwere Unfälle mit Kutschen vorprogrammiert“, hieß es in der PETA-Stellungnahme, die die Organisation nach dem Kutschenunglück am Königsseer Fußweg veröffentlichte. „Die einzige Lösung zum Schutz von Mensch und Tier ist deshalb ein Verbot von Kutschfahrten“, so lautet das Fazit der Tierschützer. Auf das geforderte Verbot reagierte der Landrat nicht. Eine konkrete Frage dazu ließ er unbeantwortet.  

Der Unfall ereignete sich in Folge eines Wendemanövers, bei dem der Drehschemel die Lenkung der Pferde ausgebremst hatte. Die Tiere waren daraufhin in einer Fluchtreaktion unkontrolliert losgelaufen und samt Mitfahrern und Kutsche in die Königsseer Ache gestürzt. Eine groß angelegte Rettungsaktion folgte. 

Die Tierrechtsorganisation weist darauf hin, dass die „häufig schweren Verläufe der Unfälle“ oft auf fehlende Sicherungsvorrichtungen wie Gurte und Airbags sowie unzureichende Bremssysteme zurückzuführen seien. Jährlich ereignen sich mehrere Kutschenunfälle mit Pferden.

Im vergangenen Jahr zählte die Organisation insgesamt 35 Unfälle mit Pferdegespannen. Ein Mensch wurde dabei getötet, 48 weitere verletzt. 2021 starben in Deutschland vier Pferde, zehn weitere Tiere verletzten sich bei den Unfällen. „Die mit Abstand häufigste Unfallursache war ein Erschrecken“ der Pferde, so die Tierschützer. Im Jahr 2010 war in Rothenburg ob der Tauber nach einem Kutschenunfall ein Verbot im Innenstadtbereich ausgesprochen worden. 

In Berchtesgaden und Umgebung kommen Kutschen vor allem für Touristenfahrten zum Einsatz. Auch bei traditionellen Umzügen und großen Veranstaltungen bilden Pferde ein Gespann vor dem Wagen. PETA teilt mit: „Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten. Eine tiergerechte Lebensweise wird Pferden vor Kutschen verwehrt.“

kp

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