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Nach Unglück in den Dolomiten: Gefahr durch Gletscherschmelze auch am Blaueisgletscher?

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Von: Christina Eisenberger

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Der nördlichste Gletscher der Alpen befindet sich am Hochkalter bei Ramsau bei Berchtesgaden: der Blaueisgletscher. © ce

Eine Lawine aus Eis und Geröll rauscht den Marmolata hinab und reißt zahlreiche Menschen in den Tod. Ein fataler Gletscherbruch. Könnte es auch am nördlichsten Gletscher der Alpen, dem Blaueisgletscher bei Ramsau bei Berchtesgaden, zu einem Bruch kommen?

Trentino/Ramsau bei Berchtesgaden - Italienische Rettungskräfte suchen nach der tödlichen Gletscher-Lawine in den Dolomiten noch immer nach Vermissten. Dass noch Überlebende unter den Eis- und Geröllmassen gefunden werden, glaubt keiner. Die Bergung der Toten könne Wochen und länger dauern.

Gletscherbruch am Marmolata: Erderwärmung beschleunigt Schmelzprozess

Es ist ein Schock - für die Angehörigen der Verstorbenen, die zahlreichen Beteiligten, Italien, die Welt. Und ein trauriges Beispiel für den Klimawandel. Das Ewige Eis der Alpen schmilzt diesen Sommer besonders dramatisch. In tiefer gelegenen Gletscherregionen blitzt bereits das blanke Eis hervor. Selbst in höchsten Lagen schützt nur noch wenig Schnee das Gletschereis vor der Sonne, warnt der Deutsche Wetterdienst. Der Winter war schneearm und die Saharastaubereignisse intensiv. Der dunkle Staub verhindert, dass der Schnee das Sonnenlicht ordentlich reflektiert. Die Folge ist ein beschleunigter Schmelzprozess.

Auf einen schneearmen Winter folgt ein warmer Frühling. Klimaexperten und Gletscherforscher schätzen, dass das Unglück auch auf die steigenden Temperaturen zurückzuführen ist. Die Gletscher schmelzen immer weiter und bröckeln. „Der Hauptgrund ist die Erderwärmung und der Klimawandel. Diese fressen die Gletscher weg“, so Extrembergsteiger Reinhold Messner. An den Abbruchkanten bilden sich Eistürme, sogenannte Séracs, „Die so groß sein können wie Wolkenkratzer oder Häuserzeilen“. Vorfälle wie an der Marmolata werde man häufiger sehen, so Messner. „Heute gibt es viel mehr Fels- und Eisabbrüche als früher.“ Die globale Erderwärmung merke man in den Bergen, „schon seit 30 Jahren sehen wir mit bloßem Auge, wie die Gletscher schmelzen. Dazu muss man kein Wissenschaftler sein.“

Besteht Gefahr durch Schmelzen auch am Blaueisgletscher?

Auch in den bayerischen Alpen schwinden die Gletscher. Ein Gletschersturz wie im Marmolata-Massiv sei in Bayern allerdings undenkbar, erklärt Till Rehm, wissenschaftlicher Koordinator der Forschungsstation Schneefernerhaus an der Zugspitze, im Interview mit dem BR. Die Gletscher seien viel kleiner und auch nicht so exponiert.

Dem stimmt auch Daniel Hrassky, Vorstand der Öffentlichkeitsarbeit beim DAV Berchtesgaden, zu. Am Blaueisgletscher auf dem Hochkalter bei Ramsau bei Berchtesgaden macht sich Hrassky keine Sorgen um einen möglichen Gletscherabsturz. „Der Blaueisgletscher weist keine Séracs auf“, so Hrassky gegenüber BGLand24.de. Unter dem Gletscher steht die Blaueishütte, eine Schutzhütte der DAV-Sektion Berchtesgaden. Sie liegt jedoch nicht in der Falllinie des Gletschers - im Gegensatz zur alten Blaueishütte. Diese wurde 1955 durch eine Lawine bis auf die Grundmauern zerstört.

Auch wenn ein Gletscherbruch wie am Marmolata ausgeschlossen ist, sind die Auswirkungen der Gletscherschmelze am Hochkaltermassiv deutlich spürbar. „Bestehende Routen werden nicht oder schwerer begehbar“, so Hrassky, „auch Felsabbrüche kommen vor.“ In der Blaueishütte plant der DAV außerdem aktuell eine Wasserleitung, die vom Tal aus hinauf bis zur Hütte reicht. „Bisher wurde das Trinkwasser der Hütte aus dem Schmelzwasser gewonnen.“ Dieses reiche jedoch nicht mehr aus.

Gletscher in Bayern

Die bayerischen Alpen zählen fünf Gletscher: der Nördliche und Südliche Schneeferner auf der Zugspitze, der Höllentalferner im Wettersteingebirge, das Blaueis am Hochkalter und der Watzmanngletscher unterhalb der Watzmann-Ostwand. Letzterer kann jedoch kaum noch als Gletscher bezeichnet werden. Die Eismasse bewegt sich nicht mehr. Solche Gletscherfelder bezeichnet man dann als Toteis.

ce/dpa

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