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Mit Humusaufbau den CO2-Abdruck ausgleichen

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Hotelier Johannes Lichtmannegger (r) mit Wolfang Abeler (l.) und Angela Abeler-Heilig bei der Zertifikatsübergabe. © Berghotel Rehlegg

Ramsau - Weltweit wird viel zu viel schädliches CO2 ausgestoßen. Mit Aufforstungsprojekten wird versucht, dem entgegenzusteuern. Aber nicht nur Bäume sondern auch Humus speichert Kohlenstoff.

Ein hoher Humusgehalt im Boden kann den CO2 Gehalt in der Atmosphäre reduzieren und das Klima entlasten. Deutschlandweit ist das Berghotel Rehlegg im Berchtesgadener Land der erste Hotelbetrieb, der seine CO2-Kompensation mit "Humus-Zertifikaten" umsetzt.

"Klimawandel, Unwetterkatastrophen und weltweites Artensterben nehmen zu. Das hat auch für Tourismusregionen erhebliche Konsequenzen. Dabei ist uns bewusst, dass unsere Sparte sowohl Opfer und Mitverursacher ist", sagt Hotelier Johannes Lichtmannegger. Seit Jahren ist es ihm und seinem Cousin Franz Lichtmannegger ein Anliegen, den gemeinsamen Beherbergungsbetrieb so nachhaltig wie nur irgend möglich zu führen. Und dazu gehört ab sofort die Förderung von Humusaufbau in der Region, genauer gesagt am Mühlhauser Hof in Garching an der Alz. "Was einige zigtausende Kilometer näher ist als Panama, wo wir bisher ein Aufforstungsprojekt finanzieren", sagt Lichtmannegger. Über einen langjährigen Partner erfuhr der Ramsauer Hotelier von der Initiative CarboCert und dem Zertifikate-Handel. Was steckt dahinter?

Vom Landwirt zum Klimawirt

Gesunde Böden sind die Grundlage der Landwirtschaft und nicht immer in Einklang mit den Vorgaben des Marktes zu bringen. Der fordert Lebensmittel in großer Menge, die jederzeit und zu günstigen Preisen verfügbar sein müssen. Das zerrt am Humusboden, die Schichten werden dünn. Dabei sind humose Böden wesentlich weniger erosionsgefährdet als humusarme Böden. Sie sind widerstandsfähiger gegen Witterungsereignisse wie Starkregen, Wind und Trockenheit und können Starkniederschläge bis zu 125 Liter pro Quadratmeter und Stunde aufnehmen. Das senkt die Gefahr von Überschwemmungen. Außerdem ist ein humoser Boden ein enormer Nährstoff- und ein perfekter CO2-Speicher. Humusaufbau ist allerdings ein Prozess, der ständig aufrechterhalten werden muss und der dem Bauern eine andere, kostenintensivere Bewirtschaftung abverlangt. Diesen finanziellen Mehraufwand gleicht die Initiative CarboCet durch Zertifikate-Handel aus und der funktioniert so: ein Betrieb oder Unternehmen, in diesem Falle das Berghotel Rehlegg, zahlt für jede verursachte Tonne CO2 einen Betrag von 45 Euro. Davon bekommt der teilnehmende Landwirt 30 Euro aber nur wenn sich nach drei Jahren wissenschaftlich bestätigen lässt, dass sein Humusboden zugelegt hat. Das Geld wird in der Zwischenzeit von einer Stiftung verwaltet, die sich 15 Euro als Aufwandsentschädigung behält.

Kompost statt Gülle 

Landwirt Hubert Mühlhauser war von der Idee sofort begeistert. Seit zehn Jahren schon beliefert er das Berghotel Rehlegg mit Frischei aus Freiland-und Bodenhaltung. "Wir wollen unseren Kunden gesunde Eier anbieten und achten auf die Gesundheit unserer Tiere und auf einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen. Deshalb bauen wir das Futter bis hin zur Sojabohne für die Eiweißversorgung der Hühner selbst an, so können wir Qualität und Regionalität garantieren", sagt Mühlhauser. Der Landwirt setzt von jeher auf einen gesunden, humusreichen Boden und ist gerne bei dem Projekt dabei. Dafür erklärt er sich beispielsweise bereit, mit Kompost zu düngen, statt mit Gülle oder Jauche. Er wird auf eine minimale Bodenbearbeitung anstelle von Pflug, Grubber, Hacke und Striegel setzten und auf Dauerbegrünung anstelle der Herbstfurche und Winterbrache. Er wird die Pflanzenvielfalt auf einem Teil seiner Nutzflächen erhöhen und dort so Misch- statt Monokulturen forcieren. Und das Berghotel Rehlegg wird im Gegenzug jährlich 300 Tonnen, sprich die Hälfte seines CO2-Ausstoßes, mit einer Zahlung von 13.500 Euro ausgleichen. Die andere Hälfte wird weiterhin über ein Aufforstungsprojekt in Panama kompensiert. In einem mit weiteren sieben deutschen Klimahotels gepflegten Wald, konnte dort schon eine Fläche von 250.000 Quadratmetern renaturiert werden.

Das Berghotel, das direkt vor den Toren des Nationalparks Berchtesgaden liegt, nimmt bereits eine Vorreiterrolle in Oberbayern ein. Als erstes Hotel der Region hinterlässt es einen positiven CO2-Fußabdruck, weil es mehr Kohlenstoffdioxid bindet als es verursacht. 70 Prozent seines Energieverbrauches deckt das Hotel selbst, der Reststrom ist zu 100 Prozent zertifizierter Inn-Wasserkraftstrom. Beim Wareneinkauf wird auf Regionalität und somit kurze Wege gesetzt. "Nachhaltigkeit ist unser wichtigster Unternehmensgrundsatz und mit der Möglichkeit des CO2-Ausgleiches fast direkt vor der Haustür, haben wir einen weiteren großen Schritt in diese Richtung getan", freut sich Johannes Lichtmannegger.

Pressemitteilung Berghotel Rehlegg

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